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9.

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Hasard ließ die Franzosen, die sich unterhalb der Back aufhielten, nicht aus den Augen. Sie hatten sogar ihren verwundeten Kameraden an Deck geholt, der von Fieberschauern geschüttelt wurde. Hasard hatte den Franzosen angeboten, den Mann in einer Kammer auf dem Achterdeck unterzubringen, aber sie hatten abgelehnt.

Hasard wunderte sich nicht, daß sich das Verhalten der Franzosen grundlegend geändert hatte. Wahrscheinlich hätte er in ihrer Situation nicht anders empfunden. Sie warfen den Engländern böse Blicke zu, wenn sie sich in ihrer Nähe befanden.

Der Himmel hatte aufgeklart. Die Sonne brach durch die Wolkenbänke, und ihre Strahlen wurden von dem bewegten, dunkelgrünen Wasser reflektiert. Hasard mußte die Augen zusammenkneifen, wenn er über das Meer blickte.

Inzwischen hatten sie wieder alle verfügbaren Segel gesetzt, nur auf die Bonnets hatte Hasard verzichtet, um sie nicht erst einholen zu müssen, wenn ein Feind auftauchte und sie sich zum Kampf stellen mußten.

Hasards Hand tastete über den schlanken Griff der Pistole, die er dem Franzosen abgenommen hatte. Es war eine hervorragend gepflegte Waffe, die aus Leipzig stammte und dort von einem Büchsenmacher im Jahre 1568 hergestellt worden war. Das bewiesen zwei Inschriften, die auf der Messingplatte unterhalb des ersten Schlosses eingraviert waren.

Die beiden Kugeln mit ihren Treibladungen wurden nacheinander in den Lauf geführt, nur durch einen Dämmpfropfen getrennt. Hasard hatte befürchtet, daß die zweite Ladung gleich mit hochgehen würde, wenn er die erste zündete, aber er hatte sich getäuscht, als er ein Probeschießen auf der Heckgalerie veranstaltet hatte. Mit dieser doppelten Radschloßpistole konnte er tatsächlich zweimal hintereinander schießen.

Donegal Daniel O’Flynn lungerte am Niedergang des Mitteldecks herum. Er hielt immer noch seine Enterpike in der Hand, deren Stiel er verkürzt hatte, damit sie handlicher war. Hasard sah, wie seine Augen immer wieder mißtrauisch über die Franzosen hinweghuschten.

Im Vormars saß Smoky. Hasard beneidete ihn nicht. Das spiegelnde Wasser schmerzte in den Augen, wenn man länger darauf blickte, und es war ungeheuer schwierig, überhaupt etwas zu sehen.

Hasard hatte sich gerade entschlossen, Smoky von Dan O’Flynn ablösen zu lassen und einen weiteren Mann in den Großmars zu schicken, als Smoky losbrüllte, als hätten ihm ein paar Piraten ihr Entermesser in den Bauch gerammt. Seine Stimme überschlug sich förmlich.

„Mastspitzen voraus! Verdammt, das sind vier – nein, fünf Karavellen!“

Hasard lief zur Steuerbordreling. Er erschrak, wie dicht die Karavellen schon heran waren. Sie hatten auf die „Isabella“ gelauert. Kein Fetzen Segel hing an den langen Gaffeln des großen Vormastes und des kleineren Groß- und Besanmastes.

„Ruder hart Backbord!“ rief Hasard. Er hörte das „Aye, aye, Sir!“ von Pete Ballie. Die Galeone schwang herum, um auf den anderen Bug zu gehen.

Ben Brighton jagte die Männer hoch. Die Rahen wurden rundgebraßt, Blakky holte die Großsegelschoten an Steuerbord dicht.

Hasards Blick war nur einen kurzen Moment zur Back gehuscht. Er sah die Schatten, die sich zu bewegen begannen, und sein Alarmschrei hallte über die Decks.

„Die Franzosen! Dan, paß auf!“

Die fünf Franzosen griffen geschlossen an. Sie brüllten ihren Kampfruf, den Hasard nur allzugut kannte. Oft genug hatte er Seite an Seite mit seinem Alten und seinen Brüdern gegen bretonische Freibeuter gekämpft.

Daniel O’Flynn war bei Hasards Schrei zusammengezuckt. Instinktiv hatte er die Enterpike herumgerissen. Der Franzose, der ein Holz, das er aus einer Nagelbank herausgerissen hatte, über dem Kopf schwang, lief genau in die Spitze der Pike hinein. Sie bohrte sich unter seinen Rippen tief in den Leib.

Dan warf sich zur Seite. Er ließ die Pike nicht los. Sie kam frei und riß das Hemd des Franzosen in Fetzen. Der Mann hatte den Mund weit geöffnet, aber nur ein Würgen drang über seine Lippen.

Ein Blutstrahl schoß aus der Wunde in seinem Bauch und färbte sein Hemd und seine Hose in Sekundenschnelle rot. Er hatte das Holz fallen lassen und krampfte nun beide Hände auf die Wunde. Stolpernd torkelte er ein paar Schritte nach vorn, dann schlug er mit dem Gesicht aufs Deck.

Daniel O’Flynn riß seine Pike herum, aber aus weit aufgerissenen Augen sah er, daß er dem heranschwingenden Holz nicht mehr ausweichen konnte. Gleich mußte es gegen seinen Schädel krachen und ihn zerschmettern. Er schloß die Augen. Von irgendwoher hörte er einen scharfen Knall, und dann riß ihn die Stimme des Seewolfs aus seiner Erstarrung.

Er öffnete die Augen. Er sah, wie der Franzose, der ihn angegriffen hatte, der Länge nach auf die Decksplanken schlug. Sein Gesicht sah fürchterlich aus. Eine Kugel hatte ihm den Unterkiefer weggerissen.

Nur zwei Yards von Dan O’Flynn entfernt stand Ferris Tukker und wehrte mit dem Entermesser einen Schlag ab, den einer der Franzosen auf seinen Kopf geführt hatte. Ein weiterer wollte den Zimmermann von hinten angreifen.

Dan stieß die Enterpike vor. Sie geriet zwischen die Beine des Franzosen. Der Mann stolperte und klatschte auf die Decksplanken.

Dan sah, wie Hasard heranhastete. Ein Schuß aus seiner langen Pistole streckte den Franzosen nieder, der Batuti mit einem Entermesser niederstechen wollte. Woher der Kerl die Waffe hatte, war Hasard ein Rätsel.

Der Franzose, den O’Flynn mit seiner Enterpike zu Fall gebracht hatte, griff nach der Pistole, die Ferris Tucker bei dem Handgemenge aus dem Gürtel gerutscht war.

Hasard stieß einen Warnschrei aus. Er selbst konnte nicht mehr schießen. Er hatte beide Kugeln aus seiner Waffe abgefeuert. Er sah voller Entsetzen, wie der Franzose Ferris Tukkers breiten Rücken anvisierte.

Hasard hob die Hand mit dem Entermesser und ließ es durch die Luft sausen. Er hatte keine Zeit gehabt, zu zielen. Er hoffte nur, daß die Waffe den Mann so traf, daß er die Pistole verriß und Tucker nicht verwunden konnte.

Das Entermesser erwischte den Franzosen am Hals. Durch die Wucht, mit der Hasard das Messer auf die Reise geschickt hatte, wurde dem bretonischen Freibeuter der halbe Kopf vom Rumpf getrennt. Der Mann war schon tot, als er gegen Tuckers Beine fiel.

Ferris Tucker bückte sich, packte den Toten und beförderte ihn mit einem wilden Schrei über Bord. Dort, wo er ins Wasser klatschte, bildete sich ein roter Fleck.

Hasard blickte sich hastig um. Er achtete nicht auf das Brüllen seiner Leute. Er sah nur vier Franzosen, von den keiner mehr lebte. Der Verwundete hockte noch unter der Back, die Augen weit aufgerissen.

Wo war der Franzose mit dem roten Halstuch?

Hasard hörte den Schrei Smokys aus dem Vormars. Der stiernackige Mann hangelte sich innenbords an den Wanten hinab. Und dann hörte Hasard die kurzen, dumpfen Schläge. Er sprang auf eine Kanone und konnte die Back überblicken.

Dort war der Freibeuter und hackte mit einem blitzenden Entermesser auf die Wanten des Vormastes ein.

Hasard schrie vor Zorn auf. Von der Kanone war er mit einem Satz auf dem Schanzkleid und warf sich nach vorn. Seine Hände krallten sich in die Reling der Back. Mit einem einzigen Schwung zog er sich hoch. Er hörte den Schrei Dan O’Flynns.

Die Enterpike flog auf ihn zu. Hasard fing sie mit der rechten Hand auf.

Der Franzose hatte sich nicht beirren lassen. Zwei der fünf Wanten, die aus armdicken geteerten Tauen bestanden, hatte er bereits durchtrennt. Wenn er die restlichen drei auch noch schaffte, würde der Vormast bei den vollen Segeln, die er zu tragen hatte, abknicken wie ein Zahnstocher.

Hasard schwang sich vollends über die Reling.

„Bretone!“ schrie er.

Der Franzose wirbelte herum. Das breite Entermesser reflektierte blitzend die Sonnenstrahlen, die durch die Takelage auf die Back fielen. Im Unterbewußtsein vernahm Hasard, wie Ben Brighton Befehle über Deck brüllte. Dann klang Ferris Tuckers Baß auf.

„Klar zum Gefecht, Jungs! Jeder an seinen Platz!“

Hasard drehte sich nicht um. Sein Blick war starr auf den bretonischen Freibeuter gerichtet, den er unter Einsatz seines Lebens dem wütenden Meer entrissen hatte.

Hasard wußte, daß er diesen Mann töten mußte, wenn er nicht selbst getötet werden wollte. Er kannte die Grausamkeit und den Mut der bretonischen Freibeuter, die lieber starben, als sich einem Feind zu ergeben.

Der Bretone griff mit einem wilden Schrei an. Der Ausfall erfolgte überraschend, aber Hasard konnte noch rechtzeitig ausweichen. Das Entermesser zischte haarscharf an seiner linken Schulter vorbei.

Blitzschnell stieß Hasard mit der Pike zu. Der Bretone hatte diesen Stoß erwartet, und dennoch konnte er ihm nicht mehr ganz entgehen. Die blutverschmierte Pike ritzte ihm den rechten Oberarm auf.

Der Bretone brüllte vor Wut. Ohne auf seine Deckung zu achten, stürmte er auf Hasard los, das Entermesser zum tödlichen Hieb erhoben.

Der Seewolf glitt geschmeidig einen Schritt zur Seite.

Das Entermesser sauste mit einem scharfen Laut herab und fuhr krachend in den Fockmast, in dem es zitternd stecken blieb. Der Bretone ließ das Entermesser los und wirbelte herum. Zu spät erkannte er, daß Hasard inzwischen die Enterpike auf ihn gerichtet hatte.

Hasard brauchte sich nicht einmal zu bewegen. Mit voller Wucht lief der Bretone in die blutige Pike hinein. Ein dumpfer Schrei entrang sich seiner Brust. Seine Augen quollen hervor. Er krallte die Hände um den Schaft der Enterpike, aber er schaffte es nicht mehr, sie aus seinem Körper zu ziehen.

Hasard ließ die Pike los, als der Bretone tot auf die Decksplanken der Back fiel.

Smoky, der noch in den Wanten des Fockmastes hing und den mörderischen Kampf atemlos verfolgt hatte, ließ einen jubelnden Schrei los, der Hasard wieder zur Besinnung brachte. Ein Blick nach Steuerbord ließ ihn mit aller Deutlichkeit erkennen, wie groß die Gefahr war, die dort auf die „Isabella“ lauerte.

Er bückte sich und hob den toten Bretonen hoch. Er war wütend, daß er am Ende doch noch auf die Freibeuter hereingefallen war. Er schleppte ihn nach Steuerbord und warf ihn im hohen Bogen über Bord, so daß die Bretonen auf den Karavellen sehen konnten, daß ihr Höllenkommando fehlgeschlagen war.

Die Männer auf dem Mitteldeck sahen, wie Hasard den Toten über die Reling beförderte. Sie taten es ihm nach. Die drei toten Freibeuter flogen über das Schanzkleid, und bevor Hasard eingreifen konnte, hatte einer der Männer auch den brüllenden Mann, der bei der Bergung sein halbes Bein verloren hatte, gepackte und schleuderte ihn über Bord.

„Bist du verrückt geworden?“ brüllte Hasard den Mann an, der jetzt erst wieder zur Besinnung kam und erschrocken zusammenzuckte. Einen Moment lang war die Besatzung verwirrt.

Hasard sah, daß er ihre Gedanken wieder auf den Feind lenken mußte. Sie durften den schnellen Karavellen mit den Lateinersegeln nicht den Hauch eines Vorteils lassen, wenn sie diesen Kampf lebend überstehen wollten.

„An die Geschütze, Männer!“ rief er. „Jetzt zeigt mal, was Ferris Tucker euch beigebracht hat! Wenn wir es nicht schaffen, die Bretonen in Fetzen zu schießen, werden sie uns massakrieren!“

Mit einem Satz schwang er sich über die Reling und federte geschmeidig auf den Planken des Mitteldecks auf. Die Stückpforten waren längst hochgeklappt, die Geschütze ausgefahren und feuerbereit.

Ben Brighton wartete auf Hasards Befehl, daß er das Schiff übernehmen solle.

Hasard gab ihm das verabredete Zeichen.

„Wir müssen unbedingt die Luvstellung behalten!“ rief er zum Quarterdeck hoch.

Er sah, daß Ferris Tucker die Kanonen an Steuerbord feuerbereit hatte, aber noch waren die Karavellen für einen einigermaßen erfolgversprechenden Schuß zu weit entfernt. Sie segelten jetzt auf Parallelkurs neben der Galeone her.

Sie waren schneller, da sie höher am Wind segeln konnten. Hasard fluchte vor sich hin. Sollte er warten, bis sie ihm in Lee davongelaufen waren und ihn dann von der Luvseite angriffen?

Nein, er mußte selbst die Initiative ergreifen, bevor die Bretonen alle Vorteile auf ihrer Seite hatten.

„Ben, wir müssen dichter ran!“ schrie er. „Wir müssen ihnen unsere Zähne zeigen, solange wir sie noch in Lee haben!“

Ein kurzer Ruf zu Pete Ballie am Kolderstock genügte, um die Galeone wieder auf nördlichen Kurs zu bringen. Die vier Männer, die die Segel zu bedienen hatten, arbeiteten schnell und sicher. Nur kurz flatterten die Segel, dann standen sie wieder voll.

Hasard stützte die Hände aufs Schanzkleid und starrte an der Back vorbei nach Norden, wo die Karavellen wie Windhunde über das bewegte Wasser huschten. Er versuchte zu erkennen, wie stark die Bewaffnung der Freibeuterschiffe war, doch er konnte auf die Entfernung nichts sehen.

Wortlos schwang er sich in die Wanten des Großmastes und kletterte hinauf. Die Entfernung zu den Karavellen hatte sich ständig verringert.

Hasard konnte die Unruhe erkennen, die plötzlich an Bord der Karavellen herrschte. Anscheinend wurden sich die Bretonen erst jetzt darüber klar, daß es ein Fehler gewesen war, so dicht zusammenzubleiben.

Hasard erkannte auf der Backbordseite der ersten Karavelle drei Kanonen, die wesentlich kleiner waren als die Geschütze, die er an Bord der „Isabella“ hatte. Es mußte mit dem Teufel zugehen, wenn er den Freibeutern kein Schnippchen schlagen konnte.

Als die Entfernung nur noch knapp dreihundert Yards betrug, verlor einer der Freibeuterkapitäne die Nerven. Obwohl er die „Isabella“ nur im spitzen Winkel sah, feuerte er eine ganze Breitseite ab.

Hasard verharrte in den Wanten. Er atmete auf, als er sah, wie die Kugeln vor der „Isabella“ ins Wasser klatschten und hohe Fontänen in den aufgeklarten Himmel stiegen.

„Jetzt gilt es, Männer!“ rief Hasard und wandte sich zum Quarterdeck. „Los, Ben, wir zeigen ihnen unsere Zähne!“

Er sprang aufs Deck und hastete zu Ferris Tucker, der ihm eine Lunte reichte.

„Je zwei Kanonen für eine Karavelle!“ rief Hasard den Männern zu, und Ferris Tucker wies sie an, welches der Schiffe sie mit ihren eisernen Geschenken bedenken sollten.

Die Galeone krängte nach Steuerbord. Die Männer richteten ihre Kanonen, und als Ferris Tucker den Befehl zum Feuern gab, brüllten die Steuerbordkanonen fast geschlossen auf wie urweltliche Tiere.

Ferris Tucker wartete den Erfolg der Breitseite nicht ab. Er scheuchte seine Männer an die Kanonen, ließ sie einholen, herumschwenken und eine nach der anderen laden, wie sie es vor Tagen exerziert hatten.

Ben Brightons Männer hatten mit den Segeln alle Hände voll zu tun. Die Galeone fuhr eine Halse, daß Hasard vor Schreck das Atmen vergessen hätte, wenn Zeit dazu gewesen wäre.

Er stand bereits an Backbord und begann die Kanonen auszurichten. Sie wußten, welche Krängung die Galeone bei halbem Wind hatte, und als Ben Brighton die „Isabella“ quer zu den Karavellen gelegt hatte, brauchten sie nur noch kurz zu korrigieren.

Erst jetzt, als die Decksplanken unter der zweiten Breitseite zitterten, sah Hasard, was die erste bei den Karavellen der bretonischen Freibeuter angerichtet hatte.

Die letzte Karavelle, auf die er selbst und Batuti ihre Kanonen gerichtet hatten, war bereits abgefallen. Der Fockmast war in der Mitte von einer Kugel getroffen worden. Die riesige Rah war mitsamt dem Segel aufs Deck gekracht. Der obere Teil des Fockmastes hing außenbords.

Die Karavelle war weit zurückgefallen. Wahrscheinlich war sie sofort nach dem Treffer aus dem Ruder gelaufen.

Ferris Tucker hatte der zweiten vorderen Karavelle eine Kugel in die Wasserlinie geballert. Hasard konnte sich lebhaft vorstellen, daß dort jetzt Zustand herrschte, denn er wußte, was für Löcher die Kugeln einer spanischen Galeone in die kraweelgeplankten Seiten einer 100-Tonnen-Karavelle reißen konnten. Die Besatzung hatte sicher alle Hände voll zu tun, das Leck zumindest notdürftig abzusichern.

Die Männer der „Isabella“ brüllten vor Begeisterung, als sie sahen, welchen Erfolg ihre Breitseiten hatten, doch Ferris Tukker stauchte die Männer zusammen und trieb sie an, die Kanonen nachzuladen.

Hasard war froh, daß sie sich die Zeit genommen hatten, Kartuschen herzustellen. Das zahlte sich jetzt aus. Die Steuerbordseite war bereits wieder feuerbereit. Ben Brighton hatte die „Isabella“ jetzt auf Westkurs gebracht. Die Galeone lief wieder parallel zu den Karavellen.

Sie sahen die kleinen weißen Wölkchen auf Deckhöhe der dritten Karavelle.

Hasard schrie: „Achtung!“

Die Männer warfen sich hinter das Schanzkleid in Deckung, doch die Vorsichtsmaßnahme erwies sich als überflüssig. Die Bretonen hatten zu tief gehalten. Die Kugeln zischten weit von der Galeone bereits ins Wasser.

Die Backbordbreitseite der „Isabella“ war nicht so erfolgreich gewesen. Wahrscheinlich hatten sie sich doch zu wenig Zeit zum Zielen genommen. Nur eine der Kugeln war durch das Großsegel einer Karavelle geflogen.

Der Abstand zu den bretonischen Freibeuterschiffen hatte sich vergrößert, denn die Karavellen waren abgefallen. Nur die letzte Karavelle lag unbeweglich auf der See. Die Besatzung hatte es immer noch nicht geschafft, den zerschossenen Fockmast loszuwerden.

Alle Männer erwarteten jetzt, daß Hasard sich aus dem Staub machen würde, aber der Seewolf wußte genau, daß die Bretonen durch diese Niederlage nur noch mehr angestachelt werden würden. Außerdem dachten sie bestimmt noch immer an ihre acht Kameraden, die bei dem Kommando, die Engländer auf ihrem Schiff zu überrumpeln, ums Leben gekommen und den Fischen zum Fraß vorgeworfen worden waren.

Nein, Hasard wußte, daß er jetzt und hier hart zuschlagen mußte, wenn er Ruhe vor den Bretonen haben wollte.

„Kurs auf die havarierte Karavelle, Ben!“ rief Hasard mit klarer Stimme. „Ferris, wenn Ben gehalst hat, will ich beide Breitseiten feuerbereit haben!“

Nur Sekundenbruchteile starrten sich die Männer überrascht an. Dann machten sie sich an die Arbeit. Sie verrichteten sie mit größter Schnelligkeit und dennoch mit Sorgfalt, denn sie wußten, daß ihr Leben davon abhing.

Seewölfe Paket 1

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