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12.

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Hasard fluchte leise. Er hatte im stillen damit gerechnet, daß sie in der Nähe des Hauses ein Boot am Strand finden würden. Aber höchstwahrscheinlich lag das Boot des Fischers, den sie überwältigt hatten, bei den anderen Booten in der kleinen Bucht, wo sie die Lichter des Dorfes sahen.

Hasard und Donegan O’Flynn liefen in einem stetigen Trab den Strand entlang. Die Lichter wurden schnell größer. Hinter einem großen Felsen, der ihnen die Sicht versperrte, leuchtete Feuerschein auf. Und dann hörten sie plötzlich Stimmen.

Sie blieben stehen und lauschten. Ein glockenhelles Lachen ertönte. Andere Stimmen fielen ein. Ein Instrument wurde gezupft, und Männer begannen zu singen.

Verdammt, das hatte ihnen noch gefehlt!

Wahrscheinlich feierten die jungen Leute des Dorfes ein nächtliches Fest am Strand. Wie sollten sie an diesen Menschen ungesehen vorbeikommen? Die Zeit brannte ihnen unter den Nägeln. Wenn sie erst über die Felsen klettern mußten, um auf einem Umweg zum kleinen Hafen zu gelangen, würden sie es niemals schaffen, in einer halben Stunde an der Stelle zurückzusein, an der sie Blacky und Smoky verlassen hatten.

Dan O’Flynn hatte sich am Felsen hochgeschoben und blickte über ihn hinweg auf das lustige Treiben, das sich um ein großes Strandfeuer abspielte.

Hasard lag wenig später neben ihm. Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich das Gesicht des blonden Jungen zu einem Grinsen verzogen hatte.

„Sechs Franzmänner“, flüsterte er. „Die müßten wir eigentlich schaffen. Dann schnappen wir uns die süßen Puppen, pakken sie in das Boot und pullen sie zur ‚Isabella‘ hinaus.“

Hasard hatte nicht auf die Worte O’Flynns geachtet. Sein Blick war starr auf das kleine Boot gerichtet, das etwa dreißig Yards vom Strandfeuer entfernt an Land gezogen war und nur mit dem Heck leicht in der sanften Dünung schaukelte.

Dieses Boot mußten sie haben!

Die Frage war nur, wie sie es sich unter den Nagel reißen konnten, ohne daß die jungen Bretonen etwas davon bemerkten.

Hasard rutschte am Felsen hinunter und zog O’Flynn am Hosenbein, der sich von dem Anblick der jungen Mädchen nicht lösen konnte.

Als er neben Hasard in den weichen Sand sprang, fragte er leise und mit leuchtenden Augen: „Wollen wir uns anschleichen oder mit Gebrüll auf sie los?“

„Laß den Quatsch, Dan“, flüsterte Hasard und zog seine doppelschüssige Pistole hervor. „Paß auf! Du schwimmst hinaus und näherst dich dem Boot vom Wasser aus. Du ziehst es vom Strand, aber möglichst so, daß es niemand bemerkt. Ich werde hier am Felsen bleiben und sie in Schach halten, falls du entdeckt wirst. Dann ruderst du so schnell wie möglich hinüber zu Blacky und Smoky. Bis ihr die Wasserfässer eingeladen habt, bin ich bei euch, klar?“

„Können wir nicht wenigstens eine von ihnen ...“

Hasard unterbrach den blonden Jungen grinsend: „Hast du’s überhaupt schon mal mit einer Engländerin versucht? Einem so unerfahrenen Burschen wie dir würde eine Bretonin glatt den Kopf abreißen.“

O’Flynn murmelte einen Fluch, und ehe er sich noch etwas von Hasard anhören mußte, verschwand er in der Dunkelheit. Hasard hörte nur ein leises Plätschern, als der Junge ins Wasser stieg. Dann kletterte er wieder den Felsen hinaus und legte sich auf die Lauer. Er untersuchte die Pistole sorgfältig, ob sie nicht doch naß geworden war. Dann erst schüttete er das Pulver auf die Pfannen, zielte auf die jungen Leute am Feuer und beobachtete aus den Augen heraus das Boot.

Es dauerte nur Minuten, bis Hasard die Bewegung am Heck des Bootes sah. Dan hob es etwas an, und Hasard meinte ein leises Knirschen im Sand zu hören, als der Junge es ein Stück weiter ins Wasser zog.

Hasard hielt den Atem an. Seine Augen waren jetzt auf die jungen Franzosen gerichtet. Ein junger Mann und ein Mädchen tanzten nach einer lustigen Melodie. Die anderen saßen im Kreis um sie herum und klatschten in die Hände.

Wieder dieses Knirschen. Hasard zuckte regelrecht zusammen. Aber noch hatten die jungen Leute nichts bemerkt.

Jetzt schwamm das Boot auf den Wellen!

Hasard sah, wie sich der Schatten Dans über dem Heck des Bootes erhob. Geräuschlos glitt er hinein und schlängelte sich unter der Ducht hindurch nach vorn.

Lautlos hob er einen der beiden Riemen und legte ihn in die Rundsel an Steuerbord. Dann nahm er den anderen Riemen auf.

Er schafft es, dachte Hasard erleichtert. Sie merken nicht einmal, daß ihnen ihr Boot unter dem Hintern weggeklaut wird!

Hasard hatte sich getäuscht.

Als Dan den Backbordriemen in die Rundsel schob, geschah es. Einer der Bretonen hatte bemerkt, daß mit dem Boot etwas nicht stimmte. Er rief seinen Kameraden etwas zu und lief auf das Boot zu, um es wieder an Land zu ziehen.

In diesem Augenblick sprang Dan O’Flynn auf, packte den Steuerbordriemen und drehte das Boot mit ein paar kräftigen Schlägen herum.

Hasard durfte nicht länger zögern. Die Füße des Bretonen hatten das Wasser schon fast erreicht, da schickte Hasard die erste Kugel aus seiner Pistole.

Dicht vor den Füßen des jungen Franzosen spritzte sie Sand hoch. Der Knall der Waffe stand klar in der kühlen Nachtluft. Der Mann blieb abrupt stehen und wirbelte herum.

„Halt! Keine Bewegung!“ brüllte Hasard, obwohl er wußte, daß die Männer seine Worte nicht verstanden. Aber er versprach sich von seinem Gebrüll eine moralische Wirkung.

Das Bürschchen hatte sich auf die Ducht gesetzt und pullte jetzt, als wolle er sich mit dem kleinen Boot auf den Weg nach England machen. Hasard sah aus den Augenwinkeln, wie er langsam in der Dunkelheit verschwand.

Doch dann mußte sich Hasard wieder auf die Franzosen konzentrieren, die ihren Schreck überwunden hatten. Die Mädchen hatten sich verschreckt aneinandergedrängt und blickten mit großen Augen auf den dunklen Felsen, hinter dem der Mann hocken mußte, der geschossen hatte.

Die jungen Männer verständigten sich mit ein paar Worten. Hasard hatte den kurzen Überraschungsmoment genutzt, die erste Ladung seiner Pistole zu erneuern.

Er hatte gerade wieder Pulver auf die Pfanne des ersten Radschlosses geschüttet, als die jungen Männer ihren ersten Schreck überwunden hatten und zu dritt auf den Felsen losstürmten, hinter dem sich der Feind verbarg.

Hasard brüllte wieder.

„Bleibt stehen, ihr verdammten Hornochsen! Sonst schluckt ihr heißes Blei!“

Er sah, wie sich zwei der jungen Männer und die Mädchen abwandten und in Richtung Dorf davonliefen. Dort hatte man sicher den Schuß vernommen und sich bereits seinen Teil gedacht. Hasard wußte, wie mißtrauisch und angriffslustig die Fischer von der Belle Ile waren.

Er zielte sorgfältig. Er wollte keinen der jungen Männer verwunden oder gar töten.

Die Kugel, die dicht vor den Füßen des ersten Mannes Sand hochspritzte, hielt die jungen Burschen nur kurz auf. Wahrscheinlich glaubten sie, er hätte seine einzige Kugel verschossen. Hasard jagte die zweite gleich hinterher.

Er hatte nicht mehr genau zielen können, denn in dem Moment, in dem er abdrückte, verlor sein linker Fuß den Halt am Felsen. Er rutschte ab.

Hasard hörte im Fallen einen heiseren Schrei. Wahrscheinlich hatte die Kugel einen der Männer getroffen. Hasard hoffte, daß die Verwundung nicht zu schlimm war.

Ihm blieb keine Zeit mehr. Dan O’Flynn war mit dem Boot sicher schon ein gutes Stück vorangekommen. Und wenn sie Blacky und Smoky erreichten, brauchten sie sich vor einer Auseinandersetzung mit den drei oder vier jungen Bretonen nicht mehr zu fürchten.

Mit langen Sätzen jagte Hasard am Strand entlang. Das Laufen im weichen Sand strengte mächtig an. Er spürte, wie sich seine Muskeln in den Waden langsam verhärteten.

Vor sich hörte er die laute Stimme Blackys, der den Jungen mit dem Boot entdeckt hatte, und als Hasard seine Männer erreichte, hatten sie bereits alle vier Fässer eingeladen.

Die Bretonen waren verdammt schnell auf den Beinen. Ihre Schatten hoben sich vom hellen Strand deutlich ab. Wahrscheinlich hatten sie Blacky und Smoky, die bis zu den Knien im Wasser standen, nicht gesehen, sonst wären sie sicher stehengeblieben und hätten Hasard nicht weiter verfolgt.

So liefen sie genau in die Falle.

Hasard blieb plötzlich stehen und warf sieh den drei Burschen entgegen. Ehe sie sich auf die veränderte Situation einstellen konnten, krachte Hasards Faust bereits gegen das Kinn des ersten Mannes.

Der junge Bretone überschlug sich fast. Er landete mit dem Gesicht im Sand. Benommen richtete er sich wieder auf und spuckte den Sand aus, den er im Mund hatte.

Den nächsten Franzosen mähte Hasard mit einem Rundschlag nieder. Der Bursche heulte auf und hielt sich die Nase, aus der Blut schoß und auf sein Hemd spritzte.

Der dritte hatte seine Chance genutzt. Er war Hasard von hinten angesprungen und versuchte, ihm die Luft abzuschnüren.

Da war Blacky heran. Er schnappte den Franzosen im Genick, zog ihn von Hasards Rücken und hielt ihn am ausgestreckten Arm von sich.

„So was“, sagte er. „Einen Mann von hinten anspringen! Wo gibt’s denn so was?“

Mit der flachen Hand schlug er zu, daß der Kopf des jungen Burschen hin und her flog.

Der vierte Mann, der Hasard verfolgt hatte, war in einiger Entfernung stehengeblieben und traute sich nicht näher heran. Hasard war es nur recht. Sie hatten keine Zeit, sich hier am Strand mit den Franzosen herumzuprügeln. Sicher waren die Fischer im Dorf schon alamiert. Und sie hatten andere Sachen auf Lager als diese jungen Kerle, das wußte Hasard nur zu gut.

„Laß ihn los, Blacky“, sagte er hastig, „rein ins Boot! Wir müssen so schnell wie möglich von hier verschwinden.“

Er streute ein bißchen Pulver auf die Fackel, die Smoky ihm reichte, und schlug zwei Feuersteine aneinander. Zischend begann die Fackel zu brennen. Hasard schwenkte sie ein paarmal hin und her. Es war das verabredete Zeichen für Ben Brighton, von wo er die Männer zu erwarten hatte.

Hasard scheuchte Blacky und Smoky ins Boot. Dan hatte für sie die Ducht geräumt. Die beiden kräftigen Männer schnappten sich die Riemen, und nachdem Hasard sich übers Dollbord geschwungen hatte, legten sie los. Hasard reichte die Fackel dem Bürschchen Dan hinüber, der im Bug saß und ihn angrinste.

Hasard war froh, daß das Unternehmen bisher so gut geklappt hatte. Jetzt hatten sie genügend Wasser, um noch eine ganze Woche auf See zu bleiben. Er hoffte, daß die Fischer von der Belle Ile den Zwischenfall nicht so ernst nahmen und alles dransetzten, die Bootsdiebe zu erwischen.

Hasard atmete auf, als er die beiden Fackeln an Bord der „Isabella“ aufleuchten sah. Im nächsten Augenblick zuckte er zusammen.

Dicht neben dem Boot stieg eine kleine Wasserfontäne hoch. Nur Sekundenbruchteile später hörte er den entfernten Knall einer Muskete.

„Weg mit der Fackel!“ fauchte er Dan O’Flynn an, der sie sofort ins Wasser warf, wo sie zischend erlosch.

Blacky und Smoky legten sich noch kräftiger in die Riemen. Sie hatten die dunklen Schatten auf dem glitzernden Wasser, die sich schnell näherten, bereits entdeckt.

Hasard drehte sich um. Was er sah, ließ seinen Atem stocken. Die verdammten Fischer hatten schnell reagiert. Sie hatten ein halbes Dutzend Boote bemannt und waren drauf und dran, ihnen den Weg zur „Isabella“ abzuschneiden.

Wieder fauchte eine Musketenkugel heran, aber diesmal lag sie ein paar Yards hinter dem Boot.

Hasard hörte das Brüllen der Fischer, die sich gegenseitig zuriefen, was sie entdeckt hatten. Sie mußten die Fackeln auf der „Isabella“ bereits gesehen haben, und Hasard hoffte nur, daß die Fischer sich an so ein großes Schiff nicht heranwagten. Sicher war er sich dessen nicht. Die Sturheit der Bretonen war auf allen Meeren bekannt.

Blacky und Smoky lief der Schweiß in Strömen über das Gesicht. Aber sie ließen in ihrem Tempo nicht einen Moment nach.

Hasard lud seine Pistole nach. In der Dunkelheit war das keine einfache Sache, doch er schaffte es. Er lauschte wieder auf die Stimmen der Fischer, die sich jetzt ruhiger verhielten, um ihre Positionen nicht zu verraten. Außer dem Plätschern, das die Riemen des kleinen Bootes verursachten, und dem Keuchen von Blacky und Smoky war nichts zu hören.

Dan O’Flynn stieß plötzlich einen überraschten Laut aus. Er wies mit dem rechten Arm auf einen schmalen Schatten, der von Backbord heranschoß.

Hasard zögerte nicht lange. Er hob die Pistole und zielte. Diesmal kannte er keine Rücksicht, denn es ging um ihr Leben. Hasard kannte die Fischer von der Belle Ile gut genug, um zu wissen, daß sie nicht mehr lange zu leben hatten, wenn sie den Fischern in die Hände fielen.

Er zielte eine Handbreit über den Schatten, der das Dollbord des Bootes sein mußte. Er jagte beide Ladungen nacheinander aus dem Lauf.

Sie hörten die Schreie. Wasser spritzte auf, als die Riemen des Fischerbootes durcheinander gerieten. In Sekundenschnelle war der Schatten wieder verschwunden.

Hasard duckte sich instinktiv, als Feuerblitze aufleuchteten. Aber die Franzosen hatten mit ihren Musketen zu schlecht gezielt. Hasard sah nicht einmal, wo die Kugeln ins Wasser schlugen.

Jetzt ertönten wieder laute Stimmen, und dann schrie einer der Franzosen: „Louis est mort!“

Ein Schrei der Entrüstung und der Wut hallte über das Wasser. Wieder blitzten Mündungsfeuer auf, und an ihrer Richtung glaubte Hasard zu erkennen, daß die Fischer auf die „Isabella“ schossen.

Hasard schätzte die Entfernung zur Galeone ab. Es waren höchstens noch hundert Yards. Er verfluchte die Sandbank, die vor der Bucht lag. Wegen ihr hatte sich die Galeone nicht dichter an die Küste heranwagen können.

Das Wasser lief bereits wieder auf See hinaus. Die Ebbe hatte eingesetzt. Wenn Ben Brighton nicht höllisch auf der Hut war, saß er mit der „Isabella“ plötzlich auf Grund.

Wieder tauchte ein Schatten in ihrer Nähe auf. Hasard hörte das Klatschen der Riemen.

Nur noch fünfzig Yards zur „Isabella“, deren Schatten sich bereits wie eine mächtige Burg aus dem Wasser hob. Hasard hörte die Stimme von Ferris Tucker, und dann schien die Hölle aufzubrechen.

Von der Back der Galeone fauchte wie aus einem Höllenschlund eine lohende Mündungsflamme. Eisensplitter zischten durch die Luft und prasselten wenig später dicht vor dem Schatten, den Hasard an Backbord erkannt hatte, ins Wasser. Ein paar pochende, dumpfe Laute verrieten Hasard, daß einige Eisensplitter den Rumpf des Bootes getroffen hatten.

Die Fischer brüllten durcheinander. Hasard hörte den Zorn in ihren Stimmen. Hoffentlich begriffen sie, daß ihnen der Mann an Deck der Galeone nur einen Warnschuß vor den Bug gesetzt hatte. Hasard glaubte Ferris Tuckers Entschlossenheit gut genug einschätzen zu können, um zu wissen, daß er beim nächsten Mal keinen Pardon mehr geben würde.

Die Bordwand der Galeone tauchte vor ihnen auf. Taue flogen über das Schanzkleid des Mitteldecks. Hasard und Dan O’Flynn packten zu.

„Zuerst die Wasserfässer!“ sagte Hasard zischend. Er erhob sich und schlang ein Tau um eins der Fässer. Dan nahm sich ebenfalls eins vor.

„Hievt an!“ rief Hasard leise. „Aber vorsichtig!“

Die beiden Fässer verschwanden nach oben.

Ben Brightons Stimme klang vom Quarterdeck. Er gab Befehl, alle Segel zum Setzen bereitzuhalten.

Die nächsten Taue flogen herab. Jetzt hatten sich Blacky und Smoky so weit erholt, daß sie mit anpacken konnten.

„Befestigt das Boot!“ sagte Hasard scharf. „Ich will es unbedingt an Bord haben, klar?“

„Aye, aye“, erwiderte Blacky keuchend.

Die letzten beiden Fässer schwebten nach oben.

Hasard packte die Jakobsleiter, kletterte hinauf und schwang sich über das Schanzkleid.

„Alles klar, Ben!“ rief er. „Wir können lossegeln!“

Plötzlich herrschte lautes Treiben an Bord. Die Männer gaben sich keine Mühe mehr, leise zu sein. Ben Brighton brüllte seine Befehle über Deck, und Ferris Tucker verfluchte die halsstarrigen Bretonen, die es einfach nicht ertragen konnten, eine Niederlage hinzunehmen.

„Haut ab und legt euch auf die Mutter!“ schrie er ihnen in einem ordinären Französisch zu, daß ihm ein versoffener Holländer beigebracht hatte.

Ein Wutschrei aus vielen Kehlen war die Antwort. Musketenschüsse wurden abgefeuert, und eine Kugel klatschte dicht neben Ferris Tucker in den Fockmast.

Das war zuviel für den Schiffszimmermann. Er wirbelte die zweite Drehbasse herum und hielt den brennenden Span in seiner linken Hand an das Zündloch.

Donnernd entlud sich das schlanke Geschütz.

Ferris Tucker hatte diesmal etwas höher gehalten. Die Ladung Eisen zerriß den Bug des Fischerbootes. Hasard, der aufs Quarterdeck gestiegen war, sah, wie das Boot sofort absackte.

Die „Isabella“ drehte ihren Bug hinaus aufs Meer. Die Segel füllten sich mit dem sanften Wind, der von Land wehte, und die auslaufenden Wasser der Ebbe taten das Übrige, daß die Galeone schnell an Fahrt gewann.

Hinter ihnen blieben die fluchenden und schreienden bretonischen Fischer zurück. Die anderen Boote hatten jetzt genug damit zu tun, die Männer des sinkenden Bootes zu bergen.

Fackeln leuchteten auf. Zuckende Flammen wurden vom leicht gekräuselten Wasser reflektiert. Einer der Fischer feuerte noch seine Muskete auf die davoneilende Galeone ab, aber die Kugel konnte keinen Schaden mehr anrichten. Die Entfernung war bereits zu groß.

Immer kleiner wurden die Lichter, die hinter ihnen zurückblieben. Hasard legte Ben Brighton die Hand auf die Schulter. Es war eine stumme Geste, aber der Bootsmann verstand sie. Er hoffte genau wie der Seewolf, daß sie die nächsten drei Tage, die sie noch für ihre Fahrt nach Plymouth benötigten, ohne Zwischenfälle zurücklegen konnten.

Hasard zog sich in die Kapitänskammer zurück und legte sich auf seine Koje, nachdem er die nassen, klammen Sachen ausgezogen hatte. Er verschränkte die Hände unter dem Kopf, und ein Lächeln glitt über sein Gesicht, als er daran dachte, was für ein Gesicht Francis Drake machen würde, wenn er ihm die Seekarten von der Neuen Welt überreichte.

Doch noch war es nicht soweit. Drei Tage auf See, und das in der Nähe der französischen Küste – sie brauchten schon eine Menge Glück, wenn sie ungeschoren Plymouth erreichen wollten.

Hasard dachte an die vier Karavellen der bretonischen Freibeuter. Er konnte sich nicht vorstellen, daß sie sich in ihre Heimathäfen zurückgezogen hatten, um ihre Wunden zu lecken.

Vielleicht lauerten sie irgendwo da draußen vor der bretonischen Halbinsel, die weit in den Atlantik hinausragte ...

ENDE

Seewölfe Paket 1

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