Читать книгу Seewölfe Paket 21 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 34
2.
ОглавлениеAuf der „San José“ verhielt es sich nicht anders als auf den übrigen Schiffen des zusammengeschmolzenen Verbandes.
Jede Hand wurde für die dringend notwendigen Arbeiten an Deck gebraucht.
So ergab es sich zwangsläufig, daß sich Capitán Cubera an die vier Lakaien des Gouverneurs erinnerte, die seit dem fehlgeschlagenen Fluchtversuch in Remedios in der Vorpiek hockten und über ihre niederträchtigen Charaktereigenschaften nachdenken durften. Keine Frage, daß sie sich während des Feuersturms vor der Pirateninsel nicht besonders wohl gefühlt hatten.
Wenn Cubera aber geglaubt hatte, vier zerknirschte und um Gnade flehende Jammerlappen vor sich zu sehen, dann hatte er sich gründlich getäuscht.
Der Erste Offizier hatte die Gefangenen aus der Vorpiek holen lassen. Sie trugen noch ihre Handfesseln, als sie – von zwei bewaffneten Seesoldaten bewacht – zum Steuerbordniedergang des Achterdecks geführt wurden.
Cubera hatte sich zum Niedergang begeben und blickte auf die Kerle hinunter.
Rein äußerlich boten sie ein Bild des Elends. Ihre einstmals prächtige Lakaienkluft war dreckig, speckig und stellenweise zerrissen. Die Silber- und goldfarbenen Tressen und Pailletten funkelten nicht mehr im Sonnenlicht, sondern waren stumpf geworden und an vielen Stellen abgeschabt. Die Gesichter der vier Gouverneursdiener waren bleich und eingefallen und von sprießenden Bartstoppeln verunziert.
Doch ihre innere Einstellung stand in krassem Widerspruch zu ihrem abgewrackten Äußeren.
Jener, der vorn stand, pumpte sich auf und riß den Mund auf, kaum daß sie vor dem Niedergang stehengeblieben waren. Er war ein schwammiger Bursche mit fettig-strähnigem Haar. In wenigen Jahren würde er seinem Dienstherrn, dem sehr ehrenwerten Don Antonio de Quintanilla, zweifellos sehr ähnlich sein, was den Körperumfang betraf.
„Ich protestiere gegen …“
Der Erste Offizier wirbelte herum und schnitt ihm mit einer energischen Handbewegung das Wort ab.
„Niemand hat dir Redeerlaubnis erteilt!“ fuhr er ihn an. „Du sprichst nur, wenn du gefragt wirst. Verstanden?“
Der Schwammige zuckte zusammen und duckte sich unwillkürlich, als erwarte er, geschlagen zu werden.
Der Erste wandte sich seinem Capitán zu und salutierte.
„Gefangene wie befohlen zur Stelle, Señor Capitán.“
Cubera nickte und bedankte sich mit einem Lächeln. Nur kurz wanderte sein Blick über die eifrige Betriebsamkeit, die überall an Bord herrschte. Da wurde gehämmert und gesägt, daß es ein Vergnügen war, es anzusehen. Die Männer waren von neuer Einsatzfreude erfaßt. Es tat Cubera gut, dies zu spüren. Er wandte sich den vier Lakaien zu.
„Ich höre, Sie haben einen Protest vorzubringen“, sagte er ruhig. Dabei zogen sich seine Mundwinkel unwillig nach unten. „Gegen was, wenn man fragen darf? Die Redeerlaubnis ist hiermit erteilt.“
Der Schwammige pumpte sich abermals auf, und ein wahrer Wortschwall sprudelte über seine wulstigen Lippen.
„Gegen die menschenunwürdige Behandlung, Señor Capitán. Wir sind in der Vorpiek eingepfercht worden wie Tiere. Kein Lichtstrahl hat uns erreicht. Das Essen hat man uns hingeschoben, wie man Tieren ihren Fraß vorwirft. Wir durften uns nicht waschen und hatten nicht die geringste Möglichkeit zur Körperpflege. Selbst die Sträflinge in Havanna werden nicht so schlecht behandelt. Es ist dies der erste Moment seit – seit Tagen, daß wir wieder das Sonnenlicht erblicken.“ Der Lakai holte tief Luft und setzte zu einem neuen Redeschwall an.
Capitán Cubera unterbrach ihn rechtzeitig.
„Was das Sonnenlicht betrifft, da werden Sie Ihren Nachholbedarf ausgiebig befriedigen können. Im übrigen habe ich Ihren sogenannten Protest zur Kenntnis genommen. Ich will kein Wort mehr davon hören, sonst müßte ich Ihre Arrestbedingungen wegen ungebührlichen Benehmens verschärfen.“
Der Schwammige wurde kalkweiß.
„Aber“, stammelte er, „Sie – Sie können doch nicht …“
„Ich kann sehr wohl“, entgegnete Cubera schneidend. „Kerle Ihres Schlages haben keinen Grund, das Maul aufzureißen. Erstens befinden wir uns auf einem Kriegsschiff und nicht in einem pompösen Gouverneurspalast. Und zweitens: Warum wurden Sie unter Arrest gestellt?“
Augenblicklich starrten alle vier auf die Kuhlplanken, als gäbe es dort etwas höchst Interessantes zu suchen. Der Schwammige trat verlegen von einem Bein auf das andere, da er dem Blick Cuberas unmittelbar ausgesetzt war.
„Dann rufe ich es Ihnen noch einmal ins Gedächtnis“, sagte der Capitán mit metallisch klingender Stimme. „In Remedios haben Sie den Gouverneur bei einem Fluchtversuch, der fast mit einem Mord geendet hätte, unterstützt. Sie können froh sein, daß Sie nicht standrechtlich abgeurteilt wurden, wie es zuvor mit dem Kammerdiener geschah. Damit das unmißverständlich klar ist: Sie haben kein Recht, anders behandelt zu werden als gemeine Verbrecher. Als einziger Vorzug wird Ihnen ein ordentliches Gerichtsverfahren gewährt werden.“
Die vier Elendsgestalten duckten sich wie unter Peitschenhieben. Weder der Schwammige noch einer der anderen wagte, auch nur noch einen Ton von sich zu geben.
Cubera hob den Kopf und suchte mit seinem Blick die Kuhl ab.
„Señor Rodrigo?“ rief er dann.
Rodrigo, einer der Schiffszimmerleute, eilte mit langen Sätzen herbei, baute sich neben den Gefangenen auf und nahm Haltung an.
„Señor Capitán?“
„Sie werden vier zusätzliche Hilfskräfte brauchen können, nehme ich an.“
„Aber ja, Señor Capitán. Jeder gesunde Mann ist zur Zeit Gold wert.“
„Gut.“ Ein Lächeln huschte über Cuberas Lippen. Er deutete mit einer knappen Handbewegung auf die Gefangenen. „Hier haben Sie vier gesunde Kerle. Geben Sie ihnen ein bißchen Arbeit. Achten Sie aber darauf, daß sie auf einem der oberen Decks eingesetzt werden. Die Señores beklagen sich über Mangel an frischer Luft und Tageslicht.“
„Dem kann abgeholfen werden, Señor Capitán“, sagte der Schiffszimmermann breit grinsend. „Auch an Bewegung wird es den Señores nicht mangeln.“
„Ausgezeichnet.“ Cubera nickte scheinbar erleichtert und zufrieden. „Ich möchte mir nicht vorwerfen lassen, dem Gericht Gefangene in schlechtem Gesundheitszustand zu übergeben.“ Er gab dem Ersten Offizier und den beiden Seesoldaten einen Wink, sich um den Arbeitseinsatz der Lakaien zu kümmern.
Mit hängenden Schultern schlurften sie los, geführt von dem immer noch grinsenden Schiffszimmermann.
Vor dem Großmast war ein halbes Dutzend Sägeböcke aufgebaut worden. Decksleute mühten sich mit breitblättrigen Handsägen ab, vorgezeichnete Planken präzise auf das richtige Maß zurechtzuschneiden.
Rodrigo blieb stehen und sah den Ersten fragend an.
„Meinen Sie, das wäre etwas für unsere Amigos aus dem Gouverneurspalast?“
„Eine leichte Arbeit“, sagte der Offizier. „Für den Anfang dürfte es genau das Richtige sein. Später können Sie ihnen dann handfestere Aufgaben geben.“
„Si, Señor.“ Rodrigo forderte vier der Decksleute an den Sägeböcken auf, ihre Arbeit einzustellen. „Meldet euch bei Anselmo und helft ihm beim Pechkochen.“
Die Männer strahlten und liefen los. Die Vorbereitung des Kalfaterpechs war ein amüsanter Zeitvertreib, verglichen mit der knochenschindenden Sägerei.
Währenddessen ließ der Erste den vier Gefangenen die Handfesseln abnehmen. Mißmutig rieben sich der Schwammige und seine drei Kollegen die schmerzenden Handgelenke.
„Ihr übernehmt die Aufsicht“, sagte der Erste zu den beiden Seesoldaten, „und seid mir persönlich für die Kerle verantwortlich. In zwei Stunden werdet ihr abgelöst.“
Die Soldaten salutierten. Dann trieben sie die Gouverneursdiener auf die Sägeböcke zu, wo Rodrigo bereits darauf wartete, ihnen die Handhabung des Werkzeugs zu erklären.
„Ich weise darauf hin“, sagte der Schwammige gepreßt, „daß wir gemäß Dienstvertrag nicht verpflichtet sind, derartig niedere Arbeiten …“
„Das hast du fein gesagt“, unterbrach ihn Rodrigo grinsend. „Aber ihr werdet gleich merken, wieviel Spaß es macht, so eine Planke abzuschnippeln. Schön paßgenau muß alles sein, und ihr werdet euch mit uns freuen, wenn unsere ‚San José‘ in ein paar Tagen aussieht wie nach dem Stapellauf. Übrigens – wenn mich nicht alles täuscht, habt ihr als Arrestanten keinen Dienstvertrag, oder? Seid also froh, daß es auf einem Schiff keinen Steinbruch gibt.“
Die beiden Soldaten lachten leise. Naserümpfend wechselten die Lakaien Blicke. Doch es gab keine Möglichkeit mehr, der entwürdigenden handwerklichen Arbeit zu entrinnen. Rodrigo zeigte ihnen, wie sie die Säge ansetzen mußten, und dann gab es keinen Zeitverlust mehr.
Schnaufend vor Selbstmitleid wuchtete der Schwammige die erste Planke in den Sägebock, rückte das eingeritzte Ende zurecht und setzte das doppelt handtellerbreite Sägeblatt an. Immer wieder rutschte er ab, und schon nach wenigen Minuten rann ihm der Schweiß in Strömen über das Gesicht. Seinen Lakaienkollegen erging es kaum besser, und als sie die ersten vernünftigen Schnitte zustande brachten, zeichneten sich bereits große Schweißflecken auf ihrer verschmutzten Nobelkluft ab.
Und jedesmal, wenn sie keuchend innehielten, erinnerten sie die beiden Posten mit freundschaftlichen Stößen ihrer Musketenkolben daran, daß es noch lange nicht an der Zeit war, eine Pause einzulegen.
Den sehr ehrenwerten Lakaien verging jegliche Lust, weiteren Protest zu äußern.
Etwa eine halbe Stunde war seit dem Arbeitsbeginn der vier Gefangenen verstrichen.
Völlig unerwartet meldete sich der Schiffsarzt bei Capitán Cubera auf dem Achterdeck.
„Ich hoffe, Sie haben keine weiteren Verluste zu verzeichnen“, sagte Cubera mit hochgezogenen Augenbrauen.
„Gottlob nicht“, entgegnete der Arzt. „Alle Verwundeten sind bestens versorgt und auf dem Weg der Besserung. Ich will nichts prophezeien, aber wir können guter Hoffnung sein, daß alle durchkommen werden. Meine Helfer und ich sind derzeit dabei, die Verbände der zuerst versorgten Schwerverwundeten zu erneuern.“
Cubera musterte ihn forschend.
„Sie haben etwas anderes auf dem Herzen, Doktor. Das sehe ich Ihnen an der Nasenspitze an.“
Der Schiffsarzt faltete die Hände vor dem Bauch.
„Ihre Fähigkeit, einen anderen bis auf die Knochen zu durchschauen, ist bemerkenswert, Capitán. Aber Sie haben recht. Ich habe mich breitschlagen lassen, für Don Antonio de Quintanilla den Vermittler zu spielen.“
Cubera stieß einen leisen Pfiff aus.
„Sieh einer an! Was führt der Dicke jetzt im Schilde? Will er etwa auch wegen menschenunwürdiger Behandlung protestieren wie seine Speichellecker?“
„Nichts dergleichen.“ Der Arzt schüttelte lächelnd den Kopf. „Im Gegenteil. Er zeigt sich äußerst reumütig und hat mich bedrängt, mit Ihnen zu reden.“
„Ich bin äußerst gespannt“, gab Cubera zu.
„Um mich kurz zu fassen: Don Antonio bietet seine Mitarbeit an. Er möchte seinen Beitrag leisten, damit der Verband möglichst bald wieder einsatzbereit ist.“
Capitán Cubera glaubte, seinen Ohren nicht zu trauen.
„Das ist wieder eine Hinterlist“, sagte er spontan. „So etwas sagt de Quintanilla nicht, ohne etwas im Schilde zu führen.“
Der Arzt wiegte den Kopf.
„Mit Verlaub, ich bin sicher, daß Sie ihm unrecht tun, Capitán. Wegen seines Holzsplitters im Hintern hat er zwar anfangs sehr viel herumgejammert und gestöhnt. Aber seit einigen Stunden hilft er im Lazarett nach Kräften mit.“
„Seit er weiß, daß das Gefecht vorbei ist.“
„Kann man ihm das verdenken?“
„Vielleicht nicht. Also, wie ist Ihr Eindruck? Meint er es ehrlich?“
Der Arzt zögerte nur einen Atemzug lang.
„Ich will meine Hand nicht für ihn ins Feuer legen. Aber ich glaube, daß er wirklich meint, was er sagt. Ich könnte mir vorstellen, daß er so eine Art von Wiedergutmachung anstrebt.“
Cubera rieb sich das Kinn mit Daumen und Zeigefinger der linken Hand.
„Also gut“, sagte er nach einer Weile. „Ich traue dem Dicken zwar noch immer nicht, aber er soll seine Bewährungsprobe haben. Schicken Sie ihn herauf.“
„In Ordnung, Capitán“, sagte der Arzt, lächelte, vollführte eine Kehrtwendung und marschierte los.
Bereits fünf Minuten später erschien der schwergewichtige Gouverneur watschelnd auf der Kuhl und manövrierte seine Leibesfülle durch das Gewühl der Arbeitenden in Richtung Achterdeck. Dabei war es unvermeidlich, daß er in die Nähe seiner schweißgebadeten Lakaien geriet.
Der Schwammige erblickte ihn als erster und richtete sich in jäh erwachender Hoffnung auf. Auch die anderen hielten mit ihrer Arbeit inne.
„Señor Gouverneur!“ rief ihr Wortführer weinerlich. „Sehen Sie nur, welche Schande man uns antut. Bitte sorgen Sie dafür, daß mit dieser Erniedrigung Schluß ist. Ihr Wort hat doch immer noch Gewicht.“
Don Antonio verharrte schnaufend und bedachte seine Diener mit einem verächtlichen Blick aus kleinen, hinter Fettpolstern fast verschwindenden Augen.
„Memmen“, sagte er herablassend und ließ seine Stimme dabei laut und vernehmlich klingen. „Da jammert ihr wie Waschweiber, nur weil ihr ausnahmsweise ein bißchen arbeiten müßt! Schämen solltet ihr euch. Seid lieber froh, daß ihr euren Beitrag leisten dürft, die Kampfkraft unseres Verbandes wiederherzustellen.“
Die Lakaien starrten ihn an und verstanden die Welt nicht mehr. Dem Schwammigen sackte das Kinn herab. Sein Mund stand immer noch offen, als sich Don Antonio längst abgewandt hatte, ohne ihn und die anderen noch eines Blickes zu würdigen.
Mühsam bewältigte der Gouverneur den beschwerlichen Weg über den Niedergang auf das Achterdeck. Die Männer auf der Kuhl hatten dabei Gelegenheit, einen Blick auf seinen ausladenden Achtersteven zu werfen. Deutlich zeichnete sich unter seiner Hose das Polster ab, hervorgerufen durch den Wundverband, mit dem seine Splitterverletzung versorgt worden war.
Mit freudestrahlender Miene walzte er auf den Capitán zu. Die Offiziere hatten sich diskret zur Heckbalustrade zurückgezogen.
„Ihr Verständnis weiß ich sehr zu schätzen“, sagte er breit, „das müssen Sie mir glauben, Capitán. Zuallererst muß ich mich jedoch für das Verhalten meiner Dienerschaft entschuldigen. Dieses nichtsnutzige Pack ist es nicht wert, daß man einen überflüssigen Gedanken an die Kerle verschwendet. Lassen Sie sie ruhig schuften bis zum Umfallen. Das bringt sie vielleicht zur Vernunft.“
„Vielen Dank für den Ratschlag“, sagte Cubera. Das Stirnrunzeln wollte aus seinem Gesicht nicht weichen. Was, in aller Welt, führte der salbadernde Fettsack jetzt wieder im Schilde? Cubera gab sich einen inneren Ruck. Nun gut, sollte er seine Mitarbeit leisten. Man mußte ihn eben unter Kontrolle halten. „Ich habe gehört, Sie wollen uns unterstützen?“
Don Antonio de Quintanilla schob den mächtigen Bauch vor und legte die Hände mit gefalteten Wurstfingern darüber.
„Es ist ganz einfach meine Pflicht, Señor Cubera. Wenn ich auch nicht mit der Waffe in der Hand an den Kämpfen teilnehmen konnte – meine Verwundung, Sie wissen –, so möchte ich doch wenigstens auf andere Art und Weise aktiv werden. Je mehr Hände zupacken, desto schneller wird der Verband wieder einsatzbereit sein. Habe ich recht?“
„Allerdings“, antwortete Cubera und konnte sich ein spöttisches Lächeln nicht verkneifen. Nun gut, sicherlich schadete es dem hochwohlgeborenen Gouverneur in der Tat nicht, seine Aktivität unter Beweis zu stellen. Cubera faßte einen schnellen Entschluß. „In Ordnung. Melden Sie sich beim Zahlmeister. Zusammen mit den übrigen Zahlmeistern und Proviantmeistern unserer Schiffe werden Sie die erforderlichen Listen über Materialverluste und derzeitige Ist-Stärke aufstellen. Dazu gehört auch der Verbrauch an Rationen. Vor allem darüber müssen meine Kommandanten und ich genau im Bilde sein, damit wir wissen, wie lange die Vorräte an Lebensmitteln und Trinkwasser noch reichen. Das ist besonders deshalb wichtig, weil die ‚San José‘ und die beiden anderen Schiffe durch die Geretteten überbelegt sind. Entsprechend mehr Tagesrationen werden verbraucht, und wir müssen uns ständig vor Augen halten, daß in diesem Teil der Karibik an eine Ergänzung der Vorräte nicht zu denken ist.“
Don Antonio deutete eine Verbeugung an, was ihm wegen seines Körperumfangs sehr schwerfiel.
„Ich bin mir der Bedeutung der Aufgabe bewußt“, sagte er eilfertig, „und ich danke Ihnen, daß Sie mich damit beauftragen. Ich versichere Ihnen, daß ich Sie mit meinem Arbeitseinsatz nicht enttäuschen werde.“ Er hob die Rechte zu einer Art Ehrenbezeugung, vollführte eine Kehrtwendung mit der Eleganz einer Seekuh und watschelte von dannen.
Capitán Cubera blickte ihm mit gefurchter Stirn nach und hatte trotz allem noch ein ungutes Gefühl.