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3.

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Für Plymmie, die Bordhündin der „Isabella“, brachte dieser sonnige Morgen den lang ersehnten Landgang. Nach der ungewohnten Enge auf der „Empress of Sea“ genoß sie es sichtlich, über den Strand der Innenbucht zu hetzen – unermüdlich, mit plötzlichen Kehrtwendungen, hakenschlagend und zeitweiligen wilden Sprüngen.

Während nach und nach die Jollen von den einzelnen Schiffen eintrafen, standen die Söhne des Seewolf abseits und hielten ein waches Auge auf ihren vierbeinigen Schützling. Die Wolfshündin, die sie aus dem fernen Finnland mitgebracht hatten, war ihnen ans Herz gewachsen – vielleicht sogar noch mehr als zuvor, seit sie von dem Verlust ihres Vaters erfahren hatten.

Plymmie bedeutete eine gemeinsame Erinnerung, die Philip und Hasard mit ihrem Vater verband. Eine von vielen Erinnerungen, die nun aber, in dieser schmerzlichen Lage, ihr besonders Gewicht gewann.

Die Wolfshündin war eine getretene und mißhandelte Kreatur gewesen, als die beiden Jungen damals in Finnland auf sie aufmerksam geworden waren. Sie hatten das gepeinigte Tier gerettet, hatten es aufgepäppelt und gepflegt und schließlich mit ihrer Überzeugungskraft durchgesetzt, daß die Hündin an Bord der „Isabella“ bleiben durfte. Ohne daß sie es in jenem Moment selbst wußten, hatten Philip und Hasard so gehandelt, wie es der Wesensart ihres Vaters entsprach.

Denn auch für den Seewolf standen an erster Stelle aller Überlegungen stets Gerechtigkeit und Fairneß, Ritterlichkeit selbst dem hinterlistigsten Feind gegenüber.

Ein neuer, harter Zug hatte sich in die Gesichter der beiden Jungen gegraben, seit sie wußten, daß ihr Vater vermißt wurde. Aber sie waren darüber nicht in Wehklagen ausgebrochen. Sie hatten die Trauer und den Schmerz erduldet, wie es auch ein erwachsener Mann an ihrer Stelle getan hätte. Ja, mit ihren dreizehn Jahren waren sie ernster und reifer geworden, und vieles von ihrem kindlichen Wesen war längst verblaßt.

Ihre Gedanken wurden unterbrochen, als die beiden Jollen der „Isabella“ den Strand erreichten. Während die Männer ins seichte Uferwasser sprangen und die Boote höher an Land zogen, gab es für Plymmie eine kleine Wiedersehensfeier.

Arwenack, der Schimpanse, war als erster an Land gesprungen und hüpfte mit hellem Keckern auf die Hündin zu. Plymmie verharrte, blickte ihm schwanzwedelnd entgegen und nahm dann blitzartig Reißaus, als er zähnefletschend den wilden Mann markierte und sie mit seinen langen Armen umfangen wollte.

Eine rasante Verfolgungsjagd begann, bei der Plymmie endlich einmal im Vorteil war, da es auf dem Strand keine Masten und keine Takelage gab, in die sich ein geschickter Kletterer wie Arwenack flüchten konnte.

Sir John, der Papagei, stieg zeternd von der Schulter des Profos auf und begleitete die Tollerei der beiden Gefährten mit schrillen Rufen.

„Affenärsche! Bilgenratten – Haut in Streifen abziehen – Kakerlaken – teeren und federn!“

Edwin Carberry und die anderen blieben einen Moment vor den Booten stehen, um das Schauspiel zu beobachten.

„Ho, nun seht euch das Viehzeug an!“ rief der Profos der „Isabella“ dröhnend. „Wenigstens die haben was, worüber sie sich freuen können.“

Die Männer lächelten. Rechte Heiterkeit wollte nicht aufkommen. Zu sehr steckte ihnen in den Knochen, was geschehen war. Am schlimmsten von allem war die Tatsache, den Seewolf nicht mehr in der Mitte des Bundes der Korsaren zu wissen. Gewiß, ihr Leben mußte weitergehen. Sie mußten ihren Feinden die Zähne zeigen, um sich zu behaupten.

Aber Philip Hasard Killigrew würde niemals vergessen werden.

Während Plymmie, Arwenack und Sir John weiter ihr lautstarkes Spiel trieben, versammelten sich die Schiffsbesatzungen und die Verteidiger der Schlangen-Insel am Strand. Diesmal nahmen alle teil, die Lagebesprechung war nicht den Repräsentanten des Bundes der Korsaren vorbehalten.

Als erste hatten die „Wappen von Kolberg“ und die „Empress of Sea“ in der Bucht festgemacht. Bald darauf waren auch die weiteren Schiffe des Bundes eingetroffen und hatten ihre angestammten Liegeplätze eingenommen – die „Tortuga“, die „Pommern“, die „Caribian Queen“, der Schwarze Segler und die „Isabella“. Dort indessen, wo sonst die „Le Vengeur“ vertäut gewesen war, lag jetzt die dreimastige Schebecke, die einst dem Algerier Mubarak gehört hatte.

Don Juan de Alcazar und seine Männer traten zum ersten Male in den großen Kreis der Männer und Frauen. Von diesem Tag an waren sie vollwertige Mitglieder des Bundes der Korsaren, und da gab es nicht einen einzigen mißtrauischen Blick, der sich etwa auf sie gerichtet hätte.

Arkana, die Schlangenpriesterin, ergriff als erste das Wort und schilderte die Verluste, die man bei der Verteidigung der Insel hatte hinnehmen müssen. Mehrere ihrer Kriegerinnen und Krieger waren bei der Abwehr des Landeunternehmens gefallen.

„Ich will dies aber nicht in den Vordergrund stellen“, sagte Arkana. „Wir alle wußten, daß mit einem Blutzoll zu rechnen sein würde. Was jedoch am schwersten wiegt, ist der Verlust Hasards. Bis an unser eigenes Ende werden wir nicht aufhören, seiner zu gedenken. Das gilt auch für jene Männer, die auf der ‚Le Vengeur‘ gestorben sind. Ich denke, jeder von uns kann nachempfinden, wie sich Jean Ribault jetzt fühlt.“

Der schlanke Franzose winkte ab und schüttelte den Kopf.

„Trübsal zu blasen hat keinen Zweck“, sagte er energisch. „Der Kampf ist noch lange nicht vorbei. Old Donegal hat gemeldet, daß der spanische Verband in der östlichen Bucht von Grand Turk vor Anker gegangen ist. Also haben die Dons noch nicht aufgegeben. Denn sonst wären sie schleunigst westwärts gesegelt. Das ist der Punkt …“ Jean Ribault brach ab, denn die Aufmerksamkeit galt plötzlich nicht mehr ihm.

Es war Araua, die aus der Mitte der Kriegerinnen und Krieger nach vorn trat. Die Tochter der Schlangenpriesterin bewegte sich mit seltsam gemessenen Schritten, fast wie eine Schlafwandlerin. Auch ihr Gesichtsausdruck bestärkte dies. Wie geistesabwesend, den Blick in eine unendliche Ferne gerichtet, verharrte sie in der Mitte der Versammlungsrunde.

„Sie befindet sich in Trance“, flüsterte Jean Ribault seinem Nebenmann, Don Juan de Alcazar, zu. „Sie hat ähnliche Fähigkeiten wie ihre Mutter.“

Don Juan wandte den Kopf und sah den Franzosen fragend an. Aber es gab keine Gelegenheit, sich weiter mit übersinnlichen Erscheinungen zu beschäftigen.

Denn Araua hob jetzt wie beschwörend die Arme. Ihre Stimme klang wie aus einem hohlen Raum.

„Ich spüre es, ja ich spüre es sehr deutlich – die Willenskraft des Seewolfs, die Botschaft seiner Seele. Ich fühle, daß er mir etwas mitteilen möchte, es uns allen mitteilen möchte – er ist nicht tot! Nein, er ist nicht tot! Philip Hasard Killigrew lebt!“

Die letzten Worte hatte sie wie einen Schrei ausgestoßen.

Im nächsten Moment schien alle Kraft aus Araua zu weichen wie nach einer unendlichen Anstrengung. Arkana lief auf sie zu und schloß sie in die Arme, bevor sie in sich zusammensinken konnte. Dann führte die Schlangenpriesterin ihre Tochter in den Kreis der anderen zurück.

Noch minutenlang herrschte völlige Stille. Ergriffen blickten die Männer auf das schlanke junge Mädchen, dessen Prophezeiung neue Hoffnung in ihnen geweckt hatte. Aber sie wußten auch, daß sie sich an diese Hoffnung nicht klammern durften.

„Es ist wahr“, flüsterte Old Donegal Daniel O’Flynn. „Araua kennt die Wahrheit.“ Keiner der anderen sah ihn in diesem Augenblick spöttisch an, wenn er auch vielleicht der einzige war, der fest und unerschütterlich an die übersinnlichen Fähigkeiten des Mädchens glaubte, das die Tochter des Seewolfs war.

Jean Ribault war es, der die Aufmerksamkeit schließlich wieder auf das Vordringliche lenkte.

„Wir können trotz allem die Hände nicht in den Schoß legen“, sagte er heiser. „Ich wiederhole: Der entscheidende Punkt ist, daß die Spanier bei Grand Turk vor Anker liegen. Wir sollten als nächstes erörtern, was wir unternehmen wollen. Bevor wir das tun, so meine ich, sollten wir aber die neuen Mitglieder willkommen heißen.“

Beifall wurde laut.

Jean Ribault nickte Don Juan aufmunternd zu.

Der hochgewachsene Spanier lächelte und forderte seine Männer auf, gemeinsam mit ihm vorzutreten. Nacheinander stellte er Ramón Vigil und die Decksleute der Schebecke vor. Zum Schluß schilderte er mit knappen Worten seine eigene Geschichte und begründete seinen Entschluß, auf die Seite des Mannes überzuwechseln, den er eigentlich hatte jagen und zur Strecke bringen sollen.

„Ich habe erkennen müssen, wieviel Unrecht im Namen der spanischen Krone geschieht“, schloß Don Juan. „Der Seewolf hat mir die Augen geöffnet. Um so mehr bedaure ich, daß er nicht mehr in unserer Mitte weilt.“

Abermals erhielt er Beifall von den Zuhörern.

Thorfin Njal, dessen Kupferhelm im Sonnenlicht funkelte, trat wortlos auf den Spanier zu, hieb ihm die Riesenpranken auf die Schultern und schüttelte ihm dann die Hand. Auch die übrigen Kapitäne, Siri-Tong und die Schlangenpriesterin folgten dem Beispiel des Wikingers. Dann wandte sich Thorfin mit dröhnender Reibeisenstimme an die Versammlungsrunde.

„So. Und jetzt sollten wir nicht länger Löcher in den Sand stehen. Das Beste ist, wir laufen mit allen Schiffen aus. Und dann schießen wir die spanischen Torfköppe in ihrer Bucht zu Klump, bevor sie ihre lausigen Kähne repariert haben und die Schlangen-Insel noch mal angreifen können. Dagegen hat wohl keiner was einzuwenden, oder?“ Er verschränkte die Arme über dem Brustkasten und blickte in die Runde.

„Kein schlechter Vorschlag“, sagte Dan O’Flynn nach kurzem Nachdenken. „Eigentlich ist nichts daran auszusetzen. Wenn wir so handeln, befolgen wir die taktische Regel, einem bereits angeschlagenen Gegner nicht die Zeit zu lassen, sich zu erholen.“

Zustimmendes Gemurmel wurde laut.

„Endlich mal ein vernünftiges Wort!“ rief der Wikinger und nickte grimmig. „Ich sage euch, das ist noch immer die beste Methode: drauf und den ganzen Verband zusammenhauen, bevor sie überhaupt kapieren, was passiert.“

„Ein überfallartiger Angriff“, sagte Siri-Tong beipflichtend. „Ausnahmsweise teile ich deine Meinung, Thorfin. Wir hätten das Überraschungsmoment auf unserer Seite – und damit den entscheidenden Vorteil.“

„Haargenau!“ rief Matt Davies. „Denen machen wir Feuer unter dem Hintern, wie sie es verdient haben.“

„Rache für den Seewolf!“ brüllte Luke Morgan, und sein Gesicht rötete sich dabei vor Zorn.

Augenblicklich stimmten die anderen mit ein, und der Ruf aus den vielen heiseren Kehlen hallte wie Donner von den Felswänden der Schlangen-Insel zurück.

„Rache für den Seewolf!“

Es folgte der alte Kampfruf aus Cornwall, jenes schmetternde „Ar – we – nack!“, das Philip Hasard Killigrew so oft in den Ohren geklungen hatte, wenn er mit seiner Crew mitten durch die schlimmsten Höllenfeuer und Eisengewitter gesegelt war.

Pater David war einer der wenigen, die sich nicht an dem Gebrüll beteiligten. Er sah die verhärteten Gesichter der Arwenacks, und er konnte sich sehr wohl vorstellen, wie Wut und Schmerz in ihnen brodelten und kochten. Ihr Verlangen nach Rache war nur allzu verständlich. Der Tod des Seewolfs war ihnen unter die Haut gegangen, und der nach Vergeltung schreiende Stachel steckte tief in jedem einzelnen von ihnen.

Der riesenhafte Gottesmann schüttelte den Kopf. Nein, so ging es nicht. Er fühlte sich verpflichtet, ihnen den rechten Weg zu weisen, er durfte sie in ihrem gerechten Zorn nicht alleinlassen. Mit erhobenen Armen trat er auf die freie Fläche in der Mitte der Versammlungsrunde und wandte sich nach allen Seiten.

Nach und nach wurde es ruhiger, doch ein wütendes Gemurmel wollte nicht ganz verstummen.

„Hört mich an!“ rief Pater David und bemühte sich, seiner Stimme einen milden Klang zu verleihen. Er konnte aber nicht verhindern, daß es dennoch wie ein Donnergrollen dröhnte. „Ihr seid erfüllt von dem Wunsch nach Rache, wollt Blut mit Blut vergelten. Seid gewiß, ich kann verstehen, wie euch zumute ist. Ich habe den Seewolf kennen- und schätzengelernt, und mir ergeht es kaum anders als euch. Aber, so glaubt mir, man darf seine Gedanken nicht von ungestümen Gefühlen überrumpeln lassen. Es ist nicht gut, Entschlüsse zu fassen, wenn der Kopf und das Herz von Rachegedanken erfüllt sind. Ich bitte euch dringend, laßt euch nicht allein von der Wut leiten!“

Es war still geworden, als Pater David seine kurze Ansprache beendete. Betroffene Blicke folgten ihm, als er an seinen Platz zurückging.

„Was gibt es da viel zu überlegen?“ brüllte Thorfin Njal kurz darauf. „Wir sind sowieso in der Übermacht, und wir schießen ihre lausigen Torfkähne ruckzuck in Stücke. Schiefgehen kann dabei überhaupt nichts.“

Don Juan de Alcazar meldete sich zu Wort, indem er die Rechte hob.

„Ich denke, ich sollte auf einige Punkte hinweisen“, sagte er gelassen. „Eins erscheint mir vor allem wichtig: Bei einem Mann wie Capitán Cubera muß man davon ausgehen, daß er sich nicht überraschen lassen wird. Zumindest wird er Ausguckposten aufgestellt haben. Er kann also rechtzeitig Abwehrmaßnahmen ergreifen, wenn sich nähernde Schiffe gemeldet werden. Hier auf der Schlangen-Insel wird letzten Endes nicht anders verfahren.“ Er hielt inne und sah sich um.

Seine Worte und zweifellos auch die Ermahnung durch Pater David hatten für einige nachdenkliche Mienen gesorgt.

„Und noch etwas ist zu beachten“, fuhr Don Juan fort. „Der Bund der Korsaren verfügt zwar zur Zeit über wesentlich mehr Schiffe als Cubera, aber dieser hat noch immer die größere Streitmacht. Ich vermute, daß er bestimmt noch an die tausend Mann einsetzen kann.“

„Das ist gut möglich“, sagte Dan O’Flynn, „aber ich halte es nicht für einen Vorteil der Spanier. Tausend Mann auf drei Schiffen nutzen ihnen herzlich wenig, wenn man die Schiffe zusammenschießt.“

Don Juan nickte.

„Dem kann ich nicht widersprechen. Doch vielleicht sollte man andererseits berücksichtigen, daß Cubera jeden von See her angreifenden Gegner von einem festen Punkt aus unter Feuer nehmen kann. Er befindet sich praktisch auf Grand Turk in einer ähnlichen Lage wie zuvor unsere Freunde hier auf der Schlangen-Insel. Cubera kann Grand Turk mit seinen tausend Mann an jeder beliebigen Stelle verteidigen und außerdem die drei Schiffe in der Bucht in schwimmende Batterien verwandeln. Ich befürchte, daß ein überfallartiger Angriff für uns zu einem Fiasko werden könnte.“

„Keine Sorge“, entgegnete der Wikinger knurrend, „wir haben schon ganz anderen Strolchen die Hammelbeine langgezogen.“

„Das glaube ich gern“, sagte Don Juan, „aber warum muß man ein unnötiges Risiko eingehen? Können wir es uns denn leisten, noch mehr Verluste hinzunehmen?“ Seine Gesichtszüge hatten sich verhärtet, als er nach einer kurzen Pause hinzufügte: „Allein der Verlust des Seewolfs ist ein zu hoher Preis.“

Diesmal gab es beipflichtendes Gemurmel.

„Und was wäre dein Gegenvorschlag?“ fragte Dan O’Flynn gespannt.

Ein kaum merkliches Lächeln huschte über die Mundwinkel des hochgewachsenen Spaniers.

„Wenden wir die umgekehrte Taktik an“, sagte er kurzerhand, „verteidigen, statt angreifen. Das halte ich für die bessere Methode, und dabei hätte man noch verschiedene Variationsmöglichkeiten.“

„Wie stellst du dir denn so was vor?“ fragte der Wikinger. Seine Stirn war gefurcht, seine Augen zusammengekniffen.

„Zum Beispiel könnten wir unsere Schiffe auf See verteilen“, erwiderte Don Juan, „und zwar zunächst außer Sichtweite für Cubera und seinen heranrückenden Verband.“

„Verband nennst du das?“ entgegnete Thorfin Njal kopfschüttelnd. „Diese lächerlichen drei Schlorren?“

Don Juan zog die Schultern hoch.

„Wie dem auch sei, wir könnten ihn völlig überraschend in die Zange nehmen, sobald er mit seinen drei Schlorren die Schlangen-Insel angreift.“ Bei den letzten Worten grinste er.

Jean Ribault pfiff anerkennend durch die Zähne.

„Hört sich gut an“, sagte er. „Auf die Weise entblößen wir die Schlangen-Insel nicht schon wieder. Im übrigen werden wir trotzdem das Überraschungsmoment auf unserer Seite haben. Wirklich, eine ausgezeichnete Idee.“

Auch Dan O’Flynn und die anderen nickten beipflichtend. Der Gesichtsausdruck des Wikingers war nachdenklich geworden. Immerhin, und das bemerkten seine Gefährten mit Erstaunen, brach er nicht sofort in polternden Protest aus.

„Auch ich halte den Vorschlag unseres neuen Freundes für hervorragend“, sagte Arkana, „und zwar aus einem anderen Grund: Zwar verfügen die Gegner nur noch über drei Schiffe. Wenn es ihnen aber wider Erwarten doch gelingen sollte, einen neuen Angriff auf unsere Insel zu unternehmen, dann werden sie besser gerüstet sein. Sie kennen die Art unserer Verteidigung, sie kennen unsere Kampfmethoden, und sie wissen, wie sie sich auf einen neuen Landeversuch vorzubereiten haben. Das heißt, wir hätten einen wesentlich schwereren Stand, wenn wir die Insel ein zweites Mal allein verteidigen müßten.“

„Das ist wohl ziemlich unwahrscheinlich“, sagte Dan O’Flynn, „aber vor Überraschungen ist man ja nie ganz sicher.“

„Was ich nur bestätigen kann“, sagte Jean Ribault bekräftigend. „Cubera ist ein gewiefter Bursche. Vielleicht hat er sich längst eine Möglichkeit ausgedacht, uns doch zu entwischen, wenn wir ihn bei Grand Turk angreifen sollten. Nein, ich meine, wir sollten unbedingt so taktieren, wie Don Juan angeregt hat.“

„Und was hältst du davon?“ fragte Dan, indem er sich an den Wikinger wandte.

Thorfin fuhr sich mit dem Handrücken durch das raschelnde Bartgestrüpp. Nach kurzem Überlegen gab er sich einen Ruck und sah Don Juan grinsend an.

„Ist nicht verkehrt, deine Taktik. In Stücke schießen werden wir die Halunken sowieso.“

„Stimmen wir also ab“, sagte Dan O’Flynn. „Der Einfachheit halber: Wer ist gegen den Vorschlag Don Juans?“

Keine einzige Hand erhob sich.

„Damit sind wir uns einig“, sagte Dan zufrieden, „jetzt brauchen wir nur noch ein paar Vorkehrungen zu treffen.“

Über diesen Punkt gab es nicht viel zu beschließen. Alle waren sich darüber im klaren, daß man nicht die Hände in den Schoß legen und einfach abwarten konnte, bis der spanische Verband irgendwann einmal aufkreuzte. Vielmehr war es wichtig, den Gegner ständig unter Kontrolle zu haben – eine unabdingbare Voraussetzung dafür, daß Don Juans Taktik funktionierte.

In dieser Beziehung sollte es sich nun auszahlen, daß die Männer des Bundes der Korsaren den Bereich ihrer karibischen Heimat rings um die Caicos- und Turks-Inseln genau kannten. So war auch kein langes Überlegen erforderlich, was die „Kontrolle“ des Gegners betraf.

Der Bucht auf der Ostseite von Grand Turk, das wußten die Mitglieder des Bundes, lag eine noch kleinere Insel fast genau gegenüber. Jene Insel war nur knapp 600 Yards von Grand Turk entfernt und bot die günstigsten Voraussetzungen für die Einrichtung eines Beobachtungspostens.

An der Ostseite dieser kleineren Insel würde man mit der „Empress“ ungesehen ankern können. Und von einer Anhöhe aus würde man Cuberas Bucht überblicken können, ja, mit dem Spektiv mußte es sogar möglich sein, Einzelheiten in aller Deutlichkeit zu erspähen.

So fiel erneut der „Empress of Sea“ die Aufgabe zu, die Aufklärung zu übernehmen. Dank seiner geringen Abmessungen und seiner Schnelligkeit war der Dreimaster des alten O’Flynn das geeignetste Schiff für dieses Unternehmen.

Don Juans Schebecke schied wegen ihrer Auffälligkeit aus, obwohl sie von ihren Segeleigenschaften her ebenfalls geeignet gewesen wäre. Überdies mußte auch berücksichtigt werden, daß Cubera und seine Männer den algerischen Dreimaster mit den rot-weiß gestreiften Segeln bereits hinlänglich kannten.

Als Besatzung für die „Empress“ wurden neben Old Donegal und seiner Stammcrew mit Martin Correa, Nils Larsen, Sven Nyberg und den Zwillingen, Jean Ribault, Don Juan, Dan O’Flynn und Matt Davies ausgewählt.

Seewölfe Paket 21

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