Читать книгу Seewölfe Paket 21 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 36
4.
ОглавлениеDie beiden Holzräder des Handkarrens gruben sich tief in den Sand, als Philip und Hasard keuchend den Strand erreichten. Der Karren war mit Pulverfässern beladen, vorgesehen für die Nachmunitionierung der „Empress“.
„Kurze Pause“, sagte Philip mit pfeifendem Atem.
Die beiden Jungen verharrten und wischten sich den Schweiß von der Stirn.
„Nun sieh sich einer das Viehzeug an!“ rief Hasard im nächsten Moment.
„Mußt du unbedingt Mister Carberry nachäffen?“ entgegnete sein Bruder unwirsch. Dann aber, als er aufblickte, blinzelte er ungläubig und schüttelte den Kopf.
Hundert Yards von ihnen entfernt lag das Beiboot, das mit den Pulverfässern beladen werden sollte. Auf der Achterducht thronte eine fast mannsgroße haarig-schwarze Gestalt. Im Bugraum stand eine schwanzwedelnde Plymmie, die sehnsüchtig zur „Empress“ hinüberblickte. Nach dem ausgiebigen Landgang schien ihr der Sinn nun bereits wieder nach einer Seereise zu stehen. Sie war eben eine echte Bordhündin geworden, wenn sie auch die Planken der „Isabella“ vorübergehend mit denen der „Empress“ tauschen mußte.
Das Problem bestand aber in der schwarzen Gestalt auf der Achterducht. Arwenack hockte dort bewegungslos und unerschütterlich wie ein Klotz. Zu allem Überfluß hielt er die Ruderpinne mit der rechten Pranke und gab sich ganz wie „seine“ Menschen, denen er diese Haltung abgeguckt hatte.
„Der ist total verrückt“, sagte Philip im Brustton der Überzeugung. „Dem muß die Sonne zu lange auf den Schädel gebrannt haben.“
„Reine Schikane“, fügte Hasard hinzu und deutete zur „Isabella“. Dort waren die Männer am Schanzkleid der Kuhl zu erkennen, wie sie interessiert herüberlinsten. Mitten unter ihnen Edwin Carberry, auf dessen Schulter Sir John als folgsames Federvieh thronte.
„Paß auf“, knurrte Hasard, „jetzt tut er so, als ob er der einzige ist, der mit seinem Viehzeug umgehen kann. Dabei ist es mit Sir John nun wirklich nicht schwierig.“
„Und Arwenack gehört zur ‚Isabella‘“, sagte Philip. „Das ist doch Absicht, daß sie ihn nicht an Bord geholt haben.“
„Wem sagst du das“, seufzte sein Bruder. „Los, weiter. Notfalls schmeißen wir den Affen über Bord.“
Sie packten den Deichselgriff des Handkarrens und zogen auf ein „Hau ruck“ von Hasard weiter. Die Szenerie am Strand blieb unverändert. Mit unendlicher Geduld harrte Arwenack auf seinem Platz aus, Plymmie wedelte nur noch heftiger mit dem Schwanz, als sie die Zwillinge sah. Der Schimpanse tat indessen so, als bemerkte er von allem nichts.
„Dieses Luder weiß ganz genau, daß er auf der ‚Empress‘ nichts verloren hat“, sagte Philip schnaufend. „Tut so, als ob er kein Wässerchen trüben könnte. Und überhaupt – diese plötzliche Freundschaft mit Plymmie ist doch sehr merkwürdig.“
„Überhaupt nicht“, entgegnete Hasard, „das ist doch richtig menschlich. Der gute Arwenack möchte ein bißchen Abwechslung. Also will er ausnahmsweise mal mit uns auf die Reise.“
Zwei weitere Boote lagen bereits bei der „Empress“ längsseits. Die Männer, die dort mit dem Stauen von Proviant und Frischwasservorräten beschäftigt waren, blickten nun ebenfalls herüber.
„Jetzt stehen wir richtig im Mittelpunkt“, sagte Philip, nachdem sie den Karren nahe an das Boot heranbugsiert hatten.
Hasard marschierte entschlossen auf den Schimpansen zu und baute sich breitbeinig neben ihm auf.
„Arwenack“, sagte er energisch, „los, raus aus dem Boot!“
Der Schimpanse schien taub zu sein. Mit der freien Linken kratzte er sich auf dem runden Schädel und blickte scheinbar interessiert in die entgegengesetzte Richtung.
Hasard packte ihn kurzerhand am rechten Oberarm und wollte ihn von der Ducht stoßen. Doch im selben Atemzug zuckte er zurück. Denn jäh ruckte der Schimpanse herum, fletschte die Zähne und stieß ein wütendes Keckern aus.
„Himmel“, sagte Hasard erschrocken, „der ist ja richtig giftig.“
Von den Schiffen hallte Gelächter über die Wasserfläche der Bucht.
„So geht das auch nicht“, sagte Philip, der neben seinen Bruder trat. „Jetzt schaltet er erst recht auf stur. Und Plymmie tut so, als ob sie das Ganze nichts anginge.“
In der Tat blickte die Wolfshündin unverwandt zur „Empress“, als spiele sich dort das wesentliche Geschehen ab und nicht hier, am Strand.
„Plymmie!“ rief Hasard schneidend. Dann, als sie den Kopf wandte, zeigte er auf den Schimpansen und fügte mit erhöhter Lautstärke hinzu: „Faß! Los, pack ihn! Scheuch ihn weg!“
Plymmie reagierte nicht. Ihre Augen waren groß und treuherzig, und ihr Schwanz wedelte nur noch ein bißchen schneller, als hätte der junge Hasard sie soeben eine liebe, gute Hündin genannt.
„Hat alles keinen Zweck“, sagte Philip seufzend. „Mannen wir erstmal die Fässer an Bord. Wenn’s nicht anders geht, nehmen wir Arwenack eben mit. Glaubst du, ich will vom Affen gebissen werden?“
„Dafür reißt dir Old Donegal den Kopf ab“, versicherte Hasard. „Aber vielleicht fällt uns ja noch was ein.“
Notgedrungen begannen sie also, die Pulverfässer zwischen den Duchten der Jolle zu verstauen: Auch während des Gerumpels und Gepolters dachte Arwenack nicht im Traum daran, seine Achterducht zu verlassen. Nur noch fester packte er die Ruderpinne.
„Einfache Sache“, sagte Philip unvermittelt, als sie das letzte Faß ins Boot wuchteten. „Wir schaffen es sowieso nicht allein, den Kahn rüberzupullen.“
„Wem willst du das erzählen?“ entgegnete Hasard.
Sein Bruder zog die Schultern hoch.
„Wir sind eben fix und fertig von der Arbeit. Wer will uns denn das Gegenteil beweisen? Da müssen eben die Männer pullen, und schon sind wir die Verantwortung für den verdammten Arwenack los.“
Beim Klang seines Namens stieß der Schimpanse ein triumphierendes Keckern aus. Die Jungen bedachten ihn mit einem wilden Blick, verzichteten aber darauf, ihn weiter herauszufordern.
Hasard überlegte einen Moment.
„Blödsinn“, sagte er dann, „ich weiß was besseres.“ Flüsternd erklärte er dem Bruder seinen Plan, als könnte Arwenack menschliche Worte verstehen und vorzeitig gewarnt werden.
Philips Gesicht erhellte sich.
„Dann mal los“, sagte er knapp, „das haut hin.“
Kurzentschlossen lösten sie zwei Holzstücke vom wackligen Aufbau des Handkarrens und blockierten das Ruder damit in Geradeausstellung. Da Arwenack mit seiner Taktik fortfuhr, von allem nichts mitzukriegen, begriff er auch den Sinn der Verkeilung nicht. Dann schoben die Jungen das Boot eilends ins Wasser, schwangen sich auf die mittlere Ducht und begannen zu pullen.
Erst Minuten später wurde dem Schimpansen klar, daß nicht der Kurs zur „Empress“ anlag, sondern zur „Isabella“. Sein Protest gellte über die Wasserfläche. Doch es half ihm nichts. Und von den Schiffen war nun auch kein Gelächter mehr zu hören.
Kurz darauf bugsierten Philip und Hasard das Heck des Bootes an die Jakobsleiter der „Isabella“.
Die Gesichter, die über das Schanzkleid lugten, waren verblüfft.
„Mister Carberry!“ rief Philip militärisch. „Melde: Bord-Schimpanse vom Landgang zurück!“
Hasard hielt währenddessen Plymmie unter Kontrolle, damit sie nicht etwa ihren Platz im Bugraum verließ. Arwenack hatte sein Keckern eingestellt und zog ein langes Gesicht.
Einen Augenblick sah es aus, als würde der Profos lospoltern. Doch dann schluckte er nur, und sein Rammkinn ruckte zweimal vor und zurück.
„Arwenack!“ brüllte er dann. „An Bord mit dir, du Affenarsch! Beweg dich, oder ich ziehe dir dein verdammtes Fell über die Ohren!“
Diese Sprache war dem Schimpansen geläufig. Er zuckte zusammen und hatte es im nächsten Moment höllisch eilig, die Jakobsleiter hinaufzuhangeln.
Erleichtert pullten die Jungen von der „Isabella“ weg, verkniffen sich aber jeglichen Kommentar. Sie wußten, wie grantig Ed Carberry in solchen Situationen werden konnte. Immerhin hatten sie ihn elegant ausgetrickst. Aus dem Spaß auf ihre Kosten war nichts geworden.
Am Nachmittag, als die Tide günstig stand, glitt die „Empress“ auf den Felsendom zu. Abschiedsrufe und gute Wünsche von den Männern auf den großen Schiffen begleiteten die kleine dreimastige Karavelle mit dem Lateinerrigg.
Old O’Flynn und die übrigen Männer winkten den Gefährten noch einmal zu. Dann erreichte die „Empress“, von Martin Correa mit sicherer Hand gesteuert, bereits die felsüberspannte Passage, in der kein Sonnenstrahl das Halbdunkel zu stören vermochte.
Nichts erinnerte mehr an den Untergang der Kriegsgaleone „San Gabriel“, die hier von jenen acht Pulverfässern zerrissen worden war, die Karl von Hutten heimlich mit dem Mahlstrom hatte treiben lassen. Wohl waren bei der Detonation einige Gesteinsbrocken aus dem Dom gerissen worden. Doch die entsprechenden Stellen waren im Halbdunkel nicht zu erkennen.
Gleich darauf öffnete sich die Weite der Karibischen See vor den Männern auf der „Empress“. Als glitzerndes Muster vieler unzähliger Linien verliefen die Wellen über die See und reflektierten funkelnd das strahlende Sonnenlicht. Der azurblaue Himmel war wolkenlos, ein handiger Wind wehte aus Nordnordost. Überhaupt erwies sich das Wetter in diesen Tagen als beständig, den Wind aus nordöstlichen Richtungen konnte, man fast schon als festen Faktor einkalkulieren. Aber jetzt begann auch die Zeit der Wirbelstürme.
Außerhalb des Felsendoms legte Martin Correa die „Empress“ auf Kurs Südost. Über Steuerbordbug segelnd, gewann der schlanke Dreimaster sehr rasch an Fahrt.
Nach etwa zwei Seemeilen beschloß Old O’Flynn im Einvernehmen mit Jean Ribault, Don Juan und seinem Sohn Dan, nach Norden hin aufzukreuzen. Bis zum Einbruch der Dunkelheit hatten sie ohnehin genügend Zeit, und es war wichtig, bei Tageslicht nicht in die Sichtweite der Spanier auf Grand Turk zu gelangen.
Dan O’Flynn ließ es sich wiederum nicht nehmen, Ausguck zu gehen. Vom Vorschiff aus behielt er die Kimm nach allen Richtungen im Auge. Doch während der gesamten Dauer der Kreuzschläge zeigte sich nirgendwo auch nur das Tüpfelchen einer Mastspitze.
Als sie sich etwa fünf Seemeilen nordwestlich von Grand Turk befanden, gab Old Donegal erneut Order zum Kurswechsel, diesmal nach Osten. Eine halbe Stunde später war es an der Zeit, die Segel zu bergen und den Treibanker auszubringen. Zwar sank die Sonne im Westen bereits der Kimm entgegen, doch bis zum Beginn der Dämmerung würde noch eine Stunde vergehen.
Gemeinsam mit dem alten O’Flynn lehnten Jean Ribault und Don Juan an der Heckverschanzung. Matt Davies, Nils Larsen und Sven Nyberg waren auf dem Hauptdeck damit beschäftigt, Taue aufzuschießen und Nagelbänke zu klarieren. Die Zwillinge unterstützten Martin Correa dabei, in der kleinen Kombüse einen schmackhaften Happen für das Abendessen zuzubereiten. Plymmie hatte sich zu Dan O’Flynn auf das Vorschiff gesellt.
Dan war froh, den Ausguck übernommen zu haben, denn als er die krächzende Stimme seines Vaters vernahm, wußte er bereits, in welche Richtung das Gespräch gehen würde.
Übernatürliches stand mal wieder auf der Tagesordnung.
„Ehrlich gesagt“, begann Old Donegal gedehnt, „mir hat Arauas Verhalten sehr zu denken gegeben.“
„Das junge Mädchen?“ fragte Don Juan interessiert.
Zu spät warf ihm Jean Ribault einen warnenden Blick zu. Aber Don Juan verstand ohnehin nicht, denn schließlich konnte er nicht wissen, daß man bei dem alten O’Flynn nur ein Fünkchen von Interesse zu zeigen brauchte, um gleich darauf in ein stundenlanges Gespräch über die Rätselhaftigkeiten dieser Welt verstrickt zu werden.
„Die Tochter der Schlangenpriesterin Arkana“, sagte Old Donegal eifrig. „Und die Tochter des Seewolfs.“
Der Spanier zog überrascht die Augenbrauen hoch.
„Ja, allerdings“, bekräftigte der alte O’Flynn. „Im Grunde ist das kein großes Geheimnis. Aber das Wesentliche sind die übersinnlichen Kräfte von Mutter und Tochter.“
„Ja, zwischen Himmel und Erde gibt es eben unerklärliche Dinge, von denen wir armseligen Menschenkreaturen nicht die geringste Ahnung haben.“ Jean Ribault sagte es mit einer theatralischen Gebärde und einem langgezogenen Seufzer.
Old Donegal fauchte ihn an.
„Spotte nur. Damit beweist du nichts anderes als deine Einfältigkeit. Ein Mensch sollte begreifen, daß sein Grips nicht ausreicht, um gewisse Sachen zu erfassen.“
Jean Ribault verdrehte die Augen.
„Im Grunde teile ich diese Ansicht“, sagte Don Juan nachdenklich. „Wenn ich mir vorstelle, wie unendlich vieles auf dieser Welt noch nicht erforscht ist …“
„O Himmel!“ rief Ribault mit einem Stöhnen. „Jetzt gibst du ihm auch noch Wasser auf die Mühle.“ Entnervt wandte er sich ab, lehnte sich über das Schanzkleid und starrte außenbords.
Old Donegal grinste den Spanier an. Mit dem Daumen deutete er auf den Franzosen.
„Einer von denen, die immer denken, sie müßten mir die Galle überlaufen lassen. Diese Burschen wissen nämlich genau, daß ich fuchsteufelswild werden kann, wenn sie mich einen alten Spinner nennen.“
„Das würde ich mir nicht im Traum einfallen lassen“, sagte Don Juan und ahnte nicht, was er damit heraufbeschwor.
„Wirklich nicht?“
„Nein, warum? Ich habe mit eigenen Augen gesehen, wie das Mädchen in Trance geriet. Das war keine Schauspielerei, das war absolut echt.“
„Sag ich ja.“ Die Augen Old Donegals begannen zu leuchten. „Paß mal auf, Don Juan …“ Er senkte die Stimme zu verschwörerischem Ton. „Was die kleine Araua da von sich gegeben hat, ist die Wahrheit. Sie hat nämlich eine Botschaft erhalten. Ebensogut hätte die Botschaft auch an Arkana gerichtet sein können. Aber Hasard hat sich eben Araua als Empfängerin ausgesucht.“
Don Juan blinzelte verblüfft.
„Eine Botschaft? Ich hätte eher angenommen, daß es überaus starke Gedankenströme waren. Dabei bleibt nur die Frage offen, was die Ursache war. Es könnte zum Beispiel sein, daß Araua mit übermenschlicher Willenskraft von dem Wunsch beseelt war, Hasard möge noch am Leben sein. Daraus hat sich dann ihr Trancezustand entwickelt, auf den sie selbst keinen Einfluß hatte.“
„Nein, ausgeschlossen“, widersprach der alte O’Flynn energisch. „Hasard hat eine Gedankenbotschaft abgeschickt. So was funktioniert, das kannst du mir glauben. Ich habe da mal eine Geschichte miterlebt, die sich auf den Hebriden abgespielt hat. Also, das war so – da gab es eine Fischersfrau, die hatte ihren Mann auf See verloren. Und ihr einziger Sohn ließ sich beim besten Willen nicht davon abbringen, ebenfalls Fischer zu werden. Ständig hat die arme Frau auf den Jungen eingewirkt, er möge doch um Himmels willen an Land bleiben und bei einem Bauern arbeiten. Aber der Junge wollte nicht hören, obwohl die Mutter ihn regelrecht anflehte. Sie hatte nämlich das zweite Gesicht, weißt du? Hat ihm auf den Kopf zugesagt, daß er auch auf See bleiben würde – wie sein Vater. Aber der Junge hat sie natürlich nur ausgelacht. Und dann …“
Langatmig schilderte Old Donegal seine angeblich selbst miterlebte Geschichte von den Hebriden. Natürlich hatte die arme Fischersfrau schließlich einen Hilferuf als gedankliche Botschaft von ihrem Sohn erhalten, als dieser sich in höchster Seenot befand.
Nachbarn hatten die Frau am nächsten Morgen tot aufgefunden. Danach hatte sich dann herausgestellt, daß sie haargenau zum selben Zeitpunkt gestorben war, in dem ihr Sohn weit entfernt auf See den nassen Tod gefunden hatte. Und kein Arzt hatte ihre Todesursache feststellen können.
Don Juan begriff jetzt, warum Jean Ribault ihm den warnenden Blick zugeworfen hatte. Und er schwor sich in diesem Moment, den alten O’Flynn auf das Thema Übersinnliches nie wieder anzusprechen.
„Der beklagenswerten Frau brach das Herz“, schloß Old Donegal endlich seine Litanei, „und zwar bewirkte das die Botschaft, die ihr Sohn geschickt hatte – dieser verzweifelte Hilferuf.“
Jean Ribault hatte sich umgedreht. Mit gespielter Fröhlichkeit schlug er die Handflächen gegeneinander.
„Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute. Eins hast du vergessen, Großvater: Als sich das tragische Unglück ereignete, warst du zufällig gerade als Fischer auf den Hebriden tätig.“
„Nenn mich nicht Großvater“, entgegnete der alte O’Flynn bissig. „Du kannst so was überhaupt nicht beurteilen. Erstens war ich wirklich auf den Hebriden, und zweitens geht es dich einen feuchten Käse an, was ich da zu tun hatte.“
Jean Ribault verkniff sich eine Antwort und grinste nur.
„Wir sollten jedenfalls hoffen“, sagte Don Juan diplomatisch, „daß Hasard trotz allem noch am Leben ist. Und jetzt meine ich, wir könnten langsam Kurs auf die Nebeninsel von Grand Turk nehmen.“ Er zwinkerte dem Franzosen zu und deutete nach Westen.
Dort versank die Sonne hinter der Kimm, und innerhalb von Minuten trübte sich das Licht über der weiten Wasserfläche ein.
„Muß wohl sein“, sagte Old O’Flynn knurrend, „sonst gibt’s bloß noch Streit. Diese Spottdrossel von einem Franzmann hat auch kein bißchen Feingefühl. Ich muß wirklich aufpassen, daß ich mich nicht zu sehr aufrege. Also kümmern wir uns lieber um die lausigen Dons.“
Don Juan de Alcazar hatte sich mittlerweile daran gewöhnt, daß seine Landsleute auf diese wenig respektvolle Weise tituliert wurden. Er hatte bei den Gefährten des Seewolfes nicht das Gefühl, daß sie es geringschätzig meinten.