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7.

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Die Morgensonne schob sich höher an den Himmel. Ihr Licht, das sich in den vergangenen Wochen als winterlich kraftlos erwiesen hatte, wurde von Tag zu Tag durchdringender und ließ erkennen, daß auch an der deutschen Ostseeküste der Frühling bereits Einzug gehalten hatte.

Den Seewölfen, die das rauhe Klima der Ostseeländer mehr als einmal verwünscht hatten, war das nur recht, denn die Verbesserung der Witterungsverhältnisse konnten der Ausführung ihres Auftrages nur förderlich sein. Schließlich mußten sie mit Ergebnissen aufwarten können, wenn sie nach England zurückkehrten. Teilweise war es ihnen auch schon gelungen, der königlichen Order gemäß neue Handelsbeziehungen mit den Ostseeanliegern anzuknüpfen – unter Ausschluß der Hanse, versteht sich, wie Elisabeth I. das gewünscht hatte.

Dennoch hatten Philip Hasard Killigrew und seine Männer auch in diesem Teil der Erde die Erfahrung gesammelt, daß jeder Weg, ob zu Land oder zur See, seine Hindernisse aufzuweisen hat.

Auch die Ereignisse dieses frühen Morgens bestätigten die bisherigen Erfahrungen der Seewölfe. Und sie würden sich noch zuspitzen, das war jetzt schon abzusehen.

Kaum hatten die spöttischen Bemerkungen Arne von Manteuffels den polnischen Offizier wutentbrannt verschwinden lassen, tauchte der Kutscher aus dem Krankenraum auf und eilte zu Hasard.

„Unser Gast ist bei Besinnung“, meldete er nicht ohne Stolz, denn schließlich hatten er und Mac Pellew sich entsprechend um den Fremden gekümmert.

„Wie steht es um ihn?“ fragte der Seewolf.

„Er wird es überstehen“, antwortete der Kutscher. „Die Schädelverletzungen sind nicht so schlimm, wie sie zunächst ausgesehen haben. Aber er wird trotzdem eine Weile daran zu knacken haben.“

„Ist er ansprechbar?“

Der Kutscher nickte. „Er scheint ein ziemlich zäher Brocken zu sein.“

Hasard und Arne begleiteten den Kutscher zum Krankenraum, der sich unter der Back, gleich neben der Kombüse, befand. Nils Larsen folgte ihnen als Dolmetscher.

Der Seewolf war im stillen froh darüber, Nils und Stenmark an Bord zu haben. Beide, der Däne und der Schwede, hatten als Dolmetscher wertvolle Dienste geleistet. Ohne Nils Larsen zum Beispiel würde selbst zwischen ihm und seinem Vetter Arne eine nur schwer überwindbare Sprachbarriere bestehen. Doch mit Nils’ Hilfe, der auch die deutsche Sprache beherrschte, gab es keine Verständigungsprobleme.

Arne und Hasard waren überrascht, als sie den Mann erblickten. Jetzt, nachdem der Kutscher und Mac ihm das Blut vom Gesicht gewachen hatten, sah er weit weniger hilfsbedürftig aus als drüben am Strand. Seine Züge ließen sich etwas genauer studieren.

Der Fremde hatte ein kantiges, offenes Gesicht, das jetzt etwas fahl wirkte. Seine Augen tasteten sich über die Gestalten der Männer, die vor seiner Koje standen.

Als sein Blick auf Arne fiel, huschte ein überraschter Ausdruck über sein Gesicht. Reflexartig versuchte er, den Kopf etwas anzuheben, ließ ihn aber mit einem Aufstöhnen zurücksinken.

„Wir kennen uns flüchtig, nicht wahr?“ fragte Arne in seiner Muttersprache.

Der Fremde verzog den Mund zu einem Lächeln.

„Ja, ich habe Sie schon einmal gesehen. Es war in Pillau und ist vielleicht ein Jahr her.“ Seine Stimme klang noch etwas schwach. „Ich bin sehr froh darüber“, fuhr er fort, „daß Sie mich am Strand gefunden haben. Als ich zu mir kam, glaubte ich zunächst, ich sei auf einem polnischen Schiff gelandet. Ich muß mich bei Ihnen für die Hilfe bedanken, Ihre Männer haben sich sehr um mich bemüht.“

Arne lächelte.

„In erster Linie haben Sie nicht mir zu danken, sondern meinem Vetter aus England.“ Er deutete auf den Seewolf. „Er heißt Philip Hasard Killigrew, und seine Leute waren es, die Sie am Strand entdeckt haben. Außerdem befinden Sie sich auf seinem Schiff. Ich selber heiße Arne von Manteuffel und stamme aus Kolberg.“

Die Blicke des Mannes wanderten zu Hasard.

„Ich weiß gar nicht, wie ich mich bei Ihnen bedanken kann“, sagte er dann, während Nils Larsen übersetzte. „Mein Name ist Fritz Strakuweit. Ich lebe als Fischer in Palmnicken, das ist nicht weit von hier.“

„Unsere Hilfe war selbstverständlich“, sagte Hasard lächelnd. „Darüber brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, und schuldig sind Sie uns dafür auch nichts. Sie haben großes Glück gehabt, daß mein Ausguck Sie gesehen hat, sonst wäre die Sache wohl übel für Sie ausgegangen.“

„Das kann man mit Gewißheit sagen“, erwiderte Fritz Strakuweit mit ernstem Gesicht. „Die Kerle, die mich überfallen haben, hielten mich wahrscheinlich für tot, sonst hätten sie bestimmt noch etwas nachgeholfen.“

„Wenn Sie das Sprechen nicht zu sehr anstrengt, würden wir gerne erfahren, was eigentlich geschehen ist“, sagte Hasard. „Wer hat Sie denn so übel zugerichtet?“

„Drei polnische Soldaten“, antwortete Strakuweit. „Sie hatten es auf mein Bernstein abgesehen. Zuerst dachte ich, sie wollten mich verhaften und vor das Gericht in Fischhausen bringen, dann aber merkte ich, daß sie sich nur persönlich bereichern wollten.“

Der Fischer aus Palmnicken gab einen umfassenden Bericht von dem, was sich im ersten Morgengrauen drüben am Strand zugetragen hatte. Seine Ausführungen stimmten mit dem überein, was Arne bereits über das sogenannte Bernsteinregal des polnischen Königs Sigismund III. erzählt hatte.

„Drüben am Strand befinden sich ungefähr sechzig polnische Soldaten, die eine Schar Einheimischer zum Bernsteinsammeln zwingen“, sagte Hasard. „Würden Sie die drei Kerle, sofern sie dabei sind, wiedererkennen?“

„Mit Sicherheit“, erwiderte Strakuweit. „Ich werde die Visagen dieser Halunken mein Lebtag lang nicht mehr vergessen. Ich hatte ja Zeit genug, mir ihr Aussehen einzuprägen.“

„Sehr gut“, sagte Hasard, „dann wollen wir uns die Burschen mal etwas näher betrachten. Können Sie es verkraften, wenn wir Sie kurz hinaus auf die Kuhl bringen?“

„Ich denke schon“, sagte Strakuweit.

Die Männer hoben den Verletzten vorsichtig in einen bequemen Lehnstuhl, nachdem sie ihn in eine warme Decke gepackt hatten. Dann trugen sie ihn samt Stuhl nach draußen. Hasard drückte ihm ein Spektiv in die Hand, mit dem er eifrig den Strand absuchte.

Edwin Carberry konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen, als er das merkwürdige Bild sah. Seiner Meinung nach glich der deutsche Bernsteinsammler, der mit seinem Kopfverband und der Decke um den Leib auf einem Lehnstuhl saß, einem orientalischen Scheich, der mit Turban und Gewand auf seinem Thron hockt und mit dem Kieker Ausschau nach seinen Haremsdamen hält.

Das Treiben am Strand war noch immer in vollem Gange. Die Männer, Frauen und Kinder durchstöberten den angeschwemmten Tang nach Bernstein, und wenn sie es nicht eifrig genug taten, wurden sie von den Soldaten roh angetrieben.

Einige Minuten schwieg Fritz Strakuweit. Dann aber platzte es plötzlich aus ihm heraus: „Da sind sie, ja, zum Teufel, sie sind dabei!“ Er beschrieb die drei Soldaten dem Seewolf, der nun ebenfalls durch ein Spektiv blickte.

Hasard erkannte die Kerle aufgrund der exakten Beschreibung sofort. Sie hatten sich zwar von den anderen Soldaten nicht abgesondert, waren aber zusammengeblieben.

„Na, sehr vertrauenserweckend sehen die auch nicht aus“, stellte er fest. „Daß Sie gegen diese drei Burschen, die zudem noch bewaffnet waren, keine Chance hatten, leuchtet mir ein.“

Der Seewolf prägte sich die Visagen der drei Bernsteinräuber gut ein. Ebenso eine Reihe von anderen Erkennungsmerkmalen. Der eine hielt sich etwas krumm, der zweite hatte eine Messernarbe über der linken Wange, die weithin sichtbar war, und der dritte, ein hagerer Bursche, hatte deutliche Säbelbeine.

„Jetzt haben wir Sie lange genug strapaziert“, sagte Hasard zu Fritz Strakuweit. „Am besten, Sie sehen zu, daß Sie im Krankenraum wieder zu Kräften kommen. Während sich unsere Feldschere um Sie kümmern, werden wir den drei Gentlemen da drüben einen netten guten Morgen wünschen.“

„Ich möchte aber nicht, daß Sie wegen mir in Schwierigkeiten geraten“, sagte Strakuweit. „Ich lebe auch ohne den Sack mit Bernstein, den man mir geraubt hat. Hauptsache, ich bin mit einigermaßen heiler Haut davongekommen. Von mir aus lassen Sie es gutsein, Mister Killigrew. Ich kann notfalls auf eine Vergeltung verzichten. Bis jetzt habe ich Sie ohnehin schon lange genug aufgehalten, und weitere Unannehmlichkeiten möchte ich Ihnen gern ersparen. Bedenken Sie, daß sich fast sechzig Soldaten da drüben befinden!“

„Darüber bereiten Sie sich mal keine Gedanken“, sagte Hasard. „Wir sind vorsichtig, außerdem wissen wir, wie man mit Schnapphähnen umzugehen hat. Schließlich muß auch verhindert werden, daß sich gemeine Raubüberfälle dieser Art wiederholen.“

Fritz Strakuweit wurde wieder in die Krankenkammer der „Isabella“ zurückgebracht, wo Mac Pellew mit einer dampfenden Kumme und einer Muck Rum auf ihn wartete.

Der Seewolf und Arne stiegen zusammen mit Nils Larsen, Batuti, Edwin Carberry, Stenmark sowie mit Jeff Bowie und Ferris Tucker in die Jolle und pullten zum Strand hinüber.

Seewölfe Paket 17

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