Читать книгу Seewölfe Paket 17 - Roy Palmer, Burt Frederick - Страница 18

3.

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Gary Andrews war ein Seewolf, und das hieß nichts weiter, als daß er sich nicht einfach verloren gab.

Den Schock, so plötzlich über Bord gegangen zu sein, hatte er inzwischen verkraftet, und er begrub auch gleich darauf die heimliche Hoffnung, daß man sein Überbordgehen bemerkt hatte.

Aus, Ende, das hatte er gerade eben noch gedacht, doch nun nahm er den Kampf ums Überleben auf, wenn es auch wenig sinnvoll erschien. Er war nicht der Kerl, der sich jetzt heulend und zähneklappernd selbst bemitleidete, er war aus Hartholz, aus guter englischer Eiche, und die war hart, knorrig und fest.

Einfach absaufen, und dann war alles aus? No, Sir, dachte er. Ich bin ein guter Schwimmer, und solange ich nur einen Arm bewegen kann, werde ich schwimmen. Wenn es sein muß, bis in alle Ewigkeit.

So sprach er sich selbst Mut zu. Als er durch die Finsternis blickte, glaubte er trotz der Schwärze den Schatten der „Isabella“ doch noch als unförmigen Umriß zu erkennen.

Sie entfernt sich mit einer geradezu unglaublichen Geschwindigkeit, dachte er.

Er sah den Schatten längst nicht mehr, doch in seiner Einbildung existierte er weiter, und er starrte sich die Augen aus. Den Lichtkranz vom Achterdeck glaubte er jedoch noch deutlich erkennen zu können, der von der Hecklaterne herrührte, milchig und verwaschen schien wie der Hof des Mondes an einem diesigen Tag.

Übergangslos fiel er in ein tiefes Tal und begann mit den Armen um sich zu schlagen. Etwas zischte laut, wälzte sich dann heran und hob ihn auf einer schaumigen Woge hoch.

Der ewige Rhythmus der See erfaßte ihn und warf ihn hin und her. Immer wieder schlug das Wasser über ihm zusammen. Wirbel entstanden vor seinem Gesicht, hoben ihn hoch, drückten ihn nach unten. Er sah sie nicht, er fühlte sie nur, wenn sie ihn bereits erreicht hatten. Deshalb fiel es ihm auch schwer, immer rechtzeitig Luft zu holen.

Da war doch noch die Hoffnung, daß auf der entschwindenden „Isabella“ jetzt plötzlich Lichter aufflammten, daß Kommandos gebrüllt wurden, der riesige Schatten herumschwang und auf den anderen Kurs ging.

Einbildung ist das, dachte er nüchtern, bloßes Wunschdenken, denn er hatte die Orientierung verloren und wußte überhaupt nicht mehr, in welche Richtung sich das Schiff entfernte.

Die „Wappen von Kolberg“ war noch lange vor der „Isabella“ verschwunden und damit auch das Licht ihrer Achterdeckslampe.

Es ließ sich nicht leugnen, daß er die Hoffnung jetzt endgültig begraben mußte. Nichts mehr war zu sehen außer den schaumigen Kronen wildbewegter See, die mit tausend Salzarmen nach ihm griff.

Sein anfängliches Drauflospaddeln entsprach seiner ersten Panik, die sich jetzt immer mehr legte. Das Wasser war zwar lausig kalt, fast eisig, doch er war abgehärtet genug, um es eine ganze Weile zu ertragen.

Kühl und überlegt rechnete er sich jetzt eine Chance aus, eine lächerlich einzige nur, aber sie war da. Er mußte es schaffen, Land zu erreichen.

Das einzige, was er wußte, war, daß das Land im Süden lag, und so rief er sich ins Gedächtnis zurück, wie sie gesegelt waren, bevor die Wachablösung erfolgte, und wie die See stand.

Demnach mußte Süden im rechten Winkel zur Wind- und Wellenrichtung liegen. Als er Smoky das Ruder übergab, hatte der Wind aus Westen geweht. Von West her wurde auch das Wellenbild bestimmt.

Also lag er auf dem falschen Kurs“, denn er kriegte die See hart, von der Seite, von der falschen allerdings.

Wieder schluckte er überraschend Wasser, als er sich herumdrehte. verdammt schwierig war das, sich in er Finsternis zu orientieren, denn auch die See spielte ihm einen Streich. Mitunter hatte er das Gefühl, sie würde von allen Seiten gegen ihn anrennen.

Nach und nach drehte er sich so weit im Wasser, bis seine Beine nach Norden zeigten. Er blickte jetzt nach Süden, doch da gab es nichts anderes zu sehen als in den anderen Himmelsrichtungen auch — nur Wasser, Schaum und Finsternis.

Jetzt kriegte er die Wellen von der anderen Seite, und diesmal war es die richtige. Erneut brauchte er eine ganze Weile, um festzustellen, daß er sich auch nicht irrte, denn der kleinste Irrtum in seiner Situation war absolut tödlich. Da würde er nicht zum Land schwimmen, sondern immer weiter auf See hinaus — so lange, bis ihn die Kräfte verließen und er jämmerlich absoff und sein Grab im Baltischen Meer fand.

Im Ententümpel, dachte er, im Heringsteich und wie sie die Ostsee noch bezeichnet hatten. No, Sir, sagte er sich, ein Gary Andrews, der ersoff nicht in einem Heringsteich, der suchte sich sein Seemannsgrab zwischen Korallen, wie es sich gehörte, aber nicht im Baltischen Meer, wo einen die Heringe und Dorsche verwundert anstarrten und wo man mehr auf Grund stand, als man lag.

Er grinste verkniffen und dachte diesen Gedanken zu Ende. War doch ganz lustig, von ein paar Miesmuscheln angestarrt zu werden und sich nach dem Tode vielleicht in der Aalreuse eines knorrigen Fischers wiederzufinden.

Erneut überschwemmte ihn ein hoher, harter Brecher und trug ihn ein ganzes Stück fort.

Verflucht lausig kalt wurde es nun. Die Beine waren schwer wie Blei, die Arme klamm und steif, und nachdem er sich daran gewöhnt hatte, im Wasser zu treiben, kehrte auch die Müdigkeit langsam wieder zurück.

Was mochten sie wohl jetzt auf der „Isabella“ tun? Na klar, die meisten lagen in ihren Kojen und grunzten zufrieden vor sich hin.

Aber Matt und Blacky mußte es doch, verdammt noch mal, eigentlich auffallen, daß seine Koje leer war. Oder waren sie so müde, daß sie sich einfach hinhauten, ohne nach links oder rechts zu sehen?

War ihm ja auch schon passiert, überlegte er. Man knautschte sein „Gute Nacht“ durch die Zähne, zog sich die Decke über die Ohren und war gleich weg. Besonders dann, wenn man die Lady ein paar Stunden bei Nacht durch die See gejagt hatte.

Verdammt merkwürdige Gedanken gingen ihm durch den Sinn. Ernsthaft fragte er sich, was es wohl zum Frühstück geben würde.

Pfannkuchen mit Sirup vielleicht? Vielleicht hielten sie für ihn eine Extraration zurück, weil sie wußten, daß er höllisch ausgehungert zurückkehren würde.

Quatsch war das, ausgemachter Blödsinn. Er dachte an dämliche Pfannkuchen mit Sirup, und dabei kämpfte er um sein Leben, schluckte immer wieder diese kalte, salzige Brühe und versuchte ständig, nicht vom Kurs abzuweichen. Wenn der Wind jetzt unmerklich drehte, fand er sich ohnehin nicht mehr zurecht, denn dann hatte er keinen Bezugspunkt mehr.

Aber diese Gedanken, mochten sie auch noch so verrückt sein, taten ihm wohl und lenkten ihn oft genug ab. Er gähnte mit geschlossenem Mund, bis seine Wangenmuskeln schmerzten.

Dann konzentrierte er sich mit aller Gewalt darauf, das Land im Süden zu erreichen, das noch in so weiter Ferne lag. Wieder rief er sich die Wache auf dem Achterdeck ins Gedächtnis zurück. Zehn oder fünfzehn Minuten nach dem Wachwechsel mußte die „Isabella“ auf den Steuerbordbug gehen, um nicht zu dicht unter Land zu geraten. Demnach konnte das Land eigentlich gar nicht so unendlich weit entfernt sein, redete er sich immer wieder ein. Vielleicht befand es sich schon ganz dicht vor ihm. Er sah es wegen der totalen Finsternis nur noch nicht.

Gary Andrews spürte, daß seine Arme immer schwerer wurden. Seine nach Norden gerichteten Beine lagen nicht mehr waagrecht im Wasser, sondern hingen durch. In den Kniekehlen hockte die Kälte wie Eis, die seine Bewegungen lahmer werden ließ. Bei jedem zweiten Atemzug geriet ihm Wasser in den Mund. Es brannte in den Augen, biß in der Nase und beizte seine Lippen. Hustend und Wasser spuckend schwamm er weiter. Eine Welle hinauf, dann wieder hinunter. Die dritte schlug wirbelnd und schaumig über ihm zusammen und drückte ihn dem Grund entgegen.

Jetzt schmerzte auch sein Nacken von der Kälte, und seine Glieder wurden immer schwerer.

„Da vorn ist die Küste!“ ächzte er. „Nur noch ein paar Kabellängen, dann bin ich an Land!“

Nach einer Weile verlor er auch das Zeitgefühl und wußte nicht mehr, wie lange er nun schon im Wasser schwamm. Es konnten Minuten, aber auch schon Stunden sein – eine Ewigkeit womöglich.

Vom Land war immer noch nichts zu bemerken, und als er sich einmal sinken ließ, fand er unter sich keinen Grund. Danach legte er sich auf den Rücken und ließ sich von den Wellen schieben.

Nach und nach erlahmten durch die Kälte seine Kräfte. Die Arme waren noch schwerer geworden, die Beine bewegte er mitunter kaum noch.

Dann kam die Zeit, da er glaubte, er würde es doch nicht mehr schaffen. Das Land war viel zu weit weg. Er verspürte wieder diese unheimliche Mattigkeit und hatte nur noch den Wunsch, endlos lange zu schlafen, sich auszuruhen. Gleichzeitig wurde auch der Fluß seiner Gedanken träger. Er dachte kaum noch etwas. Alles rückte wie in geisterhafte neblige Fernen. Gleichgültigkeit kam auf, und er hatte den Wunsch, sich einfach sinken zu lassen, aufzugeben, sich nicht mehr abzustrampeln, weil es ja doch nichts mehr einbrachte und keinen Sinn hatte.

Die Zeit tropfte endlos dahin. Eine Woge überrannte ihn. Er Verlor die Orientierung und schloß müde die Augen. Man kann sogar beim Schwimmen schlafen, dachte er schwach.

Aber das war dann auch gleichzeitig das Ende. Noch einmal riß er sich zusammen, stellte entsetzt fest, daß er unwillkürlich die Richtung gewechselt hatte, und verfiel fast in Panik, als er sich nicht gleich zurechtfand.

Ein verrücktes Ding war das. Augenblicklich war er munter und dachte in seiner ausweglosen Situation wieder an Pfannkuchen mit Sirup, als gäbe es nichts Wichtigeres auf der Welt. Dabei aß er sie gar nicht einmal so besonders gern, nur jetzt verspürte er seltsamerweise einen regelrechten Heißhunger darauf.

Solche verrückten Gedanken gingen einem wohl durch den Kopf, wenn man gleich jämmerlich ersoff.

Er schwamm weiter, bewegte sich aber kaum noch. Die Wellen stießen und schoben ihn, hoben ihn hoch, drückten ihn runter, spielten ihr tödliches Spiel mit ihm.

Gary kämpfte gegen sich selbst. Da war schon wieder diese abgrundtiefe Müdigkeit, die Kälte, die Schwäche, die aussichtslose Lage, doch noch das Land zu erreichen, und die geheime Angst, ausgerechnet vielleicht in eine tief ins Land schneidende Bucht zu schwimmen, die kein Ende nahm.

Einmal glaubte er das feine Klingen von weit entfernten Glocken zu vernehmen. Da war auch gleichzeitig ein ständiges Summen, das einschläfernd wirkte. Die Glocken klangen lauter, ihre Schläge waren dumpf und nachhallend, und in seinen Ohren war ein dunkles Brausen.

Er spürte, daß er unterging. Er konnte nicht mehr. Die Kraft fehlte ihm, um Arme und Beine zu bewegen. Es war, als hielte ihn jemand erbarmungslos fest und ließe ihn nicht mehr weiterschwimmen. Oder zog ihn jemand ganz bewußt in die Tiefe?

Er holte tief Luft, denn der Druck auf seinen Lungen wurde immer unerträglicher. In diesem Augenblick schien er von innen her zu explodieren. Statt der Luft sog er Salzwasser in seine Lungen, und ein höllisch brennender Schmerz weckte ihn augenblicklich.

Wie ein Wilder schlug er um sich, hustete, krächzte und spie das brennende Salzwasser aus. Ein rasender Kopfschmerz plagte ihn, und er schnappte mit einem irren Schrei erneut nach Luft, strampelte und begann, wie ein ertrinkender Hund zu paddeln.

Schlagartig erwachten seine Lebensgeister wieder. So deutlich wie eben hatte er den Tod durch Ertrinken noch nie gespürt. Nur noch ein weiterer falscher Atemzug, Wasser anstelle von Luft, und er hätte es nicht mehr durchgestanden.

Verflucht, wo war denn die Küste? Er schwamm doch schon die ganze Nacht. Er konnte jetzt wirklich nicht mehr. Das Leben, das in ihn zurückfloß, hielt nicht lange an, es war nur das Aufbegehren eines Körpers, über den er keine Kontrolle mehr hatte.

Er zitterte wie im Fieber, schüttelte sich, klapperte mit den. Zähnen und riß sich wieder zusammen.

Noch hundert Yards, sagte er sich, dann habe ich es geschafft. Wenn ich dann immer noch kein Land vor mir habe, schaffe ich es nicht mehr, dann laß ich mich in die Tiefe sinken.

Idiotisch, dachte er, als sei er gar nicht er selbst, aber der Kutscher würde die Pfannkuchen mit Sirup dann vielleicht dem Bordhund Plymmie geben, oder der dicke Paddy Rogers fraß sie. Der fraß sowieso am liebsten den ganzen Tag. Und jetzt lag er behäbig in der Koje und fror ganz bestimmt nicht.

Dan O’Flynn müßte ihn doch eigentlich vermissen, überlegte er. Oder Smoky oder …

Keiner vermißte ihn. Sie waren froh, daß er über Bord gegangen war, dann konnten sie ihre Pfannkuchen endlich in Ruhe allein mampfen, und vielleicht warfen sie noch ein paar Kerle über Bord, damit sie alles für sich allein hatten.

In diesem Augenblick sah Gary Andrews ganz klar und erkannte, daß sich sein Geist zu verwirren begann. Eine merkwürdige Situation. Er wußte, daß er jetzt zu spinnen anfing, daß irgend etwas bei ihm aushakte.

Klar und scharf gezeichnet sah er die Gesichter seiner Kameraden vor sich. Er sah das besorgte Gesicht Hasards und hörte ihn überlaut und deutlich fragen: „Wo, zum Teufel, kann Gary denn nur sein? Durchsucht noch einmal das ganze Schiff!“

„Gary hat abgemustert, Sir“, sagte der Profos mit Grabesstimme. „Der große Kapitän hat ihn zur letzten Reise angeheuert.“

„Bist du sicher, Profos?“

„Wenn ich es doch sage, Sir, ganz sicher. Gary kommt nie wieder!“

Gary kommt nie wieder! hämmerte es wie mit riesigen Gongs durch seinen Schädel. Nie wieder, nie wieder …

Er ließ sich sinken, immer tiefer. Es ging langsam und doch schnell. Da war ein Schweben in einen endlosen Abgrund, der sich wohltuend vor ihm auftat, da war ein sanftes Dahingleiten in unbekannte und warme Sphären. Und da war die Stadt mit den vielen hellen Lichtern. Die Leute liefen am Strand zusammen, zeigten auf ihn, lachten und zogen ihn aus dem Wasser, und sie sagten ihm, jetzt hätte er keine Sorgen mehr.

Aber da war auch noch etwas anderes, etwas Hartes, das ihn berührte, etwas, das nicht nachgab und das seinen zusammensinkenden Körper abfederte. Es ging einfach nicht mehr weiter.

Sein Kopf schaute immer noch aus dem Wasser, seine Hände vollführten sinnlose Paddelbewegungen. Nur seine Beine standen ruhig, wenn auch etwas zitternd auf einem merkwürdigen Untergrund.

Gary Andrews konnte es nicht glauben. Er lachte und schniefte gleichzeitig. Dann lachte er lauter, und er fühlte, daß er Grund unter den Füßen hatte, daß er stand.

Er tat einen unbeholfen wirkenden Schritt vorwärts. Dann schüttelte es ihn vor Lachen. Gleichzeitig schlugen seine Zähne klappernd aufeinander.

„Ich habe es geschafft“, lallte er. „Ich bin endlich an der Küste angelangt.“

Diese Erkenntnis gab ihm wieder neue Kraft und peitschte seinen erschöpften Körper vorwärts. Es war ein unendlich beglückendes Gefühl, als er mit den Armen durchs Wasser ruderte und es immer flacher wurde. Schultern und Brust waren jetzt frei. Er wankte und taumelte, war glücklich und hätte am liebsten laut gebrüllt vor neuer Lebensfreude.

Dann blickte er voraus und erkannte zum ersten Male seit langer Zeit auch wieder schwache Umrisse. Er erblickte die Grenzscheide zwischen See und Land, einen Streifen hellen Sandes mit hohen Dünen dahinter, über die heulend der Wind pfiff. Mit übermenschlicher Anstrengung schleppte er sich weiter, mit zitternden Knien, fast bewegungslosen Armen, schnatternd und frierend.

Den Kampf gegen das Element Wasser hatte er gewonnen, aber er forderte auch seine allerletzte Kraftreserve. Stöhnend torkelte Gary auf den hellen Streifen zu. Das Wasser bedeckte jetzt nicht einmal mehr seine Knie, schließlich nur noch seine Waden.

Das war der Augenblick, in dem sein ausgelaugter, unterkühlter Körper endgültig streikte und alles verweigerte. Es ging nicht mehr weiter.

Aufstöhnend brach er auf dem hellen Sand zusammen und streckte sich der Länge nach aus. Ein paar neugierige Wellen spielten mit seinem Körper, und eine schaumig anrollende Woge trug ihn mit lautem Schmatzen weiter den Strand hinauf.

Aber da schlief Gary Andrews bereits einen totenähnlichen Schlaf, sah und hörte nichts mehr.

Etwas später weckte ihn die Kälte. Er wußte nicht, wie lange er dagelegen hatte. Er wußte nur, daß er sich am Strand befand und gerettet war. Alles andere zählte vorerst nicht.

Die Kälte brachte jeden Nerv in ihm zum Klingen. Er zitterte, und seine Zähne schlugen hörbar aufeinander. Er mußte weiter auf den Strand hinauf, denn hier blies der Wind zu kalt, hier stäubte pausenlos der Gischt über seinen Körper. Dort in den Dünen konnte er sich verkriechen, da war er einigermaßen geschützt.

Mühsam kroch er auf allen vieren über den Sand, schleppte sich zwischen die Dünen, zog sich an Sanddorn und Strandhafer weiter und erreichte schließlich eine Mulde, die ihn vor dem kalten Wind schützte. Ein dichter Vorhang aus Strandgras bot ihm zusätzlichen Schutz.

Er klapperte zwar immer noch mit den Zähnen und fror entsetzlich, doch das war nichts im Vergleich zum Wasser. Er brauchte seine Kräfte nicht mehr weiter zu verausgaben, er konnte es ohnehin nicht. So ließ er sich in die Mulde fallen und rollte sich zusammen wie ein Igel.

Jetzt habe ich wieder eine Koje, dachte er noch, dann schwanden ihm auch schon die Sinne, und er war übergangslos weg.

Von dem, was sich praktisch in unmittelbarer Nähe abspielte, sah und hörte er nichts mehr.

Es war gut eine Viertelstunde vergangen, als die „Wappen von Kolberg“ und die „Isabella“ die Stelle passierten und weiter Kurs Ost segelten. An jener Stelle war die See fast taghell erleuchtet, denn auf beiden Schiffen brannten überall Lampen. Gerade passierten sie jene Stelle, wo Gary Andrews total erschöpft an Land gewankt und zusammengebrochen war.

Seewölfe Paket 17

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