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9.

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In der Optik des Spektivs nahm sich das Felsenufer als eine einzige graue, schartige Wand aus. Hasard verzog den Mund, setzte das Glas ab und wandte sich Ben, Ferris, Shane, Old O’Flynn, Smoky und Carberry zu, die sich zur kurzen Lagebesprechung mit ihm auf dem Achterdeck versammelt hatten.

„Ausgerechnet in diese Gegend hat Sabreras sich zurückgezogen?“ sagte er zweifelnd. „Na, wir werden ja sehen. Ehrlich gesagt hätte ich die Suche nach ihm längst abgebrochen, wenn wir nicht den Chibchas und den Serranos einen Vorsprung zu sichern hätten. Sabreras ist wirklich imstande, Himmel und Hölle in Bewegung zu setzen, um Strafexpeditionen nach Neu-Granada und auf die Galapagos zu senden.“

„Was hast du also konkret vor?“ erkundigte sich Ben.

„Ich will ihn gefangennehmen und auf einer einsamen Insel aussetzen. Bis seine Landsleute ihn dort gefunden haben, sind sowohl die Chibchas als auch Hidduk und sein Stamm längst über alle Berge.“

„Tja, dann wollen wir mal“, sagte Carberry, ohne Begeisterung. „Wo suchen wir denn zuerst?“

„Wir ankern, fieren die Beiboote ab und gehen an Land. Smoky, laß Siri-Tong ein Flaggensignal geben.“

„Aye, Sir.“

„Ich habe etwas vorzuschlagen“, sagte Ferris Tucker. „Die Beiboote haben wir ja schon repariert, und auch das Vorgeschirr habe ich wieder einigermaßen instand setzen können. Wenn ich jetzt an Bord bleibe, könnte ich wieder einiges reparieren, zum Beispiel die Großmarsrah.“

„Natürlich, du sollst sogar hierbleiben“, entgegnete der Seewolf. „Danke für das Angebot, Ferris. Das wird schon keiner als Feigheit auslegen.“

Ferris grinste schief. „Was will dieser Wurm Sabreras noch gegen uns ausrichten? Den rammen wir doch unangespitzt in die Erde.“

„Wir sollten ihn nicht unterschätzen“, gab Hasard noch einmal zu bedenken.

„Sind wir denn ganz sicher, daß er hier an Land gegangen ist?“ sagte Old O’Flynn. „Er kann doch auch weiter nach Westen oder Osten abgehauen sein.“

„Donegal“, antwortete Hasard. „Dein Sohn hat das einmastige Beiboot der ‚Esperanza‘ doch vor kurzem gesichtet. Und jetzt ist es mit einemmal wie weggewischt. Was schließt du denn daraus?“

„Daß sich dieser dreimal verfluchte Don irgendwo verkrochen hat“, erwiderte der Alte gallig.

„Na also. Wir sehen zwar nirgendwo ein Schlupfloch, aber von den Booten aus können wir die Steilküste viel genauer untersuchen. Hat jemand einen besseren Vorschlag?“

Natürlich gab es keine Alternative. Die Schiffe lagen bald darauf mit aufgegeiten Segeln im Wind, ihre Buganker rauschten an den Trossen aus. Nur zwei Beiboote glitten auf das Ufer zu, eins von der „Isabella“ und eins von „Eiliger Drache über den Wassern“.

Hasard hatte als Begleiter Edwin Carberry, Big Old Shane, Blacky, Matt Davies, Luke Morgan und Bob Grey ausgewählt. Dan hatte auch mitwollen, aber der Seewolf hatte ihn lieber als Ausguckposten im Großmars zurückgelassen. Irgendwie spürte er, daß ihm diese Maßnahme noch von Nutzen sein würde. So scharfe Augen wie Dan hatte nun mal keiner. Der junge Mann hatte die Aufgabe, unausgesetzt die Küste und die See zu beobachten.

Siri-Tong winkte Hasard zu. Sie trug heute eine weiße, keine rote Bluse, und hatte sich diese engsitzenden weißleinenen Schifferhosen angezogen, die dem Seewolf so gut gefielen. Sie sah hinreißend aus, geradezu verlockend.

Sie trafen sich kurz vor dem Ufer.

Siri-Tong rief Hasard zu: „Wir pullen nach Osten, einverstanden?“

„Gut“, erwiderte er. „Wir schlagen also die westliche Richtung ein. Wer als erster Sabreras oder Spuren von ihm entdeckt, gibt ein Zeichen.“

So trennten sie sich wieder und pirschten hart unter Land am Ufer entlang, wobei sie darauf achten mußten, nicht gegen scharfkantige Felsen geworfen zu werden.

Knapp eine halbe Stunde war vergangen, da entdeckte Siri-Tong den kegelförmigen Eingang zur blauen Grotte.

„Wir fahren hinein“, sagte sie. „Haltet die Waffen bereit. Wir wissen ja nicht, was uns drinnen erwartet.“

Thorfin Njal, Eike, Arne, Oleg, der Stör, Mike Kaibuk und Missjöh Buveur – ihre kleine Bootsmannschaft – spannten die Hähne der Pistolen, Musketen und Blunderbüchsen. Sie staunten nicht schlecht, als sie in die Grotte glitten und die tempelähnliche Struktur gewahrten.

„Bei Odin, hier ist man den Göttern näher als anderswo“, raunte Thorfin Njal. „Hört ihr, wie hell die Wellenschläge klingen? Und haben nicht auch unsere Stimmen einen ganz anderen Ton?“

„Einen ganz anderen Ton“, sagte der Stör.

Thorfin drehte sich mit finsterer Miene zu ihm um. „Wenn du mich noch mal nachäffst, du, dann zieh ich dir den Hals so lang wie einem Brathuhn.“

„Still“, flüsterte Siri-Tong. „Da liegt ein Boot auf dem Kieselstrand. Ich kann den Mast mit dem Großsegel und der Fock erkennen, er liegt auf den Duchten. Männer, das ist Sabreras’ Boot!“

„Wir müssen sofort die anderen verständigen“, sagte Mike Kaibuk.

„Erst landen wir“, bestimmte die Rote Korsarin. „Da ist so was wie ein Treppenaufzug, und Sabreras ist getürmt. Wir müssen dem Hund nach.“

Sobald sie auf dem steinigen Ufer angelangt waren, sprang sie aus dem Boot.

„Die Wikinger mit mir“, wisperte sie. „Mike Kaibuk und Missjöh Buveur, ihr legt sofort wieder ab und pullt zu Hasard. Gebt auch den Männern auf der ‚Isabella‘ und auf unserem Schiff ein Zeichen, daß wir Sabreras’ Spur aufgenommen haben.“

„Wir müssen erst um eine Felsennase herum, um die anderen sehen zu können“, sagte Kaibuk.

„Dann beeilt euch, ihr Heringe“, sagte Thorfin Njal. „Auf was wartet ihr noch?“

Sie schoben das Boot ins tiefere Wasser der Grotte. Kaibuk und der Franzose legten sich mächtig in die Riemen. In Sekundenschnelle hatten sie das Boot gewendet, und dann pullten sie so hastig ins Freie, daß sich fast die Bootswände an den Wänden des schmalen, kegelartigen Auslasses rieben.

Siri-Tong hatte die Stufen der steinernen Wendeltreppe erklommen. Die Wikinger folgten ihr auf dem Fuß.

Sie erreichten den oberen Ausgang, stürmten auf ein kleines Plateau hinaus und entdeckten einen winzigen, grünlich schillernden Stein auf dem Untergrund. Siri-Tong bückte sich danach.

„Ein Smaragd“, murmelte sie. „Merkwürdig, daß er den verloren hat.“

„Er hat ihn sich aus der Krone gebrochen“, sagte Arne, aber so recht lachen konnte darüber keiner.

„Da vorn liegt noch was“, sagte Oleg.

Sie liefen weiter und lasen ein Stück Schiffszwieback vom Boden auf.

„Von Sabreras’ Proviant“, meinte die Korsarin. „Er scheint sich ja mächtig sicher zu fühlen, daß er so arglos durch die Weltgeschichte wandert. Vielleicht hat er uns noch gar nicht bemerkt.“ Sie kniff die Augen zusammen und kräuselte die Lippen, denn so recht glaubte sie auch nicht an das, was sie selbst gesagt hatte.

„Die Spur führt über eine Geröllhalde in eine kleine Schlucht hinunter“, sagte Eike, der ein Stück vorausgegangen war.

„Also weiter“, ordnete Siri-Tong an. „Aber geben wir besonders in der Schlucht acht. Vergeßt nicht, wie wir im Hohlweg am Kessel der Smaragdmine hereingelegt worden sind.“

Oh, sie hatten es nicht vergessen. Und sie trafen alle erdenklichen Sicherheitsvorkehrungen, als sie nun in die Schlucht eindrangen. Aber es geschah nichts. Kein Sabreras, der im Hinterhalt lag und mit der Pistole auf sie feuerte – niemand zeigte sich. Es war ruhig, fast zu ruhig.

Und dann, am Ausgang der Schlucht, flogen ihnen plötzlich Steine entgegen. Gestalten wuchsen hinter Felsenquadern hoch und legten Schußwaffen auf sie an, als sie die Wurfgeschosse aufgebraucht hatten.

Arne und Oleg waren zu Boden gesunken. Thorfin Njal feuerte seine Pistole ab, traf auch, zückte dann sein Schwert und drang wutbrüllend gegen die Feinde vor. Siri-Tong schoß auch. Danach griff sie zum Degen und fällte mit zwei, drei Streichen zwei Kerle, die sie packen und zu Boden reißen wollten.

Eike wurde durch einen Schuß am Arm verletzt. Der Stör kriegte einen Pistolenkolben aufs Haupt und brach stöhnend zusammen. Dann wurden Thorfin und Siri-Tong von immer mehr fluchenden Kerlen umzingelt – und sie mußten sich ergeben.

Es war ein kurzer, erbitterter Kampf gewesen, aber jetzt hatten sie keine Chance mehr, sich zu befreien.

Sabreras trat auf sie zu. „Ich wollte euch lebend haben, sonst hätten meine neuen Verbündeten euch bedenkenlos abgeschlachtet. Bin ich nicht nett zu euch?“

„Der Blitz soll dich treffen!“ schrie Thorfin Njal ihn an.

„Drei meiner Männer sind tot!“ rief Almirante. Er schüttelte in glühendem Zorn die Faust. „Noch ein Wort, ihr Bastarde, und ich steche euch höchstpersönlich ab.“

„Aber vorher nehmen wir uns noch das Weib vor“, sagte Julian mit verschlagenem Grinsen.

Sabreras trat dicht vor die Rote Korsarin hin. Sein Blick glitt ungeniert an ihrem Körper auf und ab. „So trifft man sich also wieder, du Satan von einem Frauenzimmer. Ich habe immer noch vor, dich zu bändigen. Ich werde nun endlich tun, was du mir in meiner Mine versagt hast. Es gibt keinen Ausweg mehr für dich.“

Thorfin Njal wollte sich auf ihn stürzen, aber drei Strandräuber hielten ihn fest und prügelten mit den Fäusten auf ihn ein.

„Ich will dich wie nichts auf der Welt“, sagte Sabreras zu der schönen Frau. „Aber vorher habe ich noch eine Kleinigkeit zu erledigen.“ Er drehte sich zu Almirante um. „Du wirst sehen, ich habe dich nicht belogen, mein lieber Freund.“

„Das will ich dir auch nicht geraten haben“, antwortete der „liebe Freund“.

Hasard und seine Männer in dem Boot der „Isabella“ hatten eine Felsenbucht entdeckt, die sich etwa eine halbe Meile nordwestlich vom Ankerplatz der Schiffe öffnete und wie ein Fjord tief ins Landesinnere führte.

„Erforschen wir, wie es da drinnen weitergeht“, sagte der Seewolf gerade, da richtete sich Carberry steil auf seiner Ducht auf und meldete: „Da! Das Boot von Siri-Tong pullt zu den Schiffen. Ich glaube, es sitzen nur noch zwei Männer drin.“

„Sie geben Blinkzeichen mit einer Glasscherbe“, fügte Shane hinzu. „Sie haben eine Grotte entdeckt.“

Plötzlich krachten Schüsse. Sie schienen von oberhalb der Steilküste zu kommen. Hasard begann loszuwettern, er konnte sich ausmalen, was geschehen war.

„Verdammt, Siri-Tong hat einen Aufstieg durch die Felsen gefunden“, sagte er. „Und jetzt steckt sie in der Klemme. Aber Teufel noch mal, ich kann mir nicht vorstellen, daß Sabreras ihr derart zusetzen kann.“

„Ich würde mir keine Sorgen bereiten“, meinte Blacky. „Die Rote Korsarin und die fünf Wikinger haben Sabreras aufgestöbert wie einen Hasen, und jetzt veranstalten sie ein Zielschießen auf ihn.“

Hasard schüttelte den Kopf. Er glaubte nicht daran. Siri-Tong würde auch einen Schurken wie Sabreras niemals vorsätzlich töten. Ihr Gewissen verbot es ihr, außerdem hatte sie in bezug auf Fairneß viel von dem Seewolf gelernt.

Nein, da stimmte etwas nicht.

Und dann signalisierte plötzlich auch Dan O’Flynn aus dem Großmars der „Isabella“.

„Ja, gibt’s denn so was?“ sagte Matt Davies. „Hat der Bursche etwa beobachtet, was an Land vorgeht?“

„Ruhe“, sagte Carberry. „Dan bedeutet uns, daß Siri-Tong und die Wikinger gefesselt auf ein Plateau getrieben werden. Sabreras ist bei ihnen – und eine Horde wüster Halunken.“

„Da haben wir’s“, stieß der Seewolf aus. „Sabreras hat sich neue Kumpane gesucht. Wahrscheinlich haben ihn Strauchdiebe überrascht und er hat sie herumgekriegt, uns aufzulauern.“

„Wir können mit unseren Kanonen auf sie feuern“, sagte Luke Morgan.

„Bist du wahnsinnig?“ fragte Bob Grey. „Wir gefährden doch nur Siri-Tong und ihre Männer.“

„Was sollen wir denn sonst tun?“ sagte Luke hitzig.

„Wir rühren uns hier nicht fort“, erwiderte der Seewolf leise und mit mühsam erzwungener Ruhe. Daß ausgerechnet Siri-Tong sich wieder in der Gewalt des Spaniers befand, brachte sein Blut zum Sieden – aber er bezwang seine aufwallenden Gefühle. „Noch haben sie uns hier nicht entdeckt“, fuhr er fort. „Möglicherweise ist das der einzige Trumpf, der uns noch bleibt.“

Sabreras prüfte die Fesseln seiner Gefangenen. Als er sie für ausreichend straff befunden hatte, packte er Siri-Tong bei den Schultern und stieß sie vor sich her. Die Hände hatte Almirante ihr auf dem Rücken zusammenbinden lassen, ihre Fußknöchel waren auch durch einen Strick verbunden, dessen Kürze ihr nur kleine, trippelnde Schritte erlaubte.

Sabreras steuerte mit ihr an dem oberen Ausgang der steinernen Wendeltreppe vorbei und hielt auf den Rand des Plateaus zu.

Julian und zwei andere Männer hasteten die Treppe hinunter. Sie sollten die Grotte gegen Angriffe schützen.

Sabreras blieb stehen und blickte gelassen zu den Schiffen. Da lagen sie, stolze, aber lädierte Riesen der See, die zu finsteren Monumenten an den Abgründen seines Schicksals geworden waren.

„Zur Hölle mit euch“, sagte Sabreras.

„Stoß mich in die Tiefe“, sagte Siri-Tong. „Das hast du doch vor, oder?“

Er verschränkte die Arme vor der Brust und antwortete nicht darauf. Almirante hatte inzwischen die gefesselten Wikinger ebenfalls an den scharfen Felsenabbruch dirigieren lassen. Siri-Tong, Thorfin Njal, Eike, Arne, Oleg und der Stör waren lebende Schutzschilde für die Banditen, und die Crews der Schiffe konnten nicht feuern, ohne zumindest einen von ihnen tödlich zu verletzen.

Niemals würden sie das tun.

Sabreras warf einen Blick nach unten. Schätzungsweise dreißig Yards tief fiel der Steilfelsen ab, Die Brandung war ein dünner, weiß gekräuselter Streifen über den im flachen Uferwasser liegenden Gesteinsblöcken.

Er war schwindelfrei, und doch rieselte es ihm frostig über den Rükken. Rasch hob er wieder den Kopf.

„Wer hat euch den Weg hierher gewiesen, Siri-Tong?“ fragte er. „Doch die Männer der ‚Esperanza‘, nicht wahr? Sie haben gemeutert, aber dann habt ihr die Galeone geentert. Das geschieht ihnen recht.“

„Es wäre uns lieber gewesen, wenn auch du an Bord gewesen wärest“, sagte sie kalt.

Er lachte. „Ja, das hätte euch so passen können. Aber ich habe euch einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht.“

Er legte die Hände als Schalltrichter an den Mund und schrie zu den Schiffen hinüber: „Ihr dort – Engländer und Piraten! Ich weiß, daß ihr mich verstehen könnt. Und euer Ausguck schaut mit dem Fernrohr herüber. Ihr seht also, daß wir eure Kumpane gefaßt haben und euch nicht täuschen!“

Eine Antwort wehte nicht von den Schiffen herüber.

Sabreras sah wieder in die Tiefe und entdeckte ein Boot mit zwei Männern darin, das ziemlich schnell auf den schwarzen Segler zuglitt. Von hier oben wirkte es wie ein Spielzeug.

„Gut so!“ brüllte er. „Alle Mann an Bord! Bleibt dort und wagt nicht, wieder in die Grotte vorzudringen. Ich stelle meine Bedingungen: Händigt mir eure Schiffe aus, oder ich stürze die Gefangenen einen nach dem anderen hier vom Felsen!“

„Das wäre dein Ende, Sabreras“, tönte es jetzt zurück.

„Wer ist das?“ wollte Sabreras von der Roten Korsarin wissen. „Rede, oder ich opfere als ersten diesen behelmten Idioten.“ Er wies auf Thorfin Njal.

Siri-Tongs Stimme klang gepreßt und unnatürlich. „Ben Brighton, der Bootsmann und Erste Offizier auf der ‚Isabella‘.“

„Brighton!“ schrie der Kommandant. „Willst du es wirklich darauf ankommen lassen? Sollen wir ein Exempel statuieren?“

„Nein!“

„Dann verlaßt die Schiffe. Setzt euch in eure Beiboote und haut ab!“

„Erst müßt ihr uns Siri-Tong und die Wikinger übergeben!“ rief Ben Brighton. Er hatte sich auf die Back der „Isabella“ begeben und stand mit verzerrtem Gesicht neben den Kameraden.

Almirante sagte: „Das Beiboot ist beim Viermaster, und die Besatzung und der andere Kerl im Großmars des Dreimasters haben aufgehört, sich Blinkzeichen zu geben. Es scheinen also alle an Bord zu sein, die vorher in der Grotte herumgeschnüffelt haben.“

In diesem Augenblick erschien auch wieder Julian und meldete: „Unten ist die Luft rein. Da befindet sich nur ein Boot mit einem Mast, den man umlegen kann.“

„Das Boot gehört mir“, erklärte Sabreras.

„Gut“, sagte Almirante. „Du kannst gleich hier oben bleiben, Julian. Zwei Mann unten genügen als Wachtposten, zumal wir es ja sehen würden, wenn auch nur ein Mann von den, Schiffen ’rüberzuschwimmen versuchte.“

„Wir haben die Situation in der Hand“, sagte Sabreras mit siegessicherem Lächeln. Er hob wieder die Stimme und wandte sich von neuem an Ben Brighton. „Wo ist der Seewolf? Ich will mit ihm verhandeln!“

„Er ist im Gefecht verwundet worden!“ schrie Ben zurück.

Sabreras blickte Siri-Tong von der Seite an. „Stimmt das? Wage es nicht, mich anzulügen. Ich sehe es dir an, wenn du schwindelst.“

Sie schaute ihn offen und fest an. „Hasard ist verwundet worden, als er Batuti, dem Gambia-Neger, vom Vormars half.“

Sabreras fuhr sich mit der Hand über das stoppelbärtige Kinn. „Zum Teufel, dann habe ich ja doch nicht vorbeigezielt, als ich mit der Arkebuse auf ihn feuerte!“ Er legte wieder die Hände an die Mundwinkel. „Brighton!“ brüllte er. „Trotzdem will ich den Seewolf sehen! Sofort!“

Siri-Tong hatte innerlich schon aufgeatmet, aber jetzt durchfuhr es sie glühendheiß. Wie sollte Hasard sich auf Oberdeck zeigen, wenn er gar nicht an Bord der „Isabella“ war?

Er versuchte auf irgendeine Art, sich mit dem Beiboot anzuschleichen. Aber innerhalb der nächsten Minuten mußte alles auffliegen, denn länger konnte Ben Brighton die Spanier nicht hinhalten.

Seewölfe Paket 6

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