Читать книгу Seewölfe Paket 6 - Roy Palmer - Страница 18
3.
ОглавлениеIn der mondlosen Nacht bildeten die geblähten Segel der „Isabella“ nur fahle Flecken.
Sternenlicht spiegelte sich verschwimmend im leicht bewegten Wasser, aber auch die Sterne wurden teilweise von Wolken verdeckt, die sich schwarz und bedrohlich über die Kimm schoben. Die Nacht war schwüler als gewöhnlich. Dan O’Flynn wischte sich den Schweiß von der Stirn, spähte aus zusammengekniffenen Augen zum Kreuz des Südens hinauf und versuchte, das unbehagliche Gefühl abzuschütteln.
Er lehnte am Schanzkleid des Vorkastells. Das leise Glucksen und Rauschen der Bugwelle drang an seine Ohren. Eigentlich war er nur während seiner Freiwache hier heraufgekommen, um die Freiluft-Toilette zu benutzen. Dann hatte er geglaubt, bei den Drehbassen ein Geräusch zu hören, wo um diese Zeit niemand etwas zu suchen hatte. Normalerweise hätte er sich nicht darum gekümmert, aber jetzt dachte er daran, daß sie einen Fremden an Bord hatten, der ihm, wenn er ehrlich war, trotz aller Argumente der Vernunft ein bißchen unheimlich erschien.
Dan O’Flynns Mißtrauen war erwacht, unbegründet, wie er inzwischen einsah.
Hier oben war niemand. Dan gähnte und ließ den Blick müßig über die dunklen Decks schweifen.
Die „Isabella“ lief nicht unter Vollzeug. Sie hatten nur Blinde, Großsegel und Besan gesetzt, um dem schwarzen Segler Gelegenheit zu geben, sie einzuholen.
„Eiliger Drache über den Wassern“ war ein schnelles Schiff, schneller als die dreimastige Galeone der Seewölfe. Spätestens morgen früh, schätzte Dan, mußte der Viermaster der Roten Korsarin über der Kimm auftauchen, falls Siri-Tong und Thorfin Njal nicht Pech gehabt und doch mehr von dem Sturm abgekriegt hatten, als der Seewolf glaubte.
Und falls sie nicht in das nächste Wetter hineinliefen, das sich irgendwo im Norden zusammenbraute, vollendete Dan seine eigenen Gedanken.
Die Wolkenbänke über der Kimm gefielen ihm überhaupt nicht, genausowenig wie die drückende Schwüle.
Etwas knackte leise.
Donegal Daniel O’Flynn hielt den Atem an. Auf dem Absatz fuhr er herum – und stieß gleich darauf erleichtert die Luft aus.
Ein massiger Schatten wuchs vor ihm hoch. Schneeweiße Zähne blitzten, das Weiß von rollenden Augäpfeln schimmerte. Sonst verschmolz die Hünengestalt fast völlig mit der Finsternis, und das brachte an Bord der „Isabella“ nur einer fertig.
„Batuti!“ fauchte Dan aufgebracht. „Kannst du schwarzer Affe dich nicht melden, bevor du einen derart erschreckst? Fast hätte ich dir ein Messer in den Bauch gerammt.“
„Kleines O’Flynn dummy im Kopf.“ Batuti, der riesenhafte Gambia-Neger grinste immer noch, denn in Wahrheit waren er und Dan besonders dicke Freunde. „Was willst du? Soll ich schreien Zeter-Mordio, wenn gehen aus der Hose?“
„Von wegen Zeter-Mordio“, unkte Dan. „Der alte Carberry würde dir die Haut in Streifen abziehen.“
„Und nageln an Kombüse, he? Wird sich Kutscher freuen! Haut von schönes schwarzes Affenarsch von Batuti ist …“
Er stockte abrupt.
Jetzt war er es, der unwillkürlich den Atem anhielt. Auch Dan war das leise Geräusch nicht entgangen. Aber nachdem er sich einmal unnötig erschrocken hatte, wollte er sich kein zweitesmal ins Bockshorn jagen lassen.
„Noch jemand, der aus der Hose muß“, sagte er. „Scheint ja ’ne wahre Seuche zu sein. He, wer da?“
Er erhielt keine Antwort.
Unmittelbar zwischen den beiden Drehbassen schnellte eine Gestalt wie ein Springteufel hoch. Trotz der Dunkelheit waren die Umrisse der schweren Muskete nicht zu übersehen.
„Rührt euch nicht! Ein Laut oder eine Bewegung, und ich schieße euch in Stücke!“
Die Stimme klang dünn und hoch, scharf wie das Zischen einer gereizten Schlange, das die Seewölfe bei ihren Abenteuern im Amazonas-Gebiet so oft gehört hatten.
Dan O’Flynn versteinerte. Er hatte die Stimme erkannt, und er erkannte auch die dürre, hoch aufgerichtete Gestalt, die jetzt überhaupt nicht mehr an einen Halbtoten erinnerte.
„Der Jonas!“ keuchte er.
„Mann von Schiff gebrochen“, flüsterte Batuti, der das Wort Schiffbrüchiger einfach nicht richtig zusammenkriegte. „Verdammich! Ich denke, der dummy im Kopf und …“
„Still!“ zischte die brüchige Stimme. Ein tiefer, rasselnder Atemzug drang über die Lippen des Unbekannten, und in seiner Haltung schien sich eine unsichtbare Stahlfeder zu spannen. „Hört zu! Ich bringe euch um, wenn ihr nicht gehorcht! Ich töte euch, und wenn es das letzte ist, was ich auf dieser Welt tue. Und ich töte nicht nur euch! Ich werde auch noch andere mitnehmen! Viele andere! Ihr müßt mir helfen, hört ihr – müßt …“
Für einen Moment war wieder der irre Klang in der Stimme, aber Dan O’Flynn gab sich keinen Illusionen hin. Die ganze Haltung des ausgemergelten Burschen spiegelte Konzentration und hellwache Aufmerksamkeit. Er war fanatisch und offenbar besessen von irgendeiner Wahnidee. Der junge O’Flynn spürte mit jeder Faser, daß dieser Irre seine Drohung rücksichtslos wahrmachen würde.
Vorläufig saß der Kerl am längeren Hebel.
Wenn er losballert, würde von Dan und Batuti auf diese Entfernung nicht viel übrigbleiben. Und es mochte leicht passieren, daß der Mann es mit Hilfe des Überraschungseffektes tatsächlich schaffen würde, noch ein paar andere Seewölfe mit auf die große Reise zu nehmen.
Batuti, der riesige Gambia-Neger, atmete tief ein und rollte furchterregend mit den Augen.
„Soll Batuti schlagen Kerl Zähne in Gehirn?“ grollte er. „Oder hauen auf Kopf, daß er guckt durch eigene Rippen?“
Dan schüttelte den Kopf. „Denk an die anderen.“ Und etwas lauter: „Was heißt das – helfen? Was haben Sie vor?“
Der Unbekannte grinste.
Oder vielleicht sah es auch wieder nur so aus, weil ihm die schreckliche Narbe die Oberlippe von den Zähnen zog.
„Ein Boot“, flüsterte er. „Ich brauche ein Boot, ich …“
„Bist du von allen guten Geistern verlassen?“
Dan wollte auffahren, aber er nahm sich sofort zusammen, als er sah, wie sich das ausgemergelte Gesicht zu einer Fratze verzerrte.
Der Kerl war tatsächlich nicht bei Sinnen und fähig, hier ein Blutbad anzurichten, wenn es hart auf hart ging. Noch schien er ruhig. Von einer geradezu teuflischen Ruhe, die seine Besessenheit um so gefährlicher werden ließ. Er durfte nicht durchdrehen und mußte in Sicherheit gewiegt werden. Sollte er ruhig darauf bestehen, daß ein Boot abgefiert wurde! Er war ein Wrack und hielt sich nur mühsam auf den Beinen. Lange würde es ganz sicher nicht dauern, bis die beiden Seewölfe die Chance erhielten, ihn zu entwaffnen. Nach Dans Meinung war das wesentlich besser, als die Dinge hier und jetzt auf die Spitze zu treiben.
„Ein Boot!“ fragte der blonde junge Mann sanft. „Was wollen Sie denn mitten in der Nacht mit einem Boot, Mister?“
Ein scharfer Atemzug.
Wieder hatte Dan das Gefühl, daß der Kerl ihn auf diese unheimliche, ausdruckslose Art angrinste.
„Rache!“ flüsterte der Unbekannte mit zuckenden Lippen. „Vergeltung! Ich bin der Kapitän. Ich bin Philipp Montsalve! Ihr werdet ein Boot abfieren und mich zu der Insel pullen, damit ich über die Verräter Gericht halten kann.“
Wie ein rotes Auge glomm das Feuer durch die Dunkelheit.
Über der grasbewachsenen Senke zwischen den roten Felsen hing drükkende Schwüle. Die Nacht hatte keine Abkühlung gebracht, die Brise von der See drang nur schwach bis zu dieser von allen Seiten geschützten Stelle. Die schlafenden Männer hätten das Feuer nicht gebraucht, denn es gab weder Eingeborene noch wilde Tiere auf der Insel. Sie hätten auch die Wachen nicht gebraucht, die höher in den Felsen Ausschau hielten.
Aber da war die dumpfe Furcht, die sich niemand eingestand. Da waren Bitterkeit, Hoffnungslosigkeit, Verzweiflung – und das Feuer bot mit seinem magischen Bannkreis Schutz, so wie die aufgestellten Wachen die Illusion boten, daß irgend etwas Unerwartetes eintreten könnte, um das Geschick der sechzehn Männer noch einmal zu wenden.
Einige von ihnen waren trotz der späten Stunde noch wach, kauerten im Gras zwischen den Felsen und starrten in die Glut.
Jean Morro, der Bretone, drehte einen schlanken, gefiederten Farnwedel zwischen den Fingern.
In seinen harten steingrauen Augen spiegelten sich die kleinen Flammen wie winzige, tanzende Funken. Auch sein Haar war grau, obwohl der große, knochige Mann noch keine vierzig Jahre zählte.
Neben ihm kauerten zwei schweigsame, vierschrötige Burschen, von denen nur bekannt war, daß sie aus Burgund stammten und die der Einfachheit halber „Burgunder“ und „anderer Burgunder“ genannt wurden.
Der vierte Mann, der noch wachte, lehnte in einer Haltung selbstversunkener Ruhe an einem der Felsen. Sein kräftiges, schwermütiges Gesicht war tiefbraun wie poliertes Holz. Er trug zerfetzte Seemannskleidung genau wie die anderen, aber das lange blauschwarze Haar hatte er auf dem Oberkopf mit bunten Ringen zusammengebunden. Niemanden störte diese fremdartige Haartracht. Genausowenig, wie jemanden die dunklen Kehllaute störten, mit denen der Braunhäutige sprach. Jacahiro war Indianer, ein reinblütiger Maya aus den dichten Regenwäldern Nueva Españas.
Jean Morro warf das graue Haar zurück und betrachtete seine Kumpane mit einem bitteren Lächeln.
Jacahiro, der die Sprache der Maya sprach und ihr Land kannte! Der alte Valerio mit seiner fabelhaften Karte! Alles hatte sich so gut angelassen. Und sie waren ihrer Sache so sicher gewesen. Ein unermeßlicher Schatz – Reichtum für alle! Und dann von einer Stunde zur anderen das Ende, als habe das Geschick selber mit eiserner Faust zugeschlagen.
Morro preßte die Lippen zusammen.
Er dachte an den verrückten Kapitän, den sie zum Teufel gejagt hatten. War die Katastrophe die Strafe dafür gewesen, die Vergeltung, die ausgleichende Gerechtigkeit, von der Vorsehung geübt?
Unsinn, dachte der Bretone angewidert. Der Kapitän hatte sein Schicksal tausendmal verdient. Drei Männer hatte er für Verbrechen hängen lassen, die nur in seinem Wahn bestanden, einen Offizier in den sicheren Tod gehetzt – zum Schluß war er nur noch eine reißende Bestie gewesen. Vielleicht war es der Gedanke an das Maya-Gold, der ihn hatte verrückt werden lassen.
Jean Morro dachte an die letzten Tage, an den Topf mit dem griechischen Feuer, der die Macht des Kapitäns sicherte, obwohl die ganze Besatzung hinter dem Bretonen stand. Aber dann war das griechische Feuer ins Meer geflogen und achteraus getrieben, und der verrückte Kapitän war in dem kleinen Boot ausgesetzt worden, während die „Caribia“ weitersegelte, ihrem Schicksal entgegen.
„Jean?“ ertönte eine halblaute Stimme aus dem Dunkel.
Morro hob den Kopf. Der alte Valerio hatte sich auf die Ellenbogen gestützt. In dem bärtigen, verwitterten Gesicht brannten die Augen.
„Hast du eine Ahnung, wie wir hier wieder wegkommen sollen, Jean?“
Morro lachte auf. Ein hartes, bitteres Lachen.
„Was weiß ich! Wir können ja ein Floß bauen. Oder wir warten, bis zufällig ein Schiff vorbeisegelt, und bitten den Kapitän, uns den Kahn zu schenken.“
„Also hängen wir hier für alle Ewigkeit fest?“
Der Bretone zuckte mit den Schultern. „Scheint so, oder?“
Schweigen senkte sich herab. Nur das Feuer knisterte, und der Wind sang in den Federwipfeln der Palmen am Strand. Der braunhäutige Maya hob den Kopf und bewegte witternd die Nasenflügel.
„Sturm“, sagte er mit seiner gutturalen Stimme.
„Ja, wir kriegen Sturm.“ Der Bretone nickte. „Vielleicht haben wir Glück, und ein Schiff sucht im Windschatten der Insel Schutz. Oder Lucien und die anderen werden mit der Pinasse angetrieben.“
„Die sind längst krepiert“, sagte der stämmige Burgunder düster. „Wer weiß! Wir müssen abwarten. Gib mir mal die Rumbuddel rüber!“ Jean Morro nahm einen tiefen Schluck aus der Flasche.
Gerede, dachte er.
Ihre Lage war hoffnungslos, und er glaubte längst nicht mehr daran, daß sich das ändern würde.
„Mistvieh! Verdammte Bestie! Dir ziehe ich die Haut in Streifen von deinem verdammten Affenarsch!“
Ed Carberrys Stimme dröhnte im Vorschiff wie Donnerrollen. Arwenack, der Schimpanse, brachte sich tunlichst außer Reichweite, aber er keckerte genauso laut und eindringlich weiter wie vorher.
Neben dem Profos fuhren Stenmark und Matt Davies hoch. Blacky seufzte tief, weil er gerade von einem schönen strammen Hafenliebchen geträumt hatte. Arwenack hüpfte aufgeregt auf und nieder und kümmerte sich nicht darum, daß er Big Old Shanes mächtigen Brustkasten malträtierte.
Der frühere Schmied der Feste Arwenack riß die Augen auf und starrte die zottige Erscheinung an, die da auf ihm herumhüpfte. Einen Moment glaubte er, sich noch in einem verrückten Alptraum zu befinden, dann zerstörte Ed Carberrys Donnerstimme diese Illusion.
„Du karierter Decksaffe! Du von einem triefäugigen Wassermann im Suff gezeugte Mißgeburt!“
„Seit wann säuft der Wassermann?“ fragte Smoky, der Decksälteste, schlaftrunken.
„Halt dein Maul, verdammt! Der Affe muß den Veitstanz haben oder …“
Big Old Shane richtete sich mit einem Ruck auf.
„Donegal Daniel O’Flynn!“ brüllte er. „Bring den Affen zur Vernunft, zum Teufel!“
Schweigen.
Nur Arwenack keckerte, schlug sich auf die Brust, hüpfte zum Schott und wieder zurück. Dan O’Flynn meldete sich nicht.
„Verdammter Rotzbengel!“ brummte sein alter Vater. „Wo steckt diese mißratene Wanze? Wird Zeit, daß ich ihm mal wieder eine Tracht mit dem Holzbein verpasse.“
„Dan ist nicht hier“, stellte Jeff Bowie fest, der ehemalige Karibik-Pirat, der die gleiche Hakenprothese statt einer Hand trug wie Matt Davies.
„Vielleicht mußte er mal“, sagte Bill mit schlagender Logik.
„Und wieso, zum Teufel, stellt sich der Affe dann an wie eine Jungfrau im Puff?“
Es war Ed Carberry, der das durch die Zähne stieß. Der Profos erinnerte sich, daß sich Arwenack schon ein paarmal aufgeführt hatte wie ein übergeschnappter Derwisch: nämlich immer dann, wenn sich sein spezieller Freund Donegal Daniel O’Flynn in Gefahr befand. Carberry richtete sich ächzend auf und ließ den Blick durch das Vorschiff schweifen.
„Wo steckt eigentlich Batuti?“ knurrte er. „Der hat doch auch Freiwache.“
„Mann!“ stöhnte Smoky. „Wenn du in Zukunft jedesmal ’nen Aufstand anzetteln willst, wenn mal einer zur Galion geht …“
„Reiß nur weiter den Maul auf, wenn du das Salzfleisch demnächst direkt im Magen kauen willst“, sagte der Profos trocken. „Dahin schlage ich dir nämlich die Zähne“, fügte er erläuternd hinzu. „Blacky, Stenmark – lüftet mal eure verdammten Affenärsche an. Wir gehen zum Freiluftlokus.“
„Ich muß aber nicht“, sagte Blacky bockig.
„Ist mir scheißegal. Ich will wissen, weshalb sich dieser blöde Affe so verrückt benimmt. Anlüften, habe ich gesagt! Wird’s bald, ihr Rübenschweine, ihr Kakerlaken, ihr müden Saftsäcke?“
„Der bringt die See zum Kochen“, murmelte Stenmark, während er sich aufrichtete und hinter dem Profos dorthin schlurfte, wo der Schimpanse Arwenack jetzt im Niedergang verschwand.
„Der bringt mich gleich zum Kochen“, verbesserte Blacky brummig. „Nicht mal in Ruhe schlafen läßt einen dieser Bastard.“
Er wollte noch mehr sagen, aber ein vernichtender Blick des Profos brachte ihn zum Schweigen. Es empfahl sich nicht, Edwin Carberry zu ärgern. Dem war nämlich hier an Bord nur einer über: Philip Hasard Killigrew, dessen erste Tat damals auf Francis Drakes „Marygold“ darin bestanden hatte, den bis dahin ungeschlagenen Profos nach Strich und Faden zusammenzufalten.
Für eine Weile schwelgte Blacky in Erinnerungen.
Schmerzliche Erinnerungen für ihn. Denn auch er hatte damals den Fehler begangen, sich mit dem Seewolf anzulegen. Und das Ende war gewesen, daß er, Blacky, mit seiner rechten Faust in einer Querplanke aus massivem Eichenholz festhing, die er zerschlagen hatte.
Seine Gedanken stockten.
Vor ihm begann der Profos in einer Tonlage zu fluchen, bei der das Schiff zitterte. Blacky und Stenmark zuckten erschrocken zusammen – und im nächsten Moment sahen auch sie die Bescherung.
Eins der Beiboote war verschwunden.
Und verschwunden waren auch Dan und Batuti, wie sich wenig später herausstellte. Genauso verschwunden wie der unbekannte Schiffbrüchige – und diese Tatsache brachte die Männer sofort auf die richtige Schlußfolgerung.
Längst hatte Ed Carberrys Gebrüll Hasard auf den Plan gerufen. Jetzt flüsterte der Profos seine Flüche nur noch – und für den Seewolf war das ein Alarmzeichen erster Ordnung.
„Sie sind weg“, sagte Carberry tonlos. „Dieser elende Jonas muß sie gezwungen haben, das Boot abzufieren und …“
„Diese Jammergestalt? Gegen Dan und Batuti?“
Carberry zuckte mit den Schultern.
Hasards Augen wurden sehr schmal und glitzerten wie blaues Eis. Einen Moment starrte er auf den leeren Platz des Beibootes, dann atmete er tief durch. Auch seine Stimme klang jetzt ungewöhnlich leise.
„Wir gehen auf Gegenkurs“, sagte er. Und mit einem raschen Blick zum Himmel: „Hoffentlich finden wir sie, bevor der Sturm losbricht. Wenn sie mit dem kleinen Boot in das Wetter geraten …“ Er sprach nicht weiter.
Aber die anderen wußten auch so, was er sagen wollte, und für einen Augenblick war die Stille zwischen ihnen wie ein erdrückendes körperliches Gewicht zu spüren.