Читать книгу fucking Kerle - Ruth Broucq - Страница 11

Unbelehrbar

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Als wir uns am nächsten Nachmittag vor den freien Ladenlokalen trafen, beratschlagten die beiden Männer welchen der freien Läden sie nehmen sollten. Spontan schlug ich vor: „Am besten beide, damit nicht irgendwann die Konkurrenz gleich nebenan ist.“

„Was für ein Unsinn ist das denn? Dann müssten wir ja jeden freien Laden in Solingen mieten. So ein Quatsch! Wir haben doch kein Geld zu viel!“ wehrte der Fransmann energisch ab.

„Nein, nicht Jeden. Aber sich vor direkter Konkurrenz, Wand an Wand zu schützen, das ist schon sinnvoll.“ Erwiderte ich trotzig.

Die Männer waren nicht meiner Meinung. Aber ich sollte Recht behalten.

Schon während der Renovierungs-Phase begegneten uns zwei Bekannte aus Wuppertal, die sich für den Laden nebenan interessierten. Allerdings zogen sie sich sofort zurück, als sie uns begegneten. Einer meinte: „Freunden machen wir keine Konkurrenz.“

Drei Monate später machte gleich nebenan der Griechen-Costa auf. Er deklarierte seine Eingangstür mit großen schwarzen Buchstaben: EINGANG HIER !!!

Auf dem großen Schaufenster stand in ebenso großen Lettern: SPIELCASINO ROYAL

Zu dem zurückliegenden Eingang unseres Casinos führten 3 Stufen hinauf, unser kleines Schaufenster, gleich daneben, verschwand durch einen dezenten dunkelgrünen Vorhang, sodass man automatisch auf die Tür des Spielcasinos Royal zusteuerte, dessen großes Schaufenster in leuchtendem Rot strahlte. Unser zurückliegender Eingang war nur für Eingeweihte zu erkennen.

Obwohl wir wesentlich weniger Publikum hatten, als der schlaue Grieche, war das ein sehr aufreibendes Geschäft. Manche Nächte wollten nicht enden, und manche Existenz ging durch das Zocken kaputt. Die Spieler erlebte ich als seltsame Menschen, die ihre eigene Mutter verkauft hätten, um zu zocken. Manche erregten mein Mitleid aber auch meine Verachtung, denn nirgendwo wird mehr gelogen und betrogen als unter Zockern.

Mein Freund machte da keine Ausnahme, im Gegensatz zu unserem Partner Fransmann. Dass der Klaus kein Spieler war, sollte für uns ein großer Vorteil sein, denn wenn Udo mal wieder alles verzockt hatte, stand Klaus wie ein Fels in der Brandung, immer noch wie ein gefüllter Geldsack hinter dem Roulettekessel und das Spiel konnte weiter gehen.

Für mich bedeutete diese Zeit eine Achterbahn der Gefühle. Immer wieder musste ich Udos Verluste hinnehmen, und wenn ich mir Geld auf Seite legen wollte, gab es riesigen Krach. Mit Prügel und Drohungen versuchte Udo mich klein zu halten. Natürlich wehrte ich mich nach Kräften, zog aber meist den Kürzeren. Das ganze Geld war trotzdem weg.

Ich war sogar bald drei Mieten rückständig, sodass der Vermieter mir fristlos kündigte. Letztlich musste ich meine Möbel auf Lager stellen, weil wir nicht rechtzeitig eine neue Wohnung gefunden hatten.

Udo wusste mich immer wieder von den negativen Ereignissen abzulenken und bei der Stange zu halten, indem er einfach einen Kurzurlaub buchte. Dafür fand er immer genügend Geld und auch die Zeit. So machten wir hauptsächlich Trips auf die Kanaren oder Balearen, denn Udo liebte Spanien.

Nach einem Kurzurlaub in Griechenland, auf Rhodos, fanden wir erneut bei meiner Freundin Beate Unterschlupf, wo wir zu Beginn unserer Beziehung schon einmal kurze Zeit gewohnt hatten.

Zum Glück lebten die Kinder zu der Zeit noch bei ihrem Vater, sodass es die Beiden nicht betraf. Während ich sehr unter dieser Misere litt, machte es Udo alles nichts aus. Er lebte nur fürs Zocken und Feiern. Deshalb hatten wir nur noch ständig Krach. Dass der Mann keine Wohnkultur hatte, durfte mich eigentlich nicht wundern, denn er kam aus asozialen Verhältnissen. Aber ich hatte gehofft, ihm ein wenig Familiengefühl und Kultur vermitteln zu können. Falsch gedacht.

Schließlich überraschte mich Udo mit einer Wohnung in dem nahegelegenen Wülfrath, die er sogar auf seinen Namen gemietet hatte. Eigentlich sollte Robert unsere neue Wohnung streichen, aber der erschien am vereinbarten Tag nicht.

Udo war sehr ärgerlich, er schimpfte: „So ein faules Schwein, auf den ist ja absolut kein Verlass. Da hilft man dem Kerl, wo man kann, gibt ihm einen Job, aber der hat gar keine Lust zu arbeiten. Wenn du den noch einmal mit Geld fütterst, kriegst du richtig Ärger mit mir, das sag ich dir. Jetzt muss ich schnell einen anderen Anstreicher besorgen.“ Also holte Udo einen Maler aus dem Sportcafe.

Wir waren gerade eingezogen, als ein unerwartetes Ereignis uns aus der Fassung brachte und vor eine veränderte Situation stellte. Roberts Nachbar rief an, bat uns schnell nach Solingen zu kommen, und uns um die Kinder zu kümmern. Robert sei verhaftet worden. Man warf meinem Exmann bewaffneten Bankraub vor.

Sofort fuhren wir los, ließen uns von Roberts Nachbarn erklären was Sache war. Er war wohl von der Kripo aus dem Bett geholt worden, und bei der Durchsuchung seiner Wohnung hatte man das geraubte Geld im Staubsaugerbeutel und die Pistole in seinem Nachttisch gefunden. Die Beweise lagen also vor. Unglaubliche Dummheit.

Als erstes engagierte ich einen Rechtsanwalt, den ich gegen Bezahlung einer Anzahlung, von 500 Mark, beauftragte, umgehend zur Polizei zu fahren um Robert vor dummen Aussagen zu schützen. Dann holten wir die Kinder aus den Schulen ab und erklärten den beiden was passiert war. Die Große weigerte sich mit uns nach Wülfrath zu kommen, sie wollte nicht bei uns wohnen, sondern zu Roberts Eltern ziehen. Die Großeltern waren zwar bereit unsere Tochter Ramona bei sich aufzunehmen, aber mit Roberts Tat und seinen daraus resultierenden finanziellen Bedürfnissen wollten sie nichts zu tun haben.

Also übernahmen Udo und ich die Regelung mit dem Anwalt und Roberts Versorgung im Knast. Der Anwalt sagte Kopfschüttelnd, er habe noch keinen so dummen Mandanten vertreten. Robert hatte wohl alles gestanden, was die Kripo ihm vorgeworfen hatte.

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