Читать книгу fucking Kerle - Ruth Broucq - Страница 20
Aus der Traum
ОглавлениеDer Alltag mit all seinen Problemen hatte uns schnell wieder eingeholt. Auch Francos Ehefrau gab nicht auf, uns das Leben schwer zu machen. Wir versuchten die Frau zu ignorieren, was nicht so einfach war. Ich hatte mich schon fast an meine häufige Flucht vor der Verfolgerin gewöhnt, und sah das schon fast als unumgänglich an.
Franco meldete sich bei einer Fahrschule an, deren Inhaber häufig bei uns zockte. Entweder er war so mit dem Fahrunterricht beschäftigt, oder etwas Anderes war nicht in Ordnung, denn ich hatte den Eindruck, dass er mir aus dem Weg ging. Dass Franco am Tag immer unterwegs war, fand ich noch normal, aber er kam nach seiner Arbeit oft erst am frühen Morgen nach Hause. Dann war er sehr schlecht gelaunt und müde, drehte mir gleich den Rücken zu und schlief ein. Sexbedürfnis hatte er gar nicht mehr. Langsam vermisste ich das zwar, war aber zu stolz nach dem Grund zu fragen. Als mir des Öfteren seltsam übel war, dachte ich anfangs, was Falsches gegessen zu haben, und beachtete es nicht sonderlich. Dann blieb meine Periode aus.
„Ich glaube ich muss mal zum Frauenarzt gehen, meine Tage sind ausgeblieben. Vielleicht bin ich schwanger. Eigentlich ein Wunder, die ganzen Jahre mit dem Udo ist nichts passiert, obwohl wir nie verhütet haben. Wenn, dann war das vielleicht der Klimawechsel. Ich glaube das ist in Italien passiert, vielleicht in Rom.“ Vertraute ich unserer Kaffeefrau Erika an, mit der ich seit Jahren befreundet war.
Ich bat die Freundin nicht darüber zu reden, speziell nicht mit Franco, denn ich wollte erst sicher sein.
Der Arzt bestätigte mir, dass eine Schwangerschaft circa in der vierten oder fünften Woche bestehen könne. „Es ist noch ganz am Anfang. Sie sollten in vier Wochen noch einmal zur Untersuchung kommen, dann können wir sicher sein.“ schlug mein Arzt vor.
Ich war hin und her gerissen, wusste nicht ob ich mich freuen sollte, denn schließlich war ich schon Mitte Dreißig und der Erzeuger zehn Jahre jünger als ich. Andrerseits hatte ich mir immer ein dunkelhaariges Kind mit braunen Augen gewünscht, und ich hatte zwei blonde Kinder mit grünen Augen.
Bei Franco und mir konnte doch nur mein Wunsch in Erfüllung gehen. Ein Wunschkind also? Was Franco wohl sagen würde? Ich konnte nicht warten, teilte ihm direkt die Neuigkeit mit.
Er reagierte ganz anders als ich erwartet hatte. „Aber das ist doch noch gar nicht sicher? Warte doch mal erst den nächsten Termin ab, ich denke der Arzt war noch am zweifeln? Lass uns nach der nächsten Untersuchung noch mal darüber nachdenken.“ Schob Franco mich desinteressiert auf die Warteposition. Ich war sehr enttäuscht. Keine Freude, keine Zustimmung, eher ein distanzieren. Warum? Da stimmte etwas nicht. In dem Moment zeigte er mir sehr deutlich, dass er seit unserer Sizilien-Reise anders war, dass er mir aus dem Weg ging. Ich wusste nicht wie ich mich verhalten sollte, und er ließ mir auch nicht die Zeit, das zu entscheiden, sondern ging einfach.
Franco hatte mich einfach stehen gelassen und war gegangen. Schon eine Stunde später kam er zurück, und sagte mit finsterer Miene: „Ruth, es tut mir leid, aber ich gehe zu meiner Frau zurück. Wo hast du meinen Koffer hingestellt?“
Ich war wie vor den Kopf geschlagen, konnte gar nicht glauben, was ich gerade gehört hatte, und fragte leise: „Jetzt? Wo ich ein Kind erwarte? Ist dir das egal?“
„Tut mir leid, aber ich muss zu meiner Frau zurück gehen. Ich kann dir das jetzt nicht erklären, aber das hat nichts mit meinen Gefühlen für dich zu tun, glaube mir….“
Ich unterbrach ihn energisch: „Danke verzichte auf eine Erklärung. Warte, ich hole deinen Koffer, ich helfe dir packen. “ Sagte ich hart und holte anschließend alle seine Kleidungsstücke aus den Schränken. Dann warf ich alles in seinen Koffer, und als er den Koffer geschlossen hatte, ging ich zur Tür und forderte: „Komm, ich fahre dich!“
Erstaunt fragte er: „Im Ernst? Du willst mich echt zu meiner Frau fahren?“
„Klar! Reisende soll man nicht aufhalten!“ sagte ich hart. Unterwegs herrschte eisiges Schweigen zwischen uns.
Erst als ich ihn vor dem Wohnhaus seiner Frau raus gelassen hatte, und zurück fuhr, kullerten die Tränen über mein Gesicht.
Im Casino ließ Franco sich die nächsten Tage nicht sehen, da ja seine beiden Brüder bei uns als Croupier und Portier arbeiteten, fehlte er niemanden. Unseren Partnern hatte er nur öfter im Weg gestanden, weil er zu wenig Ahnung von der Materie hatte, und mit seinen ungeduldigen Fragen oft genervt hatte. Deshalb waren die Tage, an denen er in der Disco arbeiten musste, die angenehmsten Arbeitstage für die ganze Casino-Besatzung.
Ich hatte das Gefühl, dass seine Brüder mich beobachteten, aber sie sprachen mich nicht auf das Thema Franco an. Allerdings fragte auch keiner unserer Partner nach Francos Verbleib, entweder sie waren froh, dass er ihnen nicht auf die Nerven ging, oder sie wussten Bescheid. Ich ignorierte das Thema eine ganze Woche, dann hatte ich den Eindruck, ich müsse mich von einem Druck befreien.
Am nächsten Tag ging ich zum Friseur und ließ meine langen Haare abschneiden. Ich ließ mir einen kessen Kurzhaarschnitt verpassen, und anschließend kleidete mich neu ein. Bewusst wählte ich ein auffallend leuchtend rotes enges Kleid und passende Pumps. So gestylt stolzierte ich genau dort hin, wo Francos ganze italienischen Freunde und Bekannten verkehrten. Ich setzte mich in das Eiscafe seiner engsten Freunde, der Brüder Daluto, aß ein Eis und danach trank ich noch einen Espresso. Ich hielt mich bewusst lange dort auf, und die halbe italienische Bevölkerung unserer Stadt sah mich. Ich lächelte allen Bekannten freundlich zu, keiner sprach mich an. Es war mir ein innerer Vorbeimarsch.
Am nächsten Tag ging ich zu meinem Frauenarzt und erklärte diesem entschlossen: „Ich möchte das Kind nicht bekommen. Ich fühle mich zu alt und bin auch sozial nicht genügend abgesichert um noch ein Kind aufzuziehen. Wo kann ich den Abbruch vornehmen lassen? Geht das hier oder muss ich nach Holland fahren?“
Der Arzt beriet mich widerwillig aber ausführlich, klärte mich über Vor- und Nachteile auf, dass ich in Holland keine Sicherheit habe, falls es Komplikationen geben werde, weil man dort nach dem Eingriff keinen längeren Klinikaufenthalt habe, sondern noch am gleichen Tag wieder abreisen müsse. In Deutschland sei besser, weil das besser überwacht sei und auch notfalls eine längere ärztliche Kontrolle möglich sei. Allerdings müsse ich erst zum Beratungsgespräch zu Pro Familia. Ich solle mir das in Ruhe überlegen, sei erst in der siebten Woche, habe also noch fünf Wochen Zeit. Er werde mir ein Attest ausstellen, wenn ich mir sicher wäre.
Als ob er es geahnt hätte, stand Franco am nächsten Vormittag vor meiner Tür. „Was möchtest du?“ fragte ich kalt.
Er gab sich sehr kleinlaut, bat: „Bitte hör mir nur einmal zu, lass mich dir erklären was passiert ist. Du hast allen Grund mir böse zu sein, aber ich möchte das du wenigstens weißt was für Probleme ich habe. Danach kannst du entscheiden ob du mich noch sehen willst. Wenn nicht, dann werde ich aus deinem Leben verschwinden und dich nicht mehr belästigen.“
Dummerweise ließ ich ihn rein. Dann hörte ich das, was jede Frau, vielleicht sogar jeder Mensch, gerne hört: „Ruth, ich liebe dich, ja, glaube mir, aber meine Frau hat mich in der Hand. Sie hat meine Ersparnisse auf ihren Namen auf einem Sparbuch, und weil ich die für mein Haus brauche, zwingt sie mich nach ihrer Pfeife zu tanzen. Du hast ja selbst gesehen, dass die Handwerker die Arbeit eingestellt hatten, ich weiß jetzt warum. Meine Frau hat die monatlichen Zahlungen eingestellt, die vereinbart waren. Sie hat zwei Monate nicht mehr bezahlt. Und sie weigert sich, mir mein Geld zu geben, wenn ich nicht bei ihr bleibe. Die Frau ist verrückt, aber ich bin machtlos, denn ich kann offiziell nichts machen, weil das schwarzes Geld ist, und sie mir droht, dann zu sagen woher es ist. Na ja, du weißt ja auch, wie es in der Disco läuft. Nein? Na wir schaffen natürlich immer beiseite. Für den Hungerlohn den der Knauser uns zahlt, können wir ja nicht arbeiten, der ist reich genug, da beißen wir natürlich immer was ab. Wir sind gut organisiert. Ich habe meiner Frau vertraut, das ist jetzt das Ergebnis. Sie weiß auch noch andere Sachen von mir, mit denen sie mich in der Hand hat, womit sie mich in den Knast bringen kann. Bitte hab Verständnis. Glaube mir, ich schlafe nicht mit ihr, das kann ich nicht. Dann hätte ich das Gefühl dich zu betrügen. Bitte hab Geduld, sobald ich mein Geld habe, komme ich zu dir zurück. Wenn du mich noch liebst, dann musst du mir vertrauen. Bitte, denk an unser Kind, das wolltest du doch auch. Ich habe mich so darauf gefreut, das wird unser Wunschkind sein. Bitte!“
Er weinte sogar, schwor mir ewige Liebe auf den Tod des ungeborenen Kindes, nahm mich in die Arme und küsste mich heiß und leidenschaftlich. Und ich schmolz dahin.
Wir liebten uns leidenschaftlich und wild, und ich war bereit ihm zu glauben, zu verzeihen und zu warten. Und ja, ich wollte unser Wunschkind genauso wie er. Als ich ins Bad ging, traf mich der Schock, ich blutete.
Sofort rief ich meinen Frauenarzt an, erklärte ihm ängstlich weinend von der Blutung, fragte ob das dem Kind schaden könne und was ich tun solle.
„Wieso? Sie haben doch gesagt, dass Sie einen Schwangerschafts-Abbruch wollen. Haben Sie sich das anders überlegt? Wollen Sie das Kind nun doch austragen?“ war der Arzt ganz erstaunt.
Als ich bestätigte, dass ich das Kind haben wollte, beruhigte er mich, sagte, eine kleine Schmierblutung sei nicht schlimm, solange es nicht weiter bluten werde. Wenn die Blutung nicht aufhöre, solle ich sofort zu ihm kommen oder ins Krankenhaus gehen. Erst einmal hinlegen und ruhig liegen bleiben.