Читать книгу fucking Kerle - Ruth Broucq - Страница 9
Fressen oder gefressen werden
ОглавлениеAnfangs hing der Himmel voller Geigen, ich war im siebten Himmel, denn Udo zeigte mir eine Welt voller Glanz und Glimmer. Zwar hatte ich ihn schon einige Monate zuvor an der Schweizer Grenze, im Bijou, mehrmals gesehen, aber niemals gesprochen. Nun in der Wuppertaler Disco stand er mir wieder an der Bar gegenüber- sein Glas in der Hand. Nur eines war anders: er lächelte mir zu.
Was für mich erst nur ein kleiner Flirt war, hatte Udo sofort als Beginn einer langfristigen Beziehung erkannt. Wenn er sich gleich in mich verliebt hatte, war es bei mir anders. Ich fühlte mich am Anfang hin- und hergerissen zwischen geschmeichelt, neugierig und zweifelnd. Zuerst konnte ich mich gar nicht festlegen, was aus unserem Zusammentreffen entstehen könne, denn damals in Lörrach, hatte ich ihn eigentlich als arrogant und uninteressant empfunden. Plötzlich stand ein ganz anderer Mann vor mir.
Welch ein attraktiver Mann sich um mich bemühte und welch ausgeprägten Charme Udo ausstrahlte, erstaunte mich anfangs sehr, das hatte ich nicht bei ihm vermutet. Zudem besaß er eine enorme Selbstsicherheit gepaart mit Dominanz, ohne rebellisch zu wirken. Dass der ehemalige Croupier gerade arbeitslos war, weil sein Arbeitgeber verhaftet und dessen ganze Geschäfte geschlossen worden waren, kam mir eigentlich ganz recht, denn so konnte ich Udo mit in meine Tätigkeit einbauen.
Dass er lange im illegalen Glücksspiel tätig gewesen war, machte mir nichts aus, denn ganz korrekt war die Branche, in der ich arbeitete, auch nicht. Als Werbeleiterin einer großen Fassadenbau-Firma wollte ich dann auch den Verkauf selbst übernehmen, weil der Verdienst wesentlich höher war. Dass Udo mit seiner dominanten, selbstsicheren Art ein guter Verkäufer sein könne, schien mir logisch zu sein. Also ergab es sich quasi wie von selbst, dass wir uns gegenseitig ergänzten, und uns zu dem erfolgreichsten Verkaufsteam der Fassaden-Branche entwickelten. Endlich konnte ich auch mal an mich denken, und auf ein sorgenfreies Leben hoffen.
Die Liebesspiele beherrschte Udo genauso gut wie seine Art sich zwischen anderen Menschen zu bewegen und mit ihnen umzugehen. Udo zögerte nicht lange, mir klar zu machen, was er wollte und wie er es wollte. Und ich ließ mich gerne anleiten und verführen, denn er war verdammt gut.
Außerdem roch der Mann am ganzen Körper angenehm und sein Penis sah auch appetitlich aus. Sein Schwanz war lang und dünn und hatte nur wenig Vorhaut, sodass ich mich sogar wagte, einen Kuss darauf zu hauchen. Ich gab ihm alles was er wollte, und ich sollte es nicht bereuen.
Ich schwamm in orgastischen Schüben, konnte gar nicht genug kriegen, und er förderte das. Udo war ein potenter und ausdauernder Mann, der es ohne Mühe schaffte, mich mehrmals nacheinander zum Orgasmus zu bringen. Ich glaubte, endlich die wahre Liebe gefunden zu haben, und deshalb war ich Wachs in seinen Händen.
Schon bald lernte ich seine Freunde kennen, falls man in seinem Bekanntenkreis überhaupt von Freunden reden kann. Sein täglicher Aufenthaltsort, das Sportcafe, war ein Treffpunkt für Gauner und Tagediebe, zu denen Udo natürlich auch gehörte. War er das Eine oder Andere? Egal, auf jeden Fall stellte ich mit Erschrecken fest, dass Recht und Ordnung für Udo keine Bedeutung hatten.
Genau wie für die ganzen Diebe, Betrüger und Ganoven, die in diesem Etablissement ein und ausgingen. Sie alle hatten nur ein Interesse, mit betrügen, stehlen und zocken, dem lieben Gott den Tag zu stehlen, aber nur nicht einer geregelten Arbeit nachzugehen.
Dass mein zweiter Irrtum, der fünf Jahre jüngere Udo, ein eleganter, weltgewandter Blender war, der seine eigenen Gesetze hatte, sollte ich bald feststellen. Auch dass er ein Charakterloser Zocker war, wurde mir bald klar. Denn er benutzte Alles und Jeden, um zocken zu können, dabei vergaß er die Welt und die Menschen um sich herum.
Dass er zudem noch täglich sein Alkohol-Pensum brauchte, also in Mengen Pernod- Cola trank, wovon er eine gehörige Portion vertrug, entdeckte ich als seine zweite negative Leidenschaft. Aber egal wie viel Udo trank, wirklich besoffen war er nie, jedoch kostete es immer ein fettes Sümmchen. Der Mann gab mir Rätsel auf.
Durch seine Zock-Leidenschaft war er ein rücksichtsloser, mitleidloser Betrüger, der jeden Menschen ausnutzte und betrog, um seine eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Aber seine dominante Selbstsicherheit und seine Erfahrung zeigten mir täglich, wie schön Sex sein konnte, damit fesselte er mich lange Zeit. Deshalb übersah ich Vieles, duldete Dinge, die ich zuvor nie akzeptiert hatte, und machte mich von ihm abhängig. Sexuell abhängig.
Udo hatte das seltene Talent anderen Menschen seinen Willen als den eigenen zu suggerieren. Mit seiner dominanten Art sich auszudrücken, seine Wünsche fast in Befehlston vorzutragen, zwang er schwächeren Menschen seinen Willen auf, ohne dass sie sich darüber klar waren, oder gar dagegen wehren konnten.
Bei mir jedoch verstärkte er seine Wünsche noch damit, dass er mich mit schöner Kleidung und Schmuck verwöhnte, sowie mit sexuellen Zückerchen, was ich aufsog, so wie meine trockene Haut die Bodylotion nach dem Duschen. Und obwohl ich im Unterbewusstsein wusste, dass er viele Dinge nachteilig für mich handhabte, nahm ich es widerspruchslos hin.
So häuften sich meine säumigen Verpflichtungen mit unserer gemeinsamen Tätigkeit, da Udo alle Verträge auf mich abwälzte, mit der Begründung: „Ich kann nichts auf mich machen, das würde nur unnötige Schwierigkeiten bringen.“
Anfangs ging es nur um die Rechnungen, die wir ausstellen mussten, wenn wir einen Auftrag abrechnen wollten. Nur der clevere Bert Meier akzeptierte keine Rechnung die ich ausstellte, weil ich bei ihm im Angestellten-Verhältnis arbeitete. „Das geht nicht, Ruth. Das müssten wir gesondert abrechnen und du würdest doppelte Steuer bezahlen. Ist mir zu kompliziert.“ Lehnte er energisch ab. Nur zwangsläufig bot Udo sich sofort als Ersatz an.
Sicher ging es meinem Freund nur darum, uns nicht die Einnahmequelle abzuschneiden, denn es war ihm wirklich egal, dass das Finanzamt das Nachsehen hatte. Allerdings war es auf jeden Fall für mich die bessere Lösung, dass Udo die Rechnungen ausstellte, denn säumige Verpflichtungen hatte ich, durch nicht bezahlte Mieten und Autoraten, im Laufe unseres Zusammenlebens genug.
Als freier Mitarbeiter, auf selbständiger Basis war es ihm selbst überlassen, dem Fiskus die Einnahmen zu melden, oder auch nicht, Udo entschied sich natürlich für nicht! Das konnte unseren Vertragspartnern egal sein, denn sie waren auf der sicheren Seite. Und mich belastete die unterschlagene Umsatzsteuer auch nicht, da das Udos Versäumnis war.
Lange verdienten wir uns eine goldene Nase mit der Vertretertätigkeit, bis in der gesamten Presse diese Schlagzeilen standen:
VORSICHT VOR FASSADENHAIEN!
Seitdem flogen die Türen vor unserer Nase zu, manche Leute schimpften uns sogar noch lauthals aus. Wir standen vor dem Nichts!
Wieder war ich es, die den Ausweg aus der plötzlichen Misere fand. Denn es war eine wirklich schlimme Misere, weil Udo ja leider alles verzockt hatte, was wir verdient hatten.
Und erneut ging der nächste dumme Fehler ebenfalls zu meinen Lasten. Auch dabei hatte Udo sich geschickt raushalten können.