Читать книгу Verlorenend - Fantasy-Epos (Gesamtausgabe) - S. G. Felix - Страница 57
Teil I - Epilog
ОглавлениеIrgendwo in der Unendlichkeit:
Schwärze umgab ihn.
Sie füllte alles aus und war doch nichts.
Die unerträgliche Stille. Er hörte ihren Gesang immerzu.
Einst hatte er alles verloren, und doch war es ihm gleich.
So viel gesehen! So viel erlebt!
Und doch verschwanden seine Erinnerungen im unendlichen Raum. Sie trieben langsam davon, ohne sich umzusehen.
Er wartete. Ohne Hoffnung. Das Gefühl für Zeit längst verloren.
Er war nur noch eine leere Hülle, die auf einem kalten Felsen durch das All glitt.
Kein Lichtschein drang zu ihm vor, und kein Geräusch.
Über das Stadium des Wahnsinns war er längst hinaus.
Hohles Existieren. Ohne Sinn. War alles verloren, das ihm einst lieb und teuer war?
Erschaffen? Wozu?
Er käme jedoch niemals auf die Idee, seine Existenz zu hinterfragen. Vermutlich hatte er sogar Angst davor. Es war der Lauf der Dinge. Sie sollten so sein, wie es für ihn bestimmt war, daran gab es für ihn keinen Zweifel. Und so wartete er. Ohne Hoffnung.
Er blickte ins Nichts. Er wartete auf eine Antwort. Es war immer dieselbe, nur hörte er sich nicht. Er wollte sie nicht hören. Dass es jetzt vorbei sein sollte. Dass er für ewig gefangen auf einem Stück Fels durch die Unendlichkeit trieb, konnte er sich nicht vorstellen. Irgendetwas würde geschehen. Das fühlte er, auch wenn ihn die Hoffnung samt Erinnerungen verlassen hatte.
Und so verstrichen die Jahrhunderte, die hier bedeutungslos waren.
Es war Bestimmung. Und dazu gehörte auch zu vergessen. Es machte ihm keine Angst, vergessen zu haben, was war. Denn dies war seine Strategie zu überleben. Die Zeit der Finsternis zu bewältigen und mit ihr zu ringen.
Aber dann eines Tages: An dem Tag, an dem Antilius in den Kristall an der Barriere von Valheel blickte. Mitten in der endlosen Dunkelheit des Universums blitzte plötzlich etwas auf. Ganz schwach. Aber lebendig. War es eine Illusion? Eine grausame Erfindung seines kranken Verstandes? Nein. Denn er konnte die beiden schimmernden Lichtpunkte, die plötzlich vor ihm auftauchten, nicht nur sehen, er konnte sie fühlen. Er konnte Antilius fühlen. Die leuchteten Punkte waren seine Augen. Er spürte seine Wärme.
Wärme und Leben.
So plötzlich es erschien, so plötzlich verschwand der silberne Schein auch wieder. Und in dem Moment, in dem das Leuchten verschwand, geschah das Unglaubliche. Etwas, das er sich seit so langer Zeit nicht mehr erträumt hatte. Und es war der Beginn.
Es war Bestimmung.
Die Erinnerungen, die ihn einst verlassen hatten und die, ohne sich umzusehen, durch das All getrieben waren; sie machten kehrt. Und kamen zurück. Und das Unglaubliche nahm seinen Anfang:
Der Dunkelträumer erwachte aus seinem jahrhundertelangen Schlaf und begann, sich wieder zu erinnern.