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2.2 Kulturelle Jugendbilder

2.2.1 Leiden und Intensität

Leiden an der Welt

Jugend steht folglich in einem engen Zusammenhang mit Modernisierungsphänomenen, aber es lässt sich auch umgekehrt nachweisen, dass Jugend selbst in der öffentlichen Wahrnehmung häufig als Garant für Modernisierung wahrgenommen wurde. Eine um 1900 kulturell einflussreiche Form war die in Romanen und Theaterstücken entfalteten Erzählungen über Jugend. Im Mittelpunkt stand dabei das Leiden junger Menschen an den Zwängen der Gesellschaft. Eine große Rolle spielten auch die darstellende Kunst und die immer populärer werdende Photographie. Für die kulturellen Jugendbilder erwiesen sich insbesondere die Zwänge der bürgerlichen Jugend als einflussreich, und zu ihnen zählten die Strenge der Gymnasien, das Unverständnis der Elternhäuser, deren Spießigkeit und Doppelmoral, mangelnde Freizügigkeit und starke Konventionalität. Die Rolle der Erziehung durch Elternhaus und Schule oder Lehrmeister in Betrieben rückte hier meist ins Zentrum der Kritik. Einen Beleg für das Leiden der Jugendlichen sahen die Künstler beispielsweise in Schülerselbstmorden, die auch im später vorgestellten Drama „Frühlings Erwachen“ von Frank Wedekind eine Rolle spielen.

Jugend und Intensität

Die Vorstellung einer besonderen Gefühlsintensität im Jugendalter begann die Künstler und Intellektuellen zunehmend zu faszinieren. Sie brachten insbesondere auch die als zerrissen erfahrene, moderne Industriegesellschaft mit den inneren Empfindungen des jungen Menschen und seiner idealtypischen Suche nach Identität in Verbindung. Insofern galt Jugend als ein Symbol, mit dem sich bestehende Verhältnisse kritisieren ließen. Zugleich versprach Jugend aber auch Hoffnung auf eine bessere Welt.

So gaben die Lyrik Arthur Rimbauds, Oscar Wildes „Das Bildnis des Dorian Gray“ (1891), Robert Musils „Die Verwirrungen des Zöglings Törleß“ (1906), Rainer Maria Rilkes „Die Aufzeichnungen des Malte Laurids Brigge“ (1910), Franz Werfels „Der Abituriententag“ (1928), die Romane Hermann Hesses, Frank Wedekinds „Frühlings Erwachen“ (1906), aber auch „Der Zauberberg“ (1924) von Thomas Mann den intellektuellen Zeitgeist und seine Sensibilität für das Phänomen „Jugend“ wieder.

Einführung in die Jugendforschung

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