Читать книгу Ein letzter Augenblick - Sabrina Heilmann - Страница 10

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Erinnerung

Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und genoss die Sonne, die wärmend auf Glasgow schien. Es war ein warmer Frühlingstag Ende April, und obwohl die Luft noch kühl war, fühlte es sich schon fast wie Sommer an. Ich träumte vom Sommerurlaub, von dem ich noch nicht wusste, ob ich ihn dieses Jahr haben würde. In Gedanken hörte ich den Wind, der die Wellen an den Strand trieb, und das sanfte Rauschen, das dadurch entstand. Doch selbst wenn aus dem Urlaub am Strand nichts werden würde, versprach meine liebste Jahreszeit auch in Schottland schön zu werden. Dieser Tag gab mir einen Vorgeschmack darauf.

»Wartest du schon lange?« Meine beste Freundin Amber riss mich aus meinem Tagtraum. Ich öffnete die Augen und lächelte sie an, bevor ich aufstand, um sie zu umarmen.

»Nein, aber ich hatte Zeit, uns einen Kaffee zu bestellen«, erwiderte ich, und wir setzten uns. In diesem Moment brachte die Kellnerin die beiden Tassen und ich nickte ihr dankbar zu.

»Du bist ein Schatz.« Amber löffelte etwas Milchschaum von ihrem Latte macchiato und sah mich anschließend forschend an.

»Was ist? Warum siehst du mich so an?«, fragte ich, denn ich hatte keinen Schimmer, was ihr durch den Kopf ging.

»Wir ziehen das noch durch, oder?« Der Ausdruck in ihren Augen ließ keinen Widerspruch zu.

»Wenn du damit die Bewerbung für die Show meinst? Hmm, nein.«

Es handelte sich um eine Castingshow, in der ein bekanntes Topmodel nach Modelnachwuchs suchte. Vor einigen Jahren hatte man die Sendung wegen geringer Einschaltquoten aus dem Programm genommen, doch seit sie mit neuer Besetzung und neuem Konzept wieder ausgestrahlt wurde, war der Erfolg enorm. Wie jedes Mädchen hatte auch ich irgendwann den Traum gehabt, Model zu werden. Auf die Idee, mich zu bewerben, kam ich erst durch Amber. In der Werbepause hatte sie die Voraussetzungen gecheckt, die man erfüllen musste, um sich für die neue Staffel anmelden zu können. Ich war größer als vorausgesetzt, erfüllte die Maße, und die Herausforderung reizte mich. Zumindest hatte sie mich an diesem Abend gereizt. Je länger ich darüber nachgedacht hatte, desto mehr verließ mich der Mut.

»Was hast du zu verlieren?«, fragte Amber, ebenso wie an diesem Abend, und wieder konnte ich als Antwort nur mit den Schultern zucken.

»Natürlich nichts, aber ich will nicht als dummes Modepüppchen abgestempelt werden.«

»Du kannst nur als solches abgestempelt werden, wenn du eins bist. Hey, du hast einen super Abschluss gemacht und wolltest ohnehin ein kleines Abenteuer erleben, bevor du dir eine Ausbildung oder einen Studienplatz suchst. Vielleicht ist es genau das, was du jetzt brauchst.«

Ich seufzte leise und rührte in meinem Vanilla Latte. Im Grunde hatte Amber recht, denn ich suchte eine Auszeit und Herausforderung zugleich. Sicher würde ich genau das in der Show finden können und trotzdem war ich nicht völlig überzeugt.

»Außerdem ist überhaupt nicht sicher, ob sie dich nehmen. Riskier es!« Amber setzte ihren überzeugendsten Blick auf und ich kam nicht umhin, mit den Augen zu rollen. Meine beste Freundin wusste genau, welche Knöpfe sie bei mir zu drücken hatte, damit ich nachgab.

»Okay, aber nur unter der Bedingung, dass du dich auch bewirbst!« Nun war ich es, die die herausfordernden Blicke verteilte, während Amber in schallendes Gelächter ausbrach. Sie warf ihr leuchtend rotes Haar zurück, das ihr herzförmiges Gesicht mit den großen grünen Augen, umrahmte. Amber war hübsch und hatte eine unglaubliche Figur. Sie war etwas kleiner als ich, hatte aber mindestens genauso gute Chancen, ebenfalls für die Show ausgewählt zu werden.

»Sorry, ich bin leider einen Zentimeter zu klein.« Amber zuckte mit den Schultern, vermittelte aber nicht den Eindruck, als wäre es besonders schade, dass ihr diese Chance verwehrt blieb. »Außerdem ist das nicht mein Traum«, fügte sie lachend hinzu.

Ich atmete lang und theatralisch aus. »Okay, was muss ich alles machen?«

Ein letzter Augenblick

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