Читать книгу Ein letzter Augenblick - Sabrina Heilmann - Страница 17

Оглавление

Kapitel 7

In der darauffolgenden Woche lud meine Mutter Blake zum Abendessen ein, um sich noch einmal für seine Hilfe zu bedanken. Blake und ich hatten in der letzten Woche kaum Kontakt gehabt, was mich allerdings nicht störte. Ich nahm mir viel Zeit für mich, ging spazieren und erkundete Inverness allein. Es tat mir gut, dass niemand bei mir war, der mir Fragen darüber stellte, wie es mir ging, worüber ich grübelte und was ich fühlte. Ich dachte viel darüber nach, wie mein Leben gewesen sein konnte, bevor ich den Unfall hatte, und ich versuchte zu verstehen, was Amber und mich voneinander getrennt hatte. Zu einer Lösung kam ich leider nicht, da ich aber nichts anderes erwartet hatte, frustrierte mich das kaum.

Ich kam gerade von einem weiteren Spaziergang zurück, als Blake seinen Wagen in einer Lücke vor dem Blumenladen parkte und ausstieg. Unsicher vergrub ich meine Hände in den Jackentaschen der dünnen Sweatjacke, als er zu mir kam und dicht vor mir stehen blieb. Meine Lippen verzogen sich zu einem Lächeln, als ich seinen starken Blick erwiderte und er mich umarmte.

»Hallo Schönheit«, sagte er leise und ich musste mich lachend aus unserer Umarmung drehen. Die Beziehung - wenn man es so nennen konnte - die wir hatten, bestand schon von Anfang an entweder aus ironischen oder sarkastischen Kommentaren und liebevollen Spitzen. Dem war es wohl zuzuschreiben, dass ich diese Begrüßung, die sicher ein Kompliment gewesen war, nicht ernst nehmen konnte. Aber genau deswegen mochte ich Blake. In seiner Gegenwart konnte ich mich entspannen und lachen, aber auch ernst sein, wenn es darauf ankam.

»Stand das in deinem Ratgeber für verführerische Begrüßungen?«

Er verdrehte die Augen und zog mich wieder zu sich, wobei er mir einen Arm um die Schulter legte. »Darin stand noch so viel mehr, aber das zeige ich dir später.« Nun zwinkerte er übertrieben und ich befreite mich schnell von ihm.

»Komm, lass uns nach oben gehen. Meine Mutter wartet sicher schon.«

Das Essen verlief entspannt. Mom übte sich in Small Talk und stellte Blake und mir immer wieder unterschwellig die Frage, um herauszufinden, was wir voneinander hielten. Glücklicherweise sparte Blake diese Bereiche der Unterhaltung ebenso aus, wie ich es tat.

Während meine Mutter und Steven den Tisch abräumten, setzten wir uns auf die Couch.

»Wie spontan bist du?«, fragte Blake nach einiger Zeit, und ich sah ihn skeptisch an.

»Das kommt darauf an, um was es geht.« Ich schenkte ihm ein Lächeln.

»Hast du Lust auf einen kleinen Ausflug? Ich könnte dir die Highlands zeigen und wer weiß, vielleicht kommen mit der Ruhe auch die Erinnerungen zurück.«

Mein Lächeln erstarb und ich sah ihn ausdruckslos an. In meinem Inneren sträubte sich alles.

»Ich finde, Blake hat recht. Ein bisschen Ruhe würde dir nicht schaden.« Meine Mutter kam zurück ins Wohnzimmer und setzte sich uns gegenüber in einen Sessel. »Außerdem gibt es sehr schöne Orte hier. Es würde dir gefallen.«

»Wir könnten bereits morgen losfahren, wenn du möchtest.«

Immer wieder sah ich zwischen Blake und meiner Mutter hin und her und konnte nicht glauben, dass sie sich das Ganze schönredeten. Langsam bekam ich das Gefühl, dass jeder versuchte, mich daran zu hindern, mich zu erinnern. Steven kam ebenfalls ins Wohnzimmer zurück und ich tauschte sofort einen hilflosen Blick mit ihm.

»Was ist los?«, wollte er wissen.

»Blake will Emilia die Highlands zeigen, damit sie zur Ruhe kommen kann«, erklärte meine Mutter und Steven seufzte leise. Er verstand sofort, warum ich ihn so hilflos angesehen hatte, aber auch er konnte mir in dieser Situation nicht helfen.

»Ich habe keine Lust, zur Ruhe zu kommen«, sagte ich leise, aber bestimmt und sah meine Mutter an. »Ich will endlich Antworten und es kotzt mich an, dass jeder zu wissen glaubt, was das Beste für mich ist.« Wütend sprang ich auf. »Du gibst mir keine Antworten. Nicht darauf, was passiert ist, nicht einmal in Bezug auf meine beste Freundin, die mich ganz offenbar hasst. Warum verhinderst du, dass ich etwas über mich herausfinde?« Ich wurde lauter, schrie aber nicht.

»Weil ich dich schützen will, Emilia. Du würdest es nicht verstehen, noch nicht ...«

Verständnislos schüttelte ich den Kopf und war auf dem besten Weg, das Wohnzimmer zu verlassen. »Tut mir leid, Mom, aber es ist mir egal, ob ich es verstehe oder nicht. Wenn ich weiterhin hier rumsitze und so tue, als wäre alles in Ordnung, komme ich nie weiter. Ich gehöre nicht nach Inverness und nein, Blake ...« Ich wandte mich direkt an ihn. »... ich will nichts von den verdammten Highlands sehen. Der einzige Grund, warum ich hier bin, ist, weil ich irgendwo in der Nähe einen Unfall hatte, der aus meinem Leben diesen Albtraum gemacht hat.« Noch einmal holte ich tief Luft und beruhigte mich wieder etwas. »Wenn du mit mir irgendwohin fahren willst, dann bring mich morgen nach Edinburgh. Und Mom, ich brauche bitte den Schlüssel zu meiner Wohnung.«

Mit diesen Worten zog ich mich in das Gästezimmer zurück und warf die Tür hinter mir zu. Es war mir egal, ob meine Mutter jetzt enttäuscht vor mir war, doch es konnte auf keinen Fall so weitergehen. Wenn ich jetzt nicht damit anfing, etwas über mein Leben herauszufinden, würde ich es nie tun.

Schon kurze Zeit später klopfte es an meiner Tür und Blake betrat den Raum. Ich deutete mit einem Blick an, dass er bleiben durfte, und er nahm neben mir auf meinem Bett Platz.

»Ich fahre mit dir«, sagte er plötzlich und durchbrach damit die Stille. Ungläubig sah ich ihn an.

»Wirklich?«

»Ja. Ich wollte dich nie davon abhalten, etwas über dich herauszufinden. Das darfst du bitte nicht falsch verstehen. Ich dachte nur, du bist vielleicht ein Mensch, der gern ein bisschen Ruhe hat.«

»Weißt du, was das Problem ist, Blake? Ich habe keine Ahnung, was für ein Mensch ich bin, aber meine Mutter weiß es. Sie sagt es mir nur nicht.«

»Sie hat Angst.«

»Aber wovor? Davor, mich zu verlieren? Das ist lächerlich. Ich verstehe nicht, was ich getan habe, dass sie mir nicht helfen will.« Leise seufzend verschränkte ich die Arme vor der Brust.

»Gib ihr die Zeit, die sie benötigt, bevor sie mit dir sprechen möchte. Wir werden in der Zwischenzeit nach Edinburgh fahren und schauen, ob wir in deiner Wohnung irgendwelche Hinweise finden.«

»Danke, Blake.«

»Nicht dafür, das weißt du doch.«

Ich lehnte den Kopf an seine Schulter und ließ die Luft aus meinen Lungen entweichen. Er ahnte nicht einmal ansatzweise, wie sehr seine Nähe und seine Hilfe mir Halt gaben. Auch wenn ich nicht verstand, warum er mir so zur Seite stand, dankte ich ihm dafür. Innerhalb kürzester Zeit hatte er die Rolle meines besten Freundes eingenommen, bei dem ich lachen, aber auch weinen konnte. In seiner Nähe fühlte sich alles so leicht an, dass es mich hätte beängstigen müssen, aber das tat es nicht ... nicht im Geringsten.

Ein letzter Augenblick

Подняться наверх