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4.2Die Macht der Gewohnheit

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Warum fällt es uns so schwer, Altes loszulassen? Um das zu verstehen, ist es hilfreich, zu wissen, wo unsere Gewohnheiten herkommen und wie sie sich entwickeln.

Als ich vor mehr als 20 Jahren mit Yoga begann, tat ich das hauptsächlich, um meine Gesundheit zurückzuerlangen. Nach einem doppelten Bandscheibenvorfall wollte ich eine Operation vermeiden. Das Fitnessstudio war nicht so ganz mein Ding und so landete ich beim Yoga. Hier erhoffte ich mir, meinen Körper zu stärken und zu dehnen und wenn ich nebenbei ein bisschen entspannen konnte, – auch schön.

Den wirklichen Weg und die Erkenntnis, die Yoga uns geben kann, hatte ich damals bei Weitem noch nicht erfasst. Für mich war Yoga ein Hilfsmittel, meinen Körper zu bearbeiten und mich zu entspannen. Hier wird meine damalige Sichtweise deutlich: Ich wollte, dass Yoga etwas für mich tut und es nutzen (um schmerzfrei zu sein, beweglicher zu werden, entspannter zu werden).

Mein Denken entsprach dem Denken vieler Menschen unserer Gesellschaft: Ich habe ein Problem, das muss behoben/repariert werden – in dem Fall soll Yoga das tun. Daran ist nichts verwerflich, denn es ist menschlich. Unser Gehirn funktioniert so. In der Psychologie spricht man hierbei auch vom „Maschinenmodell“. Der Körper gleicht also einer Maschine, die repariert werden muss.

Da mir damals die philosophische Grundlage im Yoga noch weitgehend unbekannt war, war mir (trotz pädagogischer Ausbildung mit psychologischem Schwerpunkt) noch nicht so wirklich klar, dass Veränderung nur in mir und durch mich stattfinden kann. Ist es doch um ein Vielfaches leichter, die Schwierigkeiten im Außen zu suchen und abzugeben.

„Der Mensch ist ein Gewohnheitstier“, ist ein weitverbreitetes Sprichwort und trifft im Wesentlichen den Kern menschlichen Verhaltens. Die westliche Psychologie hat viel geforscht, um den menschlichen Geist besser verstehen zu lernen. Warum und wieso sind bzw. werden wir wer und wie wir sind? Bei der näheren Auseinandersetzung mit dem Thema bin ich immer wieder auf eine für mich sehr faszinierende Erkenntnis gestoßen: Die moderne Psychologie sowie die Neurowissenschaften und die jahrtausendealte Philosophie des Yoga stimmen in vielem überein, vor allem in den Kernaussagen. Das folgende Zitat gilt zwar dem Yogaweg, jedoch lässt es sich meines Erachtens ebenso problemlos auf die Psychotherapie bzw. Weiterentwicklung des Menschen anwenden!

„Das eigentliche Üben findet innen statt. Das Wie meines Übens, die innere Haltung mir selbst und den Übungen gegenüber, kurzum der Geist meiner Praxis entscheidet darüber, wie stark sich die verändernde Kraft des Yoga entfalten kann“ (Unger & Hofmann-Unger, 2013, S. 96/97).

Doch zurück zu den Gewohnheiten. Gewohnheiten entstehen nicht alleine durch unsere willentliche Aneignung von Wissen, sondern durch alle Erfahrungen, die zu einer Veränderung unseres Erlebens und Verhaltens beitragen. Wobei der Begriff des Verhaltens nicht nur das nach außen sichtbare Handeln (z. B. sprechen, etwas hochheben etc.) meint, sondern auch unsere Gedanken, Gefühle und physiologischen Funktionen. Anhand verschiedener Lernmodelle kann dies heute anschaulich erklärt werden. Vier der wichtigsten Lerngesetze sollen hier kurz erwähnt werden:

Reiz-Reaktions-Kopplung: ein erworbenes Verhaltensmuster, welches meist weder ziel- noch lösungsorientiert ist. Es entsteht, indem, aufgrund einer gemachten Erfahrung, eine Reaktion an das damalige Signal gekoppelt wird (z. B. ich habe mich einmal nach Spaghetti übergeben, in Zukunft esse ich möglicherweise keine Spaghetti mehr, da mir schon beim Gedanken daran übel wird).

Lernen durch Konsequenzen: Lernen durch (positive) Verstärkung bzw. Bestrafung

Lernen am Modell: Kinder imitieren z. B. ein Verhalten, je enger die emotionale Bindung an die Person ist, desto höher ist meist der Lernerfolg.

Selbstverstärkung: sich selbst loben.

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