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7.1Dankbarkeit

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Dankbarkeit ist zurzeit ein großes Thema, nicht nur im Yogaunterricht. Es findet sich häufig in unserem Alltag wieder und in vielen Medien wird darüber publiziert.

Doch was bedeutet Dankbarkeit und warum sollten wir uns mit diesem Thema überhaupt näher beschäftigen?

Im Grunde kann man sagen, dass wir unseren Fokus verschieben, nämlich weg von den Dingen, die nicht gut sind, nicht klappen oder frustrierend sind, hin zu dem, was uns erfreut, glücklich und zufrieden macht. Zusätzlich löst Dankbarkeit natürlicherweise Glücksgefühle in uns aus, und davon kann man ja bekanntlich nie genug haben!

In unserer Kindheit wurden die meisten von uns dazu angehalten, dankbar zu sein, Danke zu sagen. Natürlicherweise liegt es eigentlich in uns Menschen verankert, Dankbarkeit zu empfinden. In unserer „Erziehung“, Dankbarkeit von Kindern zu erwarten, passiert dann etwas, was so in seinem Ausmaß wahrscheinlich nicht gewollt ist.

Der Fokus wird auf denjenigen gerichtet, der etwas für uns getan hat, und dafür wird Dankbarkeit erwartet („Sage der Tante lieb Danke.“). So entsteht in unserem Gehirn eine neuronale Kopplung, die Dankbarkeit mit Schuld verbindet, die sogenannte Dankesschuld.

Diese neue Kopplung überdeckt dann die natürlich vorhandene Kopplung, nämlich dass Dankbarkeit Glücksgefühle auslöst. Denn eigentlich ist Dankbarkeit die Freude am Empfangen und nicht die Schuldigkeit jemandem gegenüber, der etwas für uns getan hat. So verschiebt sich Dankbarkeit, denn ursprünglich praktizieren wir Dankbarkeit für unsere Salutogenese.

Zusätzlich entsteht noch eine andere Verknüpfung: Erwarten wir Dankbarkeit, aufgrund einer Tat für jemanden, und dieser erfüllt dies nicht in unserem Sinne, entsteht Enttäuschung. Daraus resultierend, kann dann ein Glaubenssatz entstehen, wie: „Es lohnt sich nicht, für andere etwas zu tun, die wissen das sowieso nicht zu schätzen.“

Doch sollten wir andere nicht einfach ohne Erwartung unterstützen oder ihnen etwas Gutes tun? Klar, wenn man ausgenutzt wird, ist das mit einem klaren Nein zu beantworten. Aber so grundsätzlich. Nur ein kleines Beispiel: Ich finde Gemeinschaft unglaublich wertvoll und wichtig, sich gegenseitig zu unterstützen und zu bestärken. Ich mache gerne Werbung für andere und wurde schon oft gefragt, warum ich das denn tue, wenn ich kein Geld oder einen anderen Ausgleich hierfür bekomme. Die Antwort ist ganz einfach: weil es glücklich macht. Ich freue mich, wenn sich der andere freut, auch ohne dafür einen Blumenstrauß zu bekommen.

Aber auch hier muss jeder seinen eigenen Weg/Umgang finden, und wir wollen an dieser Stelle nicht diskutieren, was besser ist oder wer wie zu sein hat, denn das wäre anmaßend.

Zurück zur Dankbarkeit.

Die Frage ist: Wie können wir diese Kopplung auflösen?

Wenn wir wirklich wieder dahin kommen wollen, wo wir als Kind waren, dann gehört unter Umständen mehr dazu, als nur eine alltägliche Dankbarkeitsübung. Zuerst einmal sollten wir herausfinden, ob wir eine Kopplung haben und uns diese bewusst machen.

Wie sieht sie aus?

Woher kommt sie?

Welche Glaubenssätze, Bewertungen tauchen beim Thema Dankbarkeit auf?

Was sagt unser innerer Kritiker dazu?

Kleiner Tipp: Dies lässt sich gut mit dem ABC-Modell bearbeiten, das du in einem späteren Kapitel kennenlernen wirst (siehe Kap. 34).

Haben wir dann des Pudels Kern erkannt, beginnt quasi die Umprogrammierung unserer alten Schaltkreise. Weg von den alten Lasten, hin zu mehr Leichtigkeit, in der wir Dankbarkeit wieder wirklich fühlen dürfen und nicht als eine erwartete Reaktion erbringen müssen.

Das heißt, wir können neue Bewertungen, Perspektiven und Ideen entwickeln und diese verankern. Und auch hier ist es, wie bei allem, was wir lernen: Es braucht Zeit, Geduld und liebevolle Annahme. Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen, aber, vielleicht erinnerst du dich daran: Ich bin ein Meister, der übt!

Stelle dir deine alten Glaubensmuster als neuronale Verknüpfung in deinem Gehirn wie eine mehrspurige Autobahn vor. Diese gilt es nun, „neu zu bauen“. Und du weißt ja, wie lange Straßenbauarbeiten dauern, nicht wahr? Das heißt, das neue „Muster“, die neue Verknüpfung, ist anfänglich ein kleiner Feldweg, der durch häufiges Benutzen immer größer und breiter wird. Vom Fußgängerweg zum Fahrradweg zur Straße zur Landstraße, bis hin zur Autobahn.

Aber, Achtung: Lernen ist ein lebenslanger Prozess. Unsere Hirnplastizität schenkt uns diese Möglichkeit. Das heißt aber auch, dass solche Lernprozesse nie komplett fertig sind, es kann also auch nach Jahren des Übens mal wieder passieren, dass wir in alte Muster zurückfallen und quasi auf die falsche Straße abbiegen, dann frei nach dem Motto: Aufstehen, Staub abklopfen, Krönchen richten, weitergehen!

So kann Dankbarkeit zu einem wahren Glücksbringer werden, der uns aus unserem tiefsten inneren Glück fühlen lässt.

Tipp

Beginne ein Glückstagebuch. Finde täglich Situationen, Begegnungen, Erlebnisse, die dich dankbar und glücklich sein lassen. Schreibe sie auf, mögen sie auch noch so klein sein. Du kannst auch malen, skizzieren oder aufkleben, was immer dir Freude macht. Vielleicht gestaltest du dir das Buch selbst, sodass es ganz persönlich wird.

Tipp

Finde vor dem Einschlafen drei Dinge, für die du an diesem Tag dankbar bist. Häufig schwirren uns vor dem Einschlafen noch Dinge im Kopf herum, die wir nicht erledigt haben, die nicht gut waren, die uns beschäftigen. Wenn wir mit diesen „negativen“ Gedanken einschlafen, hat das Auswirkungen auf unseren Schlaf und seinen Erholungswert. Sich auf etwas Schönes und Positives auszurichten natürlicherweise auch. So kann sich dein Schlaf sehr verändern!

Glücksbohnengeschichte

Es war einmal ein Bauer. Jeden Morgen steckte er eine Handvoll Bohnen in seine linke Hosentasche. Jedes Mal am Tag, wenn er etwas Schönes erlebt hatte, wanderte dann eine Bohne von der linken in die rechte Hosentasche. Anfangs kam das nicht so oft vor. Doch von Tag zu Tag waren es mehr Bohnen, die von der einen in die andere Tasche wanderten.

Ein nettes Wort, eine schöne Begegnung, die ersten Sonnenstrahlen, das Zwitschern der Vögel, das Abendessen mit seiner Familie, jedes Mal wechselte eine Bohne die Seite. Am Abend schaute der Bauer, wie viele Bohnen in seiner rechten Hosentasche gelandet waren, und bei jeder Bohne erinnerte er sich dankbar an das schöne Erlebnis!

Diese Geschichte eignet sich wunderbar für den (Yoga-)Unterricht. Schön ist auch, deinen Teilnehmern kleine Säckchen mit Bohnen oder kleinen Steinchen mitzugeben, um sie an ihr tägliches Dankbarkeitsritual zu erinnern.

Yoga trifft Coaching

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