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Objekte der Belehrung

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Studien belegen: Lehrer leiden häufiger als alle anderen Erwerbstätigen unter psychischer Erschöpfung. Und ungefähr ein Drittel der Kinder geht mit Angst in die Schule. Sie haben Angst, zu versagen. Sie haben Angst, beschämt zu werden, wenn sie Fehler machen. Angst und kreatives Problemlösen schließen sich aber aus. Angst und Lebendigkeit auch. Viel wahrscheinlicher ist, dass die gewohnten Mechanismen umso stärker werden. Das ist das Bekannte, Bekanntes schafft Sicherheit und Sicherheit nimmt Angst.

So ist wohl auch zu erklären, weshalb die erste der vier von der UNESCO benannten Säulen der Bildung in Schulen besondere Aufmerksamkeit bekommt, nämlich »Lernen, Wissen zu erwerben«. Keine Frage, eine ausreichend breite Allgemeinbildung, verknüpft mit der Möglichkeit, vertiefende Kenntnisse in ausgewählten Fächern zu erwerben, ist wichtig. Eine solche Grundbildung ist ein gutes Fundament für einen lebenslangen Lernprozess. Wenn es gut läuft, macht dieses Legen von Fundamenten auch Lust auf mehr. Leider ist aber der Wissenserwerb üblicherweise geprägt vom Lernen aus Büchern, durch Zuhören und Reden. Am Anfang einer Stunde steht schon fest, was am Ende rauskommen soll. Es gilt als professionell, wenn der Plan aufgeht. So wird es auch immer noch in der Lehrerausbildung gelehrt.

Die Schülerinnen und Schüler werden so zu Objekten der Belehrung, mit den entsprechenden Folgen für ihre Motivation und ihre Lust am Lernen. Aber sie sollten besser als Subjekte ihrer individuellen Lernprozesse diese selbst organisieren. Das ist herausfordernd, keine Frage, doch schon junge Kinder können das viel besser, als wir denken. Als ich neulich mit meinen Kindern zusammensaß und wir über ihre Erfahrungen mit Schule sprachen, sagten beide unisono, sie würden sich gerne viel mehr selbst erarbeiten und es nicht vorgesetzt bekommen. Damit würden sie nicht nur Wissen erwerben, sondern so wichtige Kompetenzen wie Selbstorganisation, Eigenverantwortung und kritische Auswertung von Informationen gleich mitentwickeln. Die jungen Menschen machen beim eigenverantwortlichen Lernen auch die Erfahrung von Selbstwirksamkeit – und die ist unbezahlbar. Wer erlebt, auch schwierige Situationen aus eigener Kraft erfolgreich bewältigen zu können, wird sich Herausforderungen viel leichter stellen.

Wer aber immer wieder von anderen Menschen hört, dass er ein Versager ist – zum Beispiel ausgedrückt durch Noten –, dessen Überzeugung, selbstwirksam sein zu können, wird nachhaltig geschwächt.

Lebendigkeit entfesseln

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