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AFTER THE GOLDRUSH

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Auch wenn Easy Rider mit hohen Erwartungen anfängt (»lookin’ for adventure«, wie Steppenwolf singen), werden diese im Verlauf des Filmes von der leisen Vorahnung eingeholt, dass es die Gegenkultur vermasselt hat. Wenn der Film eine inoffizielle Fortsetzung hat, dann ist es Asphaltrennen (1971). James Taylor spielt darin einen nahezu katatonischen Autofahrer, der die amerikanischen Autobahnen in Beschleunigungsrennen unsicher macht – aber nur, um genug Geld zu gewinnen, um weiterhin der Straße ins Nirgendwo folgen zu können. Der Film endet damit, wie das Zelluloid Feuer fängt, während Taylor das nächste Rennen fährt, ein Symbol für den Burn-out, der dem Ende der Gegenkultur folgte.

Dieses sich verstärkende Gefühl eines verpassten Moments fing Neil Young mit Alben wie Everybody Knows This Is Nowhere (1969) und After the Goldrush (1970) ein. Letzteres positionierte sich im Nachspiel der zwei großen Traumata der US-Geschichte: dem geografischen Ende der Erschließung des amerikanischen Westens im späten 19. Jahrhundert und der psychischen Wildnis, die sich in den späten 1960ern eröffnete. Neil Young und Crazy Horse wurden zur Rockversion von Peckinpahs Gang aus rauen, gealterten Banditen in The Wild Bunch: abtrünnige Überlebende einer glorreicheren Zeit, die von den Eisenbahngesellschaften der 1890er beziehungsweise der Systematisierung der Plattenindustrie in den 1970ern ausgelöscht worden war. Bis in die 1990er hinein spielten Youngs Songs die gleichen alten Themen durch: die Sehnsucht nach einem offenen Raum ohne Siedlungen und Ausverkäufen, wo man noch sein eigener Mann sein kann.

In der tristen Ära nach After the Goldrush, als die 1960er am Verblassen waren, ihr Nachbild aber immer noch die Vorstellungen der Menschen heimsuchte, erschien Bruce Springsteen auf der Bildfläche. Springsteen war weniger die Zukunft des Rock ’n’ Roll als vielmehr eine erneute Heraufbeschwörung von dessen Vergangenheit und Fortbestehen (wenn wir alle nur daran glaubten). Zuerst schien er eine Art Kleinstadt-Dylan zu sein, dessen giftige Ironie allerdings durch offenherzigen Populismus ersetzt worden war. Wie Dylans Kunstfigur des Wanderers waren Springsteens Alter Egos stets »Born to Run«. In »Lost in the Flood« (von Greetings from Asbury Park, N. J., 1973) ist er ein Einzelgänger, der »zum Ruhm bestimmt« auf seinen Chevy geschrieben hat, kopfüber in einen Wirbelsturm hineinfährt und darin verschwindet. Autos und Geschwindigkeit bieten einen heroischen Ausweg aus den beengenden Grenzen der Mittelmäßigkeit der Kleinstadt. In »Thunder Road« (Born to Run, 1975) sucht sein Mädchen nach einem Erlöser, doch er kann ihr nur sein Auto anbieten. Der Himmel liegt am Ende der Autobahn.

Die Freiheit, sich beliebig fortbewegen zu können, fand schon immer eine spezielle utopische Resonanz in der amerikanischen Kultur. Doch die eigentliche Bedeutung von Utopia lautet »Kein-Ort«. Die Suche nach dem Traum führt aus dem Niemandsland hinaus und endet doch im Nirgendwo der Straße. In »Born to Run« ist die Kleinstadt eine »Todesfalle« und doch weiß Springsteen, dass seine Flucht unter keinem guten Stern steht: Die Straße ist gepflastert mit »gefallenen Helden«. In dieser maskulinen, allerletzten Chance auf Freiheit wird Frauen der Beifahrersitz angeboten. Springsteen bietet seinem Mädchen an, ihre Beine um seine pulsierende Maschine zu legen.

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