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REBEL WITHOUT A PAUSE

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Die beiden Bands ihrer Zeit, die von den Manics am meisten verehrt wurden, waren die wohl maskulinistischsten Vorbilder, die man in den frühen 1990ern haben konnte: Public Enemy (ernst, prüde, streng doktrinär, ideologisch patriarchal) und Guns N’ Roses (wilde Banditen, die ihren Schritt als Waffe verstanden). Was sie am stärksten mit Public Enemy verband, war die Vorliebe des Medienterroristen, seine eigene Berichterstattung zu studieren. Im Laufe ihrer Karriere sampelten Public Enemy auf ihren Alben Soundschnipsel aus den Medienkontroversen, die sie ausgelöst hatten. Und sie hatten ihr eigenes Märtyrersymbol: Ihr Logo war die Silhouette eines schwarzen Revolutionärs im Fadenkreuz.

Public Enemy waren Pioniere des »Conscious« oder »Righteous Rap«. Sie eigneten sich die präpolitische Wut des Gangsta Rap an und gaben ihr eine politische Ausdrucksform, so wie die Black Panthers versucht hatten, die Kriminalität junger afroamerikanischer Viertel für die Mobilisierung zu nutzen. Mehr noch als The Clash wollten Public Enemy die männlichen Jugendgangs zu einer Armee vereinen. Schwarze Gangs sind wie militärische Truppen aufgebaut; Righteous Rap versuchte, diesen absurden, aber tödlichen Gang-Patriotismus (Crips, Bloods etc.) in schwarzen Nationalismus umzuwandeln. Warum sich gegenseitig bekriegen, wenn man sich gegen den wahren Feind vereinigen kann?

Wo Gangsta Rap als tyrannisches »Ich« spricht, greift Righteous Rap zum totalitären »Wir«. Public Enemy versuchten, ein kollektives Bewusstsein/Gewissen zu verkörpern – eines, das weiter blicken würde als die kurzsichtige, schnell schießende Gangsta-Vision. Ihr Frontmann Chuck D rappte im Tonfall eines Predigers von der Befreiung der schwarzen Community. Die sexuelle Gier des Gangsta Rap wurde von der Lust auf Rechtschaffenheit ersetzt, aus seiner Misogynie wurde Militanz. Da sich Public Enemy als paramilitärische Kämpfer verstanden, die sich im Krieg mit der weißen rassistischen Gesellschaft befanden, hatten sie wenig Zeit für Frauen. Gangsta Rap würdigt Frauen als hinterhältige bitches und Mannsweiber herab, Righteous Rap marginalisiert sie aufgrund ihrer vermeintlichen Tatenlosigkeit. Nachdem Public Enemy wegen der chauvinistischen Aspekte ihrer Weltanschauung in die Kritik geraten waren, versuchte Chuck D in seinem Programm einen Platz für Frauen zu finden. Auf Fear of a Black Planet (1990) weist der Track »Revolutionary Generation« ihnen eine Rolle im Kampf zu: die Geburt und Erziehung guter Soldaten. Außerdem heuerten sie mit Sister Souljah eine weibliche Hilfskraft an – für öffentliche Auftritte und um die merkwürdige Losung auf Platte zu deklamieren.

Das alles ändert nichts daran, wie gerechtfertigt der Wunsch von Public Enemy war, sich als junge Afroamerikaner unter dem Slogan »Fight the Power« zu organisieren, zu lehren und zu agitieren. Viel mehr als bei The Clash reagierten ihre quasimilitärische Rhetorik und Bildsprache auf tatsächliche Unterdrückung. Und doch stellt sich die Frage, ob ein Teil des Reizes von Combat Rock und Righteous Rap nicht darin liegt, wie sie den Kameradschaftsgeist der Jugendgang für einen höheren Zweck vereinnahmen und ihr die Erhabenheit eines politischen Zwecks verleihen. Im Fall von The Clash, Manic Street Preachers und Public Enemy bietet der »gerechte Krieg« eine Gelegenheit, der Anwesenheit von Frauen nicht nur zu entfliehen, sondern sie »aus gutem Grund« thematisch auszusparen und ihre Präsenz in der Welt zu ignorieren.

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