Читать книгу Josh & Emma Gesamtausgabe - Sina Müller - Страница 11
Gemischte Gefühle
Оглавление»Wer stört?«, murmelte ich schlaftrunken ins Telefon.
»Gott sei Dank, du lebst noch!« Liv. Nur sie war dazu fähig, mitten in der Nacht anzurufen. Ich tastete nach dem Wecker. Zehn Uhr. Was? Ich setzte mich schlaftrunken auf. Ein wohliger Schauer lief in Erinnerung an den gestrigen Abend über meinen Rücken. Ich angelte die schwarze Wollmütze, die mir Joshua gestern aufgesetzt hatte, vom Schreibtischstuhl und drehte sie in den Händen.
»Wo warst du gestern? Ich dachte schon, du bist entführt worden. Du hättest mir ja wenigstens sagen können, dass du gehst.« Gestern. War die Party erst gestern gewesen? Es war eine Ewigkeit her, seit mich Liv abgeholt hatte. Seither war so viel passiert. Das Gefühl, das mich ausfüllte, war ungewohnt – und so wunderschön. Das Kribbeln in meiner Magengegend ... »Emma, hallooo? Bist du noch dran?« Langsam wurde sie ungeduldig.
»Ja, Liv, alles gut. Nein, nein, ich bin nicht entführt worden, zumindest nicht direkt.« Ich kicherte. »Hör zu, lass mich erst mal aufwachen. Wie war’s mit Lukas?«
»Lenk nicht ab. Los, deine Ausrede.« Seit Wochen nörgelte sie an mir rum, weil ich ständig und zu jeder Tages- und Nachtzeit lernte. »Ich warte«, sagte eine trotzige Stimme am anderen Ende der Leitung. Manchmal konnte sie ganz schön nerven.
»Hey, ich weiß auch nicht, was passiert ist. Es ging alles so schnell. Kevin kam in die Küche und hat ... Stell dir vor, er wollte mich doch tatsächlich küssen!« Das hatte ich fast vergessen. Ich seufzte.
»Und weiter?«, drängelte Liv.
»Ja, und dann war da dieser Kerl, Joshua. Wir sind einfach so durch die Straßen gelaufen, haben gequatscht, waren was trinken und ...« Ich hielt inne und grinste in Erinnerung an das, was dann folgte.
»Was dann?« Ich roch seinen warmen Atem, spürte seine zarten Lippen auf meinen. Diese sanften, weichen Lippen ...
»Hallooooo ...«, nörgelte Liv. »Was dann?«
»Ach, nichts. Nicht der Rede wert. Wir haben nur ein bisschen rumgemacht.« Ich konnte mir bildlich vorstellen, wie Livs Kinnlade runterklappte. Mit einem Grinsen auf den Lippen vergrub ich die Nase in der Mütze und atmete tief ein. Wie faszinierend sein Geruch war. So männlich und doch frisch. Unwillkürlich schloss ich die Augen.
»Emma, du verarschst mich«, sagte sie fassungslos. Als ich mit einem fröhlichen Nein antwortete, sagte sie nur knapp: »Ich komme rüber«, und bevor ich sie davon abhalten konnte, hatte sie aufgelegt.
Keine zwei Minuten später klopfte es. Ich quälte mich aus dem Bett und bahnte mir einen Weg zur Tür. Ich sollte aufräumen, um den frühmorgendlichen Turnübungen über die verstreuten Berge in meinem Zimmer zu entrinnen. Mit einem Ruck öffnete ich die Tür und kniff die Augen zusammen. Strahlender Sonnenschein schlug mir entgegen und erinnerte mich daran, wie spät es bereits war. Liv war völlig außer Atem und hob sprachlos die Arme.
»Was?« blaffte ich. »Darf ich nicht auch mal Spaß haben?« Es war nicht immer einfach, in ihrem Schatten zu stehen. Aber im Grunde wollte ich mich nicht streiten, sondern lieber im Bett liegen und noch ein bisschen von Joshua träumen, von seinen Augen, seinen Lippen. Mmmh, wie weich sie waren ... wie gut er küssen konnte ...
»Erde an Emma.« Liv schnippte mit den Fingern vor meinen Augen, ich zuckte zusammen.
»Komm rein. Kaffee?« Ich schob sie unsanft ins Zimmer und bog auf die Toilette ab. Nachdem ich der Senseo-Maschine zwei Tassen Kaffee entlockt hatte, schwang ich mich wieder auf mein Bett. Die Tasse in der Hand kuschelte ich mich an die Kissenberge, die sich auf meinem Bett türmten. Liv machte es sich in dem Berliner-Schmuddelschick-Sessel gemütlich. Meine Mutter fand das Monstrum scheußlich, ich liebte das braune Etwas aber abgöttisch – und Liv auch.
»Okay, alles klar. Du bist ja total von der Rolle«, prustete sie schließlich los. »So hab ich dich ja noch nie gesehen.«
Ich nahm eins der Kissen und warf es ihr an den Kopf. »Ich bin nur müde.« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Nein, ehrlich. Da ist nichts. Er ist echt süß, würde dir gefallen.« Was für ein schillerndes Paar die beiden abgeben würden. »Aber glaubst du ernsthaft, dass ich nach dem ganzen Hickhack mit Kevin gleich wieder Bock auf ’ne Beziehung habe? Im Sommer gehe ich nach Amerika, und danach bin ich in München. Aber gegen ein bisschen Spaß ist ja nichts einzuwenden. Deine Rede, oder?«
Liv blickte mich skeptisch an. »Du und ›nur Spaß haben‹. Träum weiter! Aber wie du meinst. Sag schon, wie ist er so?« Sie legte die Beine aufs Bett und umschlang das Kissen.
Nach einem Schluck Kaffee erzählte ich, wie Joshua in die Küche kam und ich Kevin eine gescheuert hatte. Davon, wie wir einfach ziellos durch die Straßen liefen, wir dann in der Kneipe landeten und er mich schließlich nach Hause brachte. Als ich ihr von unserem ersten Kuss erzählte, breitete sich Gänsehaut auf meinem Nacken aus, und meine Mundwinkel zuckten unwillkürlich.
»Ha. Und wie ich recht hatte! Dich hat’s voll erwischt«, sagte sie und grinste mich amüsiert an.
»Oh Mann, wenn ich’s dir doch sage. Ach, du verstehst das nicht. Ich will das halt auch mal ausprobieren. Joshua ist echt nett. Aber sicher nix für was Festes. Er ist irgendwie ... irgendwie ... anders halt ...« Er war tatsächlich anders als meine bisherigen Freunde. Mit ihm war alles so schwerelos gewesen. So, als ob es gar nicht anders sein könnte. Aber Joshua und ich ... Das war wie die Schöne und das Biest. Nur dass es der Schöne und das Biest heißen müsste.
»Okay«, sagte Liv in dem langgezogenen schnoddrigen Ton, der deutlich machte, wie wenig sie mir glaubte. Aber das war ihr Problem. Ich würde mir den Spaß nicht versauen lassen.
»Und, trefft ihr euch wieder?«, nahm Liv den Faden wieder auf.
»Mal sehen. Vielleicht holt er mich am Donnerstag von der Schule ab.« Ich versuchte es möglichst beiläufig klingen zu lassen. Donnerstag. Das war noch eine halbe Ewigkeit. Sicher würde Joshua bis dahin etwas Sinnvolleres einfallen, als sich mit mir zu treffen.
»Sehr schön, dann kann ich deinen Traumprinzen ja gleich mal unter die Lupe nehmen.« Sie grinste siegessicher. »Jetzt nochmal zu Kevin. Hat der ein Rad ab? Der ist doch sonst nicht so schwer von Begriff. Hat er sich schon gemeldet?« Oh je, das stand mir ja auch noch bevor. Wahrscheinlich würde er anrufen und um Vergebung winseln. Aber das konnte er sich schenken. Ich würde nicht rangehen. Sollte er ruhig eine Weile zappeln.
»Lassen wir das Thema, ja? Erzähl, wie liefs mit Lukas? Glaubst du mir jetzt, dass er hohl wie ein Osterei ist?«
»Ich weiß echt nicht, was du gegen ihn hast. Er ist total nett«, sagte Liv ungewohnt scharf. »Wir treffen uns übrigens heute Abend wieder, Filme schauen, und er kocht.«
»Lukas kocht?« entgegnete ich nachdenklich. Was spielte sich bei Liv ab?
»Du weißt wohl so einiges nicht über ihn. Er ist echt lustig, und wir haben den ganzen Abend richtig nett gequatscht. Du weißt schon – was ich so mache, was ich mag und was ich nicht leiden kann. Er hat sich wirklich für mich interessiert – und nicht nur für meinen Ausschnitt.« Natürlich hatte es auch seine Schattenseiten, so auszusehen wie Liv. Andererseits wusste sie ihre Vorzüge auch ganz gut einzusetzen.
»Hey! Mach mal halblang. Du redest von Lukas! Der ist die Oberflächlichkeit in Person«, entgegnete ich mit gespielter Empörung. Da Liv nicht darauf einstieg, lenkte ich ein. »Na gut, dann halte ich mich zurück, wenn dir das so wichtig ist ...« Ich schenkte ihr ein Lächeln als Friedensangebot. »Aber sag später nicht, ich hätte dich nicht gewarnt.« Sie sprang quer übers Bett, und schon spürte ich ein Kissen auf mein Gesicht knallen. Nach einer kurzen Rangelei landeten wir gackernd auf dem Rücken.
»Oh, das habe ich dir ja noch gar nicht erzählt«, sagte Liv aufgeregt, als wir uns von unserem Lachanfall erholt hatten. Ich setzte mich halb auf und hielt meinen schmerzenden Bauch. »Weißt du, wen ich gestern noch kennengelernt habe?« Ich schüttelte den Kopf. Egal wie lange ich überlegte, ich würde nicht drauf kommen.
»Lukas’ Cousin«, sagte sie feierlich, als handelte es sich um Brad Pitt persönlich.
»Tom«, sagte ich mit einem flauen Gefühl im Magen. Ihn hasste ich mindestens genauso sehr wie Lukas, wenn nicht sogar ein bisschen mehr. Tom war immer ein Mädchenschwarm gewesen. Er war blond und hatte schon als Kind diese unverschämt schöne Hautfarbe von flüssigem Gold. Seine leuchtend blauen Augen und das zuckersüße Lächeln, das er stets auf seinen Lippen trug, machte ihn zum Held unzähliger Mädchenschwärmereien. Ich kannte ihn aber auch anders. In Wahrheit war er fies und hatte großen Spaß daran gehabt, mich in Lukas’ Garten zu quälen.
»Du kennst ihn?«, fragte Liv aufgeregt. »Warum hast du das nie erzählt?«
»Warum sollte ich? Er ist ein Penner«, entgegnete ich verständnislos.
»Mensch, Emma, er ist Bassist bei Amblish!« Amblish? Musste ich die kennen? Ich verzog zerknirscht das Gesicht. »Na, die Band aus Freiburg ! Im Moment läuft doch der Song von denen rauf und runter. Hörst du mir eigentlich nie zu?« Autsch, erwischt. Bei Livs Schwärmereien für irgendwelche Pop-Sternchen schaltete ich auf Durchzug. Für dieses Groupie-Getue hatte ich noch nie etwas übriggehabt. Ich schwärmte nicht für Justin Bieber, Justin Timberlake oder einen anderen Justin, Robbie, Ricky oder wie die Sterne sonst so hießen. Das einzige Poster in meinem Zimmer zeigte Thomas Huber. Und selbst ihn musste man mit der Lupe suchen, da er mitten in der Nose im Yosemite-Park hing. Die wahren Stars in meiner Welt hießen Marc Chagall, Paul Klee und Pablo Picasso, und sie waren längst tot.
»Ach, die!«, versuchte ich mich aus der Affäre zu ziehen, hatte aber keinen blassen Schimmer, wen sie meinte. Erst als sie den Refrain summte, dämmerte mir, welche Gruppe sie meinte. Liv schwärmte seit Monaten von der Band und dem Sänger im Speziellen.
»Und, hatte er was Aufregendes zu berichten?« Sie war so aufgekratzt, aber ich konnte mich einfach nicht für den Kerl begeistern.
»Du bist echt doof. Ich fand ihn ganz süß. Vielleicht besorgt er mir mal Karten für ein Konzert.«
»Das wäre ja cool.« Ich versuchte begeistert zu klingen und verscheuchte die bösen Stimmen, die mir zuflüsterten, dass ich das zweifelhafte Vergnügen haben könnte, sie zu begleiten. Vielleicht würde sich auch Lukas erbarmen – wenn ich Glück hatte.
Wir quatschten noch eine Weile über die Party und wer mit wem rumgemacht hatte. Dann ließ mich Liv allein mit meinen Gedanken. Ich kuschelte mich wieder in mein Bett und versuchte, das wohlige Gefühl, das ich kurz nach dem Aufwachen verspürt hatte, zurückzuholen. Gedankenversunken drehte ich Joshuas Mütze in den Händen. Das Ganze kam mir so unwirklich vor. Joshua und ich. Das konnte nicht sein. Er war Mister Perfect, und ich? Ich war ich. Emma.
Wahrscheinlich hatte er sich nur einen Spaß daraus gemacht, einem Mädchen den Kopf zu verdrehen. Oder war es eine Wette gewesen, ob er mich gleich am ersten Abend rumkriegte?
Wie dem auch sei – ich wollte meinen Spaß haben, Joshua war nicht der Typ für eine feste Beziehung. Warum sollte ich also nicht nehmen, was ich kriegen konnte?
Ich rappelte mich auf und ging unter die Dusche. In einem Anflug von Wahnsinn hatte ich meiner Mom versprochen, heute zu helfen. Sie hatte Freunde zum Essen eingeladen, und da sie als Gastgeberin perfektionistisch veranlagt war, war heute Ausnahmezustand angesagt.
Aus der Küche drang engagiertes Geschirrgeklapper. Meine Mom begrüßte mich ein bisschen zu erfreut, als ich wenig motiviert nach unten kam. Sie war voll in ihrem Element und wirbelte geschäftig in der Küche umher. Ich nahm mir einen Kaffee und setzte mich auf die Arbeitsplatte, um mir einen Überblick über das Treiben zu verschaffen.
Eigentlich war sie keine typische Hausfrau und Mutter. Das einzig Typische an ihr war, dass alles ›ein bisschen zu‹ war. Ihre Kleider waren ein bisschen zu flippig für ihr Alter, sie trug ein bisschen zu viel Schmuck, ein bisschen zu hohe Schuhe, und ihre Haare waren ein bisschen zu glatt, als dass sie natürlich wirken konnten. Sie lachte ein bisschen zu laut und war entweder ein bisschen zu nett oder zu ruppig. Ihre Autorität ließ mir Gänsehaut den Rücken entlang wandern. Aber insgeheim bewunderte ich sie für diese bestimmende Art, die sie als Personalreferentin in einem großen Pharmaunternehmen perfektioniert hatte. Als angehende Unternehmensberaterin leckte ich mir alle Finger danach, diese Eigenschaft vererbt bekommen zu haben. Aber ich war ihr nur wie aus dem Gesicht geschnitten. Da endeten aber auch schon unsere Gemeinsamkeiten.
»Und, was steht an?« Ich hoffte inständig, dass ich weder bügeln noch dekorieren sollte. Ich angelte mir eines der Blätterteigröllchen, die sicher für heute Abend bestimmt waren, und erntete einen Klaps auf die Finger.
»So hilfsbereit heute? Was hast du angestellt?«, fragte meine Mutter ein bisschen zu fröhlich.
»Ich will nur nett sein. Also, was gibt’s zu tun?« Ich biss in das leckere Etwas, das neben Käse und Schinken eindeutig nach Pesto schmeckte. Lecker.
»Okay, okay. Du könntest einkaufen gehen, der Einkaufszettel liegt da drüben. Nimm einfach meinen Geldbeutel mit, ja? Du bist ein Schatz«, sagte sie und klapperte schon wieder mit einer Schüssel. Einkaufen war keine schlechte Wahl. Immerhin konnte ich die Front verlassen.
In dem kleinen Einkaufsmarkt kämpfte ich mich durch die vollgestopften Gänge und wurde von einem Rentner, einer jungen Frau mit Kleinkind und einer Oma mit Gehhilfe beinahe über den Haufen gefahren. Warum alle Welt am Samstagmorgen einkaufen ging, würde mir für immer ein Rätsel bleiben. Ich bog um die Ecke und ahnte nichts Böses – und steuerte geradewegs auf die Katastrophe des Tages namens Kevin zu. Er hatte mich noch nicht entdeckt, und so bog ich mit klopfendem Herzen in den nächsten Gang ein und fand mich direkt zwischen Tampons, Slipeinlagen und Inkontinenzbinden wieder. Die Kondome waren sicher auch nicht weit. Mist, ich hätte mir keinen intimeren Ort für einen Zusammenstoß mit meinem Ex aussuchen können, zumindest nicht im Supermarkt. Ich setzte all meine Energie dazu ein, unsichtbar zu werden, aber meine Pechsträhne hielt an, und ich hörte schon Kevins Schritte hinter mir.
»Emma, warte.« Ich versuchte mich noch ein paar Sekunden taub zu stellen, wusste aber, dass ich keinen Ausweg finden würde, um mich aus dieser Szene davonzustehlen. Warum konnte ich nicht einfach im Erdboden versinken oder mich zumindest in Luft auflösen?
Bevor ich mich umdrehte, sammelte ich die angestaute Wut der letzten Wochen in mir. So einfach würde er nicht davonkommen. Mit einer gewimmerten Entschuldigung war es nicht getan. Ich zählte die o.b.-Packungen und war bei siebzehn angelangt, bevor ich tief ausatmete und loslegte.
»Kevin, hör zu. Ich will jetzt nicht mit dir reden. Also bitte, Tu. Mir. Den. Gefallen. Und. Lass. Mich. In. Ruhe. Okay?«, sagte ich betont ruhig und deutlich und wusste, dass es Kevin mehr traf, als wenn ich ihn angeschrien hätte. Aber wie hieß es so schön? Im Krieg und in der Liebe ist alles erlaubt. Und was für die Liebe galt, würde ja wohl auch gelten, wenn eine Liebe zu Ende ging und es ein Teil einfach nicht raffen wollte.
»Hey, sorry wegen ... na, du weißt schon, wegen gestern. Ich war total neben der Spur. Ist bei dir alles okay? Ich habe dich später nicht mehr gesehen.«
»Oh, ja. Klar ist bei mir alles in Ordnung. Außer dass mich gestern mein Ex-Freund festgehalten hat und ich mich nicht mehr rühren konnte. Und er dann auch noch versucht hat, mich zu küssen – obwohl ich Nein gesagt hatte. Aber alles OKAY! Mensch, kapier es endlich, dass zwischen uns nichts mehr läuft und nie mehr laufen wird. Das ist vorbei. Ein für alle Mal. Schluss. Aus. Basta.« Ich warf die giftigsten Pfeile, die ich in meinem Blicksortiment finden konnte, nach ihm. Der arme Kerl blickte schuldbewusst zu Boden. Er wusste, falls er überhaupt noch eine Chance gehabt hatte, mich zurückzugewinnen, hatte er sie gestern vertan.
»Ich ... ich wollte dir nicht wehtun, wirklich nicht. Es tut mir leid. Ich hoffe, du kannst mir irgendwann verzeihen.« Er linste mich mit einem unterwürfigen Hundeblick von unten traurig an. Wie sehr ich diese Mitleidsmasche hasste. Er wusste genau, wie schwer es mir fiel, jemanden in seiner Schuld schmoren zu lassen. Aber heute würde ich nicht schwach werden, Kevin musste endlich verstehen, dass es ein ›uns‹ nicht mehr geben würde. Zumindest nicht als Paar.
»Lass mich in Ruhe«, sagte ich matt. Ohne seine Reaktion abzuwarten, drehte ich mich um und schob den Einkaufswagen zur Kasse. Nur raus hier.
Männer. War man mit ihnen zusammen, tat es weh. War man es nicht, litt man genauso. Wozu also das Ganze?