Читать книгу Josh & Emma Gesamtausgabe - Sina Müller - Страница 21
Gedanken
ОглавлениеLiebe Emma,
wow, was für ein Gig. Knapp 20.000 Menschen in der O2-Arena. Wir sind gerade in London und hatten ein Überraschungskonzert: wir waren der Opener für Coldplay. Wie krass. Ich kann es noch immer nicht fassen. Ich stand auf der gleichen Bühne wie Chris Martin! Nur ein paar Momente früher. Unfassbar. Carol hat uns damit auf dem Flughafen in London überrascht. Es gibt nichts Geileres als einen Stadion-Gig. Da sind Menschen, soweit du durch das Scheinwerferlicht sehen kannst. Und der tosende Lärm. Wie ein Zug rollt der Applaus an und wirft dich mit voller Wucht um.
Ich hatte Schiss, da rauszugehen. Ehrlich. Was, wenn mir die Stimme versagt? Wenn ich es vergeige? Was, wenn ich die Leute nicht einfangen kann? Stell dir mal vor, was für ein Spektakel das ist, wenn einen 20.000 Leute auspfeifen. Und was soll ich sagen? Es war nicht leicht, sie wollten Coldplay sehen, nicht uns. Die meisten kannten uns wahrscheinlich gar nicht. Noch nicht. Aber ich hatte sie. Gleich von Anfang an. Das Setlisting war einfach perfekt. Nach To the Moon and back waren sie fällig. Der Beat ist einfach fett, und es ist der perfekte Opener. Wishcraft haben wir nicht gespielt, es war nicht der richtige Moment. Ich wäre zu aufgeregt gewesen. Aber ich will dich nicht langweilen. Ich weiß ja, dass du mit Musik nicht so viel anfangen kannst. Aber vielleicht ändert sich das ja noch ;-)
Ich bin noch immer high und kann einfach nicht schlafen. Vollgepumpt mit Adrenalin, Endorphinen und sonstigen Hormonen, die einen glücklich, aber auch süchtig machen. Das Runterkommen danach ist verdammt schwer. Wie gerne würde ich jetzt mit dir feiern. Nein, nicht saufen und Party machen. Sondern einfach dein Lachen aufsaugen, das Leuchten deiner Augen, weil du mich siehst, wie ich bin, und nicht, wie ich zu sein scheine.
Oh, wie ich dich vermisse. Und trotzdem bin ich glücklich. Unbeschreiblich glücklich. Vor etwas mehr als vier Wochen habe ich nicht geglaubt, dass dieser Satz in naher Zukunft über meine Lippen kommen würde. Ich hatte alles – fast. Nur du hast gefehlt. Wow, und jetzt sitze ich hier in diesem sterilen Hotelzimmer und denke an dich. Das fühlt sich verdammt gut an. Viel zu gut. Und das macht mir irgendwie auch Angst.
Was ist das zwischen uns? Wer bist du? Und warum tauchst du gerade jetzt auf der Bildfläche auf? Ich hätte dich doch schon viel früher gebraucht. Letztes Jahr, als ich plötzlich allein dastand. Als alles losging. Was mache ich nur, wenn du genauso plötzlich wieder verschwindest? Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Ich möchte es so gerne glauben, dass du mich liebst und für immer für mich da bist. Aber kann ich das? Kannst du das? Es ist zu schön, um wahr zu sein. Und ich habe solche Angst, dass es vorbei ist, bevor es richtig angefangen hat. Das alles hier ist sicher nicht leicht für dich. Ich finde den ganzen Zirkus ja manchmal selbst abartig. Wie muss es dir dabei gehen? Gib mir bitte trotzdem eine Chance. Um mehr bitte ich dich gar nicht.
So, genug gesülzt. Morgen ist ein stressiger Tag. Wir jetten nach Amsterdam. Zum Glück haben wir nur Radio-Termine. Da fallen meine mega-dicken Augenringe nicht so auf. Ich sollte echt mehr schlafen. Wenn ich nur könnte ...
C U, my Love, J.