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311.09.2010

Heute ist der zweite Festtag, aber grundsätzlich läuft es nicht viel anders als am ersten. Der größte Unterschied liegt darin, dass die Kinder nicht herumlaufen. Wir verbringen die Zeit auch zu Hause, empfangen Gäste und besuchen unsere Verwandten.

Heute sind die Gäste nicht nur aus der engen Familie, sondern auch weite Bekannte und Freunde. Außerdem kommt auch die Familie von Yail und bleibt den ganzen Tag bei uns. Auch wenn sie es eigentlich nicht feiern, verbringen sie es trotzdem jedes Jahr mit uns gemeinsam und wir feiern natürlich auch dann mit ihnen Weihnachten zum Beispiel. Yail und ich verbringen den Tag wie üblich mit Spielen.

Da wir jetzt auch endlich eine Dartscheibe haben, besitzen wir mehr Sachen, mit denen wir unsere Zeit vertreiben können. Wir bleiben die ganze Zeit in meinem Zimmer und gehen nur dann raus, wenn wir zum Essen geholt werden, und da es der zweite Festtag ist, passiert das sehr oft.

„Kommt, das Mittagessen ist fertig“, „Kommt, es gibt Gebäck“ oder sowas wie „Kommt, es gibt Süßes“ hören wir gefühlt alle 30 Minuten. Ich meine, nichts gegen Essen, aber wir wollen doch bitte wenigstens eine Runde, ohne unterbrochen zu werden, spielen.

Als wir zum Gebäck essen geholt werden, sitzt nicht nur Yails Familie da, sondern auch meine Tante und mein Onkel.

Vom gestrigen Laufen tun mir meine Füße sehr weh und ich habe, da ich sowieso recht klein bin, auch noch Platz für meine Beine auf dem Sofa. Erleichterung steigt in mir hoch und mal wieder wird mir klar, dass ich zu viel gelaufen bin. Jedes Mal nehme ich mir vor, nicht zu viel zu laufen, um diese Schmerzen zu vermeiden, halte es aber nie ein.

Ich bin zu sehr mit dem Essen beschäftigt, dass ich meine Mutter gar nicht bemerke. Wie es aussieht, versucht sie schon länger, mir irgendwas zu sagen, will aber nicht, dass es irgendwer bemerkt. Sie schaut auf meine Beine, dann zu mir, wieder zu meinen Beinen und anschließend wieder zu mir. Ich verstehe erst gar nichts und kontrolliere meine Beine, finde aber nichts, was stören könnte. Oh ja, jetzt verstehe ich es. Jetzt verstehe ich, was sie mir sagen will.

„Es ist unhöflich, seine Beine irgendwo hochzustellen, wenn Andere und vor allem Ältere dabei sind“, erinnere ich mich.

Stimmt, das hat sie mir vor nicht langer Zeit erzählt. Und ich konnte das damals auch sehr gut nachvollziehen. Warum habe ich das nur vergessen? Langsam nehme ich meine Beine herunter, aber so, dass keiner verstehen kann, warum ich das auf einmal mache. Nachdem ich das getan habe, schaue ich zu meiner Mama und sie lächelt mich an.

Auch dieser Tag geht vorbei und langsam nähert sich der erste Schultag. Ich weiß nicht, ob ich mich freue oder nicht. Einerseits schon, denn ich bin gerne in der Schule, aber andererseits habe ich absolut keine Lust auf dieselben Probleme, mit denen ich zu kämpfen haben werde, genauso wie im gesamten vergangenen Jahr.

Leiser Schrei

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