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413.09.2010

Heute ist der erste Schultag nach den Sommerferien und endlich kann ich meine Freunde wiedersehen, die ich teilweise seit drei Monaten nicht gesehen habe, also seit dem Anfang der Ferien. Lange Zeit haben wir nicht zum Reden, denn es geht schnell weiter. Wir schaffen es gerade so, uns über unsere Ferien zu unterhalten, aber dann müssen wir uns schon zur Tahiat Al Alam, wo wir uns versammeln, um die Nationalhymne zu singen, aufstellen. So wie letztes Jahr stellen wir uns klassenweise in Reihen nebeneinander auf und warten, bis alle ruhig sind, um dann anfangen zu können. Da ich alles trage, was ein Schüler eigentlich tragen sollte, werde ich immer nach vorne geschickt, für den Fall, dass die Direktorin vorbei-schaut. Ich trage wie immer natürlich meine blaue Schuluniform und meine Schülerkrawatte, die mit einem knopfartigen Bobbel festgemacht wird.

Für jede Jahrgangsstufe gibt es eine jeweilige Krawattenfarbe. Von der ersten bis zur dritten Klasse ist es die Farbe Orange und in der vierten ist sie dann dunkelblau.

Ab der fünften Jahrgangstufe ändert sich dann die gesamte Schuluniform. Meine Krawatte ist dieses Jahr zum zweiten Mal orange, was bedeutet, dass alles noch so ist wie letztes Jahr, außer, dass wir jetzt auch endlich die Nationalhymne mitsingen dürfen.

Letztes Jahr durfte ich nicht mitsingen, da den Erstklässlern unterstellt wird, sie können die Hymne nicht und würden so die anderen durcheinander bringen. Die jetzigen Erstklässler tun mir leid, denn ich weiß wie uncool es ist, nicht mitsingen zu dürfen, obwohl man die Hymne kann.

Nach der Tahiat Al Alam werden wir auch schon in unsere Klassen eingeteilt. Ich komme in die Klasse 2a und Yail ebenso. Wie letztes Jahr auch setzen wir uns nebeneinander und ich ahne schon, was als Nächstes kommen wird: „Seid ihr verliebt?“. Das ist uns letztes Jahr so auf die Nerven gegangen, dass wir mehrmals kurz davor waren, unser Geheimnis zu lüften, um endlich Ruhe zu haben.

Im Endeffekt haben wir uns doch noch rechtzeitig beruhigt und haben dann geschwiegen. Vielleicht sind die Zweitklässler ein bisschen schlauer und sind nicht so blöd wie letztes Jahr, auch wenn ich das nicht wirklich glaube, aber die Hoffnung stirbt zuletzt.

Erst erfolgt die Büchervergabe. Nacheinander werden wir nach vorne geholt, um unsere Bücher zu nehmen, die alle vorne gestapelt sind. Nachdem alle endlich ihre Materialien haben, erfolgt anschließend die Klassensprecherwahl. Mehrere Namen stehen jetzt auf der Tafel, unter anderem auch meiner.

Die Klassensprecherwahl nimmt einige Zeit in Anspruch, bis endlich der Klassensprecher feststeht. Ehrlich gesagt, kann ich es nicht glauben. Es war wirklich unerwartet. Ich bin die Klassensprecherin. Dadurch, dass ich so überrascht bin, dass ich zur Klassensprecherin gewählt wurde, komme ich wahrscheinlich so rüber, als hätte ich überhaupt keine Freunde und wäre so ziemlich die Unbeliebteste in der Klasse, aber nein, es ist eigentlich gar nicht so.

Klar, ich muss mir in vielen Situationen Kommentare anhören und manchmal treiben mich diese auch in den Wahnsinn, trotzdem bin ich eigentlich mit allen in meiner Klasse befreundet, auch wenn befreundet schon übertrieben ist, ich komme mit allen zurecht.

Damit ist der erste Schultag auch schon zu Ende und wir müssen uns auf den Nachhauseweg begeben. Ich finde es wirklich schön, dass es dieses Jahr keine großartige Umstellung gibt.

So wie letztes Jahr laufen Yail und ich zusammen nach Hause. Wir haben es ziemlich gut, denn wir können erstens immer gemeinsam heimlaufen und zweitens ist unser Schulweg extrem kurz und schön. Unsere Schule ist nur zwei Straßen hinter unserem Haus, was bedeutet, dass wir zu Fuß nicht mehr als fünf Minuten brauchen.

Als wir vor unserem Haus stehen, empfangen uns Yails Eltern vor der Tür. Immer wieder fällt mir auf, wie sehr Yail seinem Vater ähnelt. Er hat nämlich exakt den gleichen kleinen Mund, die großen, dunkelbraunen Augen und die mittelgroße Nase, die ziemlich rund ist. Beide haben braune Haare und sogar die gleiche Frisur. Also prinzipiell ist Yail Onkel Phillip, nur eben in klein. Seine Schwester Kristina ist genau wie ihre Mutter, sie hat auch das gleiche Gesicht und die gleichen Haare. Bei uns aber ist es ziemlich fair verteilt.

Ich sehe teilweise aus wie meine Mutter und teilweise wie mein Vater. Meine schwarzen, langen Locken habe ich von ihr, aber ihre sieht man nicht, da sie ein Kopftuch trägt. Meine dunkelbraunen Augen habe ich aber von meinem Vater und ebenso haben wir einen ähnlichen Mund. Wie bereits gesagt, sehe ich insgesamt wie eine Mischung aus den beiden aus, was ich ja auch bin.

Viel mache ich an dem Tag nicht mehr. Ich gehe auch recht früh ins Bett, ich bin viel zu müde, obwohl es erst der erste Schultag war.

14.09.2010 - 28.10.2010

Leiser Schrei

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