Читать книгу Leiser Schrei - Slafa Kafi - Страница 22
Оглавление1311.11.2010
Als Yail und ich nach der Tahiat Al Alam die Schule verlassen, steht unser weißes Auto schon vor der großen Schultür. Jetzt steht etwas an, das ich hasse: verabschieden.
Nach einigen Minuten haben wir uns schon verabschiedet und ich sitze im Auto. Bevor die Fahrt zu meinen Großeltern beginnt, holen wir uns noch Essen – so wie immer, wenn wir zu ihnen fahren.
Als wir ankommen, ist es schon später Nachmittag und Oma und Opa empfangen uns vor der Tür. Nicht nur meine Großeltern stehen vor der Tür, sondern auch Bobby, ihr Hund.
Das Haus ist relativ hoch, besteht aber trotzdem aus nur einem Stockwerk, es ist weiß gestrichen und steht entweder am Dorfanfang oder am Dorfende, je nachdem wie man es sieht.
Das Dorf ist sehr, sehr klein, also wirklich sehr klein. Es gibt insgesamt 30 Häuser, inklusive einer kleinen Moschee und einer ebenso Mini-Kirche.
Obwohl alle in diesem Dorf reich sind, haben alle in ihren Gärten ihre eigenen Pflanzen und auch ihre Tiere, sodass sie nicht mehr so viele Sachen kaufen müssen, was praktisch ist, weil die Fahrt bis zur nächsten Stadt ungefähr eine dreiviertel Stunde in Anspruch nimmt.
Aber jetzt zurück zum Haus. Es gibt vier Schlafzimmer und ein großes Wohnzimmer, wo auch die Küche mit drin ist. Wenn man das Dorf zum ersten Mal sieht, stellt man sich altmodisch eingerichtete Häuser vor, was nicht der Wirklichkeit entspricht.
Die Häuser sind alle ziemlich modern eingerichtet. Durch die großen Wohnzimmerfenster kann man den Garten sehen, der sich hinter dem Haus befindet. Der Garten ist in mehrere Bereiche eingeteilt.
Der hintere Bereich ist unterteilt in zwei Hälften. In der einen Hälfte sind die Pflanzen, unter anderem Petersilie und Minze und in der anderen sind die Hühner und auch ihr von meinem Opa gebautes Haus. Im Bereich davor steht das Sommerbett.
Ja, richtig gelesen, Sommerbett. Hierbei handelt es sich um ein Eisenbett, auf das man lattenrostartige, große Holzbretter legt und dann obendrauf eben die Matratze.
Normalerweise macht man noch ein Tuch um das ganze Bett rum, damit man nicht beobachtet werden kann, aber neben dem Haus von meinen Großeltern befindet sich nur ein Haus und das gehört auch ihnen, deshalb gibt es kein Tuch.
Früher gehörte das Haus den Eltern meiner Oma und sie hat es von ihnen geerbt.
Dann im ersten Bereich gibt es Gartenmöbel, ein Schaukelsofa und auch eine Schaukel für mich, die zwischen den zwei Bäumen rechts von den Möbeln hängt.
Mit dieser Schaukel verbinde ich unendlich viele Erinnerungen.
Nach einer Weile im Wohnzimmer, in der wir uns über alle möglichen Themen unterhalten haben, wird es Zeit für meine Oma, die zwei Kühe zu melken und natürlich begleite ich sie.
„Leyla, du kannst ja schon mal das Abendessen herrichten, nimm deinen Mann zur Hilfe“, sagt sie lachend zu meiner Mama und zwinkert ihr zu.
Ich finde es so schön, wie gut unser Verhältnis untereinander ist. Ich habe ja vorhin von dem Haus, das meine Oma geerbt hat, gesprochen. Momentan wohnt da zwar niemand, aber das Haus steht trotzdem nicht nutzlos da. Dadurch, dass das Haus aus zwei Gebäuden besteht, konnten meine Großeltern eins in eine Art Mini-Bauernhof umwandeln und das andere steht für Besucher zur Verfügung.
Wir brauchen nicht so viel Zeit bei den Kühen, sodass wir noch einen kleinen Spaziergang machen können, bevor das Abendessen fertig ist.
Wir unterhalten uns über die üblichen Themen wie zum Beispiel Schule. Auf dem Rückweg ändert sich unser Gesprächsthema. Jetzt reden wir über die Festvorbereitungen.
„Wir freuen uns schon sehr darauf, nächste Woche wieder alle bei uns zu haben“, sagt sie dann, als wir kurz vor der Haustür stehen.
„Ich mich auch sehr. Endlich wieder alle vereint“, antworte ich.
Das letzte Mal, als wir alle zusammen versammelt waren, war am ersten Tag des Ramadanfestes. Seitdem haben wir uns nur einzeln treffen können. Ich finde es sehr schade, dass ich meine Dorf-Großeltern nicht mehr so oft wie früher sehen kann. Bei meinen anderen Großeltern bin ich aber sehr oft, auch wenn ich es nie erwähne.
„Nicht mal durch eine Absprache hätte es ein besseres Timing gegeben“, ruft uns mein Vater entgegen, denn als wir hereinkommen, kommt meine Mutter mit der Teekanne zum Tisch.
Es gibt ein ganz traditionelles, simples Abendessen, bestehend aus Joghurt, Zait u Zaatar, Spiegeleiern, Sesampasta, Oliven, Gemüse, Käse und wie erwähnt Schwarztee.
Wir verbringen noch einige Zeit am Esstisch, aber dann geht es für mich auch schon ins Bett.