Читать книгу Leiser Schrei - Slafa Kafi - Страница 15
Оглавление620.09.2010
Ich beeile mich heute extra, um so früh wie möglich Yail zu treffen, damit ich ihm endlich von den Neuigkeiten erzählen kann. Im Endeffekt schaffe ich es doch nicht früher als sonst.
Als wir vor unseren Haustüren unsere Schuhe anziehen, stehen unsere Mütter auch dabei, deshalb muss ich mich noch weiter gedulden. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass er mir auch etwas sagen möchte.
Endlich laufen wir aus unserer Eingangstür heraus. Ich möchte gerade beginnen, aber er fällt mir ins Wort. Wir schauen uns an und müssen direkt anfangen zu lachen.
Als wir uns wieder beruhigt haben, nicke ich ihm zu, er solle anfangen. „Meine Eltern haben mich gestern gefragt, ob das eine Problem vom letzten Jahr immer noch existiert“, beginnt er.
Als ich wieder anfange zu lachen, schaut er mich irritiert an, deshalb beschließe ich, selber weiterzureden.
„Und du wusstest erst nicht, was du antworten sollst, weil wir es ja nicht besprochen hatten. Ja und dann hast du einfach die Wahrheit erzählt und ebenso von unserem Plan berichtet. Anstatt eines Widerspruchs von deinen Eltern, was du erwartet hättest, haben sie dir zugestimmt, stimmt’s?“, ich zwinkere ihm zu.
Es ist irgendwie lustig, ihm dabei zuzuschauen, wie er verwirrt versucht herauszufinden, warum ich das alles weiß. Er braucht eine Weile und während dieser Zeit laufen wir nebeneinander, er schweigend und ich lachend. Dann bleibt er stehen und fängt an zu lachen. Den verbliebenen kurzen Weg verbringen wir mit Lachen.
Der Schultag heute verlief eigentlich ziemlich schnell und problemlos ab. Wir haben aber leider viele Hausaufgaben, was bedeutet, dass wir uns wahrscheinlich nicht treffen können. Ich gehe in unsere Wohnung und werde von einem sehr leckeren Duft empfangen. Ich erkenne natürlich sofort, worum es sich handelt: Mahschi, gefüllte Auberginen, Zucchini oder Paprika oder alles zusammen. Heute gibt es zusätzlich auch mit Reis gefüllte Weinblätter. Meine Mutter kommt mir entgegen und nimmt mir meinen Schulranzen ab.
„Zieh dich schnell um, Papa und der Rest kommen bald“, sagt sie.
Ich mache mich auf den Weg in mein Zimmer, stoppe dann aber.
Wer ist der Rest?
Ich drehe mich nochmal um, aber meine Mutter ist schon wieder in der Küche verschwunden, deshalb gehe ich doch erst in mein Zimmer und ziehe mich um. Bevor ich wieder rausgehe, lege ich meine Hefte auf meinen Schreibtisch, um nach dem Essen direkt anfangen zu können.
Als ich wieder ins Wohnzimmer komme, wo übrigens auch unser Esstisch steht, sehe ich wer der Rest ist: Yail und seine Familie. Hätte ich mir eigentlich denken können. Ich lächele sie an und setze mich dazu.
Alle scheinen ziemlich hungrig zu sein, deshalb beginnen wir auch direkt.
Ich sitze in meinem Zimmer und mache mich an meine Hausaufgaben. Trotz so vieler Versuche, unsere Eltern zu überreden, dass Yail und ich zusammen die Hausaufgaben machen könnten, sind wir gescheitert. Also sitze ich alleine an meinem Schreibtisch und versuche, alles zu lösen.
Unsere ersten Prüfungen nähern sich schon und keiner von den Schülern hat Lust darauf. Dabei handelt es sich um Prüfungen, die zeigen sollen, welches Wissen vom letzten Schuljahr noch vorhanden ist. Ich denke, man versteht, was ich meine.
Es ist schon Abend, als mein Vater nach Hause kommt. Meine Mama und ich sitzen auf der Couch vorm Fernseher. Er setzt sich für ein paar Minuten dazu und geht dann in die Dusche. Ich finde es ziemlich blöd, dass ich ihn nicht so oft sehen kann.
Nachdem er aus der Dusche herausgekommen ist und einige Minuten in seinem Zimmer geblieben ist, beschließe ich, nach ihm zu schauen.
Ich hatte erwartet, dass er schläft, aber er sitzt auf dem Gebetsteppich und betet. Damit ich es noch schaffe, mit ihm gemeinsam zu beten, schlüpfe ich ganz schnell in die Gebetsbekleidung meiner Mama, die ich glücklicher-weise direkt auf dem Bett finde, und stelle mich neben ihn und beginne, das selbe zu tun, was er tut. Ich kann soweit alle Bewegungen, die Texte aber beherrsche ich noch nicht ganz.
Als er fertig ist, strahlt er mich an und ich bitte ihn, mir auch die Texte beizubringen, was er natürlich auch sofort macht.
„Können wir ab jetzt jeden Abend gemeinsam beten?“, frage ich ihn, als er fertig ist.
„Klar können wir das“, sagt er glücklich.