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Theaterbauten

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Public theatres

Dokumente über frühneuzeitliche Theater sind nur spärlich vorhanden. Wenige Reiseberichte von London-Reisenden wie Johannes de Witt, dem wir die Skizze des Swan Theatre verdanken, Paul Hentzner und Thomas Platter (ein Reisender aus Basel, der unter anderem eine Aufführung des Julius Caesar 1599 beschreibt) werden ergänzt durch Fragmente aus offiziellen Dokumenten des Privy Council oder der City of London. Zudem lässt sich aus puritanischen Predigten gegen die Theater und wiederum den Verteidigungen seitens der Theaterszene das eine oder andere über den Theaterbetrieb der Zeit erschließen. Im Jahre 1576 wurde das erste feste öffentliche Theater, the Theatre, im Bezirk Shoreditch im Norden Londons eröffnet. 1577 eröffnete The Curtain, es folgten u.a. The Rose (1587) und The Swan (1595). Das einzige Dokument, das wir aus dieser Zeit besitzen, ist der Vertrag zum Bau des Fortune (1600). Es folgten das Red Bull (1605) und The Hope (1614), welches als Bärenhatz-Arena und auch als Theater genutzt wurde.

The Globe Theatre

Im Dezember 1598 begannen die Lord Chamberlain’s Men wegen vertraglicher Schwierigkeiten, das Theatre abzubauen und dessen Holz nachts über die Themse zu transportieren, wo sie in der Nähe des Rose das Globe Theatre erbauten. Dieses blieb die Spielstätte von Shakespeares Truppe, bis es bei der Uraufführung von Henry VIII 1613 niederbrannte. Es handelte sich um einen polygonalen Holz-Bau mit 20 Seiten und von etwa 30 Metern Durchmesser, mit einer Bühne von ca. 13 Metern Breite und 10 Metern Tiefe, die weit in den offenen Hof mit überdachten Zuschauergalerien hinein ragte. Der Prologue in Henry V spricht von „this wooden O“ (13). Die Spielfläche, die so genannte apron stage, war nach drei Seiten hin offen und nur teilweise überdacht; die von Säulen gestützte überdachte Hinterbühne befand sich an der Bühnenrückseite. Eine Falltür in der Bühne konnte für spektakuläre Szenen etwa die Fahrt in die Hölle in Marlowes Dr Faustus oder die gravedigger scene in Hamlet eingesetzt werden. Als Andeutung von Innenräumen konnte durch Ziehen eines Vorhangs (discovery space) ein Tableau enthüllt werden. Hier kann man sich Szenen wie im Hamlet die Ermordung des Polonius „behind the arras“ (3.4) oder die Enthüllung der Statue der tot geglaubten Hermione in The Winter’s Tale durch Paulina („draws a curtain“; 5.3) vorstellen. Den Bühnenhintergrund bildete eine gleich bleibende Fassade mit zwei Türen, die noch eine Galerie als Oberbühne umfasste. Hier konnte etwa die Balkonszene in Romeo and Juliet, die Belagerung der Stadt Harfleur in Henry V, oder die Mauern von Flint Castle in Richard II dargestellt werden:

Beispiel: Richard II

Northumberland: My Lord, in the base court he doth attend

To speak with you. May it please you to come down.

King Richard: Down, down I come, like glist’ring Phaeton,

Wanting the menace of unruly jades.

In the base court? Base court, where kings grow base

To come at traitors‘ cells, and do them grace.

In the base court, come down? Down, court! Down king!

For night-owls shriek where mounting larks should sing.

(3.3.176–183)

Zuschauer

Die festen Bühneneinrichtungen wurden damit auch dank der illusionären Kraft der Zuschauer (siehe unten) zu ständig wechselnden dramatischen Räumen. Unmittelbar vor der Bühne standen auf den billigsten Plätzen um diese herum die so genannten groundlings. Sitzplätze stellten die drei Galerien bereit. Shakespeares Globe fasste etwa 3.000 Zuschauer (davon etwa 800 groundlings), die aus allen Schichten der Gesellschaft, vom Handwerker bis zum Adeligen kamen. Die groundlings mischten sich durchaus auch gern einmal mit Kommentaren ins Bühnengeschehen ein. Gespielt wurde bei Tageslicht (Platter berichtet für den Beginn des Julius Caesar zwei Uhr nachmittags) mit wenig Szenerie und in zeitgenössischen Kostümen.

Illusionsarmut

Da Requisiten und Kulissen kaum vorhanden waren, musste die Illusion eines fremden Schauplatzes wie z.B. einer fernen Insel durch andere Mittel, d.h. mit Hilfe von so genannten Wortkulissen, also in Repliken der Dramenfiguren, näher beschrieben und damit in der Phantasie der Zuschauer geschaffen werden.

Beispiel: Henry V

So appelliert der Prolog in Shakespeares Henry V an die Zuschauer, während der Darbietung ihre Kraft der Imagination einzusetzen:

But pardon, gentles all,

The flat unraised spirits that hath dar’d

On this unworthy scaffold to bring forth

So great an object: Can this cockpit hold

The vasty fields of France? Or may we cram

Within this wooden O the very casques

That did affright the air at Agincourt?

O, pardon! Since a crooked figure may

Attest in little place a million,

And let us, ciphers to this great accompt,

On your imaginary forces work. (8–18)

Beispiel: Romeo and Juliet

Ein Beispiel für die Schaffung einer solchen Wortkulisse bietet etwa Romeo and Juliet:

Friar: The grey-eyed morn smiles on the frowning night,

Check’ring the eastern clouds with streaks of light;

And fleckled darkness like a drunkard reels

From forth day’s path and Titan’s fiery wheels.

Now, ere the sun advance his burning eye

The day to cheer and night’s dank dew to dry,

I must upfill this oisier cage of ours

With baleful weeds and precious-juiced flowers. (2.3.1–8)

Durch diese Kulisse wird der Schauplatz in einer Weise veranschaulicht, wie dies ein konkretes Bühnenbild kaum leisten könnte. Doch die Funktion der Wortkulisse ist es nicht nur, das Bühnenbild zu ersetzen, da sie darüber hinaus auch der Charakterisierung von Figuren dienen kann. Berühmt ist hier die Beschreibung der Cleopatra durch Enobarbus:

Beispiel: Antony and Cleopatra

Enobarbus: I will tell you.

The barge she sat in, like a burnished throne

Burnt on the water. The poop was beaten gold;

Purple the sails, and so perfumed that

The winds were love-sick with them. The oars were silver,

Which to the tune of flutes kept stroke, and made

The water which they beat to follow faster,

As amorous of their strokes. For her own person,

It beggar’d all description: She did lie

In her pavilion – cloth of gold, of tissue –

O’er-picturing that Venus where we see

The fancy outwork nature. On each side her

Stood pretty dimpled boys, like smiling Cupids,

With divers-coloured fans whose wind did seem

To glow the delicate cheeks which they did cool,

And what they undid did.

Agrippa: O, rare for Antony.

Enobarbus: Her gentlewomen, like the Nereides,

So many mermaids, tended her i‘ th‘ eyes,

And made their bends adornings. At the helm

A seeming mermaid steers. The silken tackle

Swell with the touches of those flower-soft hands

That yarely frame the office. From the barge

A strange invisible perfum hits the sense

Of the adjacent wharfs. The city cast

Her people out upon her; and Antony,

Enthroned i‘ th‘ market-place, did sit alone,

Whistling to th‘ air, which but for vacancy

Had gone to gaze on Cleopatra too,

And made a gap in nature.

Agrippa: Rare Egyptian! (2.2.190–218)

Szene

Aufgrund der Illusionsarmut waren in diesem Theater auch mühelos Schauplatzwechsel (wie etwa in Henry V mehrfach zwischen England und Frankreich oder in Antony and Cleopatra zwischen Rom und Ägypten) zu vollziehen, welche wiederum den kontinuierlichen Fluss der Szenen förderten. Gliederungsprinzip der Dramen der Zeit ist die Szene, nicht der Akt, was durch die Möglichkeit eines schnellen Szenenwechsels auf der illusionsarmen Bühne begünstigt wurde.

Kostüme

Frühneuzeitliche Dramen zeigen viele Prozessionen und Festumzüge, Tanz- und Fechtszenen, die, wie wir aus Philip Henslowes Auflistung der Kostüme und Requisiten der Lord Admirals Men im Rose Theatre 1598 (zit. bei Dutton, 54f) wissen, mit aufwändigen Kostümen (welche den Schauspieltruppen oft von Adeligen überlassen wurden) in Szene gesetzt wurden. Historische oder geographische Authentizität der Darstellung, wie etwa Togen in den Römerdramen, wurde nicht angestrebt. Wichtig ist festzuhalten, dass Shakespeare und seine Zeitgenossen nicht spezielle Dramen für öffentliche oder private Theater oder sogar den Hof aufführten. Alle Dramen konnten in allen Spielstätten gezeigt werden.

Liberties

Kultureller und geographischer Ort der Theater war damit sowohl innerhalb wie außerhalb der City, d.h., am Hof und in den liberties.

Das Rose, Swan, Globe und Hope Theatre waren alle in den liberties, die noch nicht der Kontrolle der Stadt unterstanden, am Südufer der Themse im Bereich Southwark errichtet, der als Bezirk zur Unterhaltung (durchaus auch mit Bordellen) etabliert war. Für uns heute kaum vorstellbar ist die Verquickung von Theater und leichtem Gewerbe. So besaß etwa der Lord Chancellor, Lord Hunsdon, Patron von Shakespeares Lord Chamberlain’s Men, Paris Gardens, welches für seine Bordelle bekannt war. Henslowe errichtete das Rose Theatre im Garten eines Bordells (,rose‘ war auch ein Synonym für ‚Prostituierte‘). Die öffentlichen Theater befanden sich somit an einem Brenn- und Konvergenzpunkt von widerstreitenden Autoritäten zwischen dem Hof, der City und der Kirche. Die Dramen der Zeit präsentierten ihrem Publikum daher eine komplexe und von Spannungen nicht freie Welt, die die Idee einer harmonisch geordneten Gesellschaft in Frage stellten (siehe oben und auch Kap. VII).

The New Globe

Die beste Möglichkeit zur Veranschaulichung des Theaterwesens der Frühen Neuzeit bietet heute das New Globe Theatre am Südufer der Themse in London. Das ursprüngliche Globe Theatre war 1599 erbaut worden, brannte aber im Jahr 1613 bei der Uraufführung von Henry VIII durch das Abfeuern einer Kanone ab, die das „house with the thatched roof“ und damit den gesamten Holzbau in Brand setzte. Das Second Globe wurde zwar noch im 17. Jahrhundert auf den Grundmauern des First Globe – dieses Mal mit einem Ziegeldach – wieder aufgebaut, aber während der Zeit des Commonwealth, der Regierungszeit Oliver Cromwells (1641–1660), endgültig zerstört.

Die Initiative des amerikanischen Schauspielers und Regisseurs Sam Wannamaker (1919–1993), einen Nachbau des elisabethanischen Globe zu erstellen, wurde – für Wannamaker posthum – nach fast 30 Jahren engagierter Arbeit, finanziert zum allergrößten Teil aus privaten Geldern, umgesetzt, und Königin Elizabeth II eröffnete im Juni 1997 das New Globe Theatre. Inwieweit der Anspruch, das damalige Theaterwesen und -spiel so originalgetreu wie möglich wieder erstehen zu lassen geglückt ist, mag vom interessierten Theatergänger am besten selbst beurteilt werden. Das New Globe ermöglichtes, zu Beginn des 21. Jahrhunderts, Inszenierung und Schauspielstil zur Zeit Shakespeares besser zu studieren, und jeder interessierte Zuschauer wird sehen, wie ‚anders‘ die Dramen Shakespeares und seiner Zeitgenossen auf dieser Bühne wirken und funktionieren.

Private theatres

Im Unterschied zu den public theatres wie dem Globe wurden die private theatres der Zeit in bereits existierenden Gebäuden eingerichtet. Die Bezeichnung private kam um 1600 auf, weil sie in der Form den Bühnen ähnlich waren, die in privaten Häusern zu gelegentlichen Aufführungen genutzt wurden. Die private theatres lagen nicht – wie die public theatres – außerhalb der Jurisdiktion der City, sondern im Zentrum der Stadt London, wenn auch auf Gelände, das der städtischen Rechtsprechung nicht unterstand. So befand sich etwa das Blackfriar’s Theatre, welches Shakespeares Schauspieltruppe The King’s Men 1608 als erste Erwachsenentruppe übernahm, auf dem Grund des Blackfriar’s Convent. Über die private theatres wissen wir nur wenig. Sie scheinen in große rechteckige Hallen eingebaut gewesen zu sein, an deren einer Stirnseite sich die Bühne befand. Vor dieser standen Bänke für die Zuschauer. Das Blackfriar’s Theatre hatte eine Größe von zirka 13 × 20 Metern für Bühne und Auditorium und dürfte 600–700 Zuschauer gefasst haben, Stehplätze gab es nicht. Die private theatres unterschieden sich vor allem von den public theatres durch ihre Größe und die geschlossenen Räume, in denen auch bei künstlichem Licht gespielt werden konnte. Die Eintrittspreise waren höher, und das Publikum rekrutierte sich entsprechend eher aus den wohlhabenden Schichten.

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