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I. Der historische William

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Sobald man als Universitätslehrender gefragt wird, was man denn schwerpunktmäßig so mache und antwortet, dass man sich so einigermaßen bei Shakespeare auszukennen glaube, kommt in 95 % der Fälle die Frage „ja, gab es den denn überhaupt“? Und die Antwort der Autorin war und wird auch in Zukunft immer ein klares „ja“ sein.

Die Diskussion um den ‚historischen Shakespeare‘ ist eine never ending story, und es kann und soll nicht Aufgabe dieses Einführungsbuches sein, den Leser in alle Abgründe biographischer Spekulationen zu führen. Fakt ist, dass wir nur wenige Dokumente über Shakespeares Leben haben, und diese geringe Zahl in eklatantem Gegensatz zu seinem überragenden weltliterarischen Rang steht, der ihm spätestens seit der Romantik zugewiesen wird. Ausgangspunkt all der Zweifel über den historischen William Shakespeare ist, dass ein Mann aus relativ einfachen Verhältnissen einer Handwerkerfamilie vom Lande und ohne universitäre Bildung doch nicht diese herausragenden Werke der Weltliteratur geschrieben haben könne. Woher hätte er etwa das Wissen um die klassische Mythologie haben sollen? So werden mit schöner Regelmäßigkeit, unterstützt durch die Medien und ihre Sommerlöcher, immer wieder neue ‚Beweise‘ für die immer gleichen Kandidaten, die sich eigentlich hinter ‚William Shakespeare‘ verbergen, ins Feld geführt, oder gänzlich neue Kandidaten in die Diskussion gebracht. Jüngstes, und höchst unrühmliches Zeugnis von Spekulationen wie diesen ist Roland Emmerichs Film Anonymus (2011) ein Machwerk, das bei jedem, der etwas Ahnung von Shakespeare hat, nur Kopfschütteln über so viel Ignoranz und Arroganz hervorrufen kann. Von all diesen Spekulationen wollen wir uns hier fernhalten.

Zeugnisse

Es gibt genügend documentary evidence, dass eine historische Person namens William Shakespeare auch wirklich existierte, und generell sind Lücken in frühneuzeitlichen Biographien nichts Ungewöhnliches. In Relation zu anderen Dramatikern der Zeit wissen wir über William Shakespeare sogar wesentlich mehr als über manch anderen, wie etwa John Webster, dem wir herausragende Tragödien wie The Duchess of Malfi oder The White Devil zu verdanken haben, über den aber nichts bekannt ist. Shakespeares Name erscheint erstmals im Druck am Ende von Venus und Adonis (1593) und The Rape of Lucrece (1594) (vgl. Kap. IV). Im Kontext der Dramen taucht sein Name erstmals 1598, auf der Titelseite der zweiten Quarto von Richard III, auf. Eine zweite Quarto von Love’s Labour’s Lost, die eine (heute verlorene) bad quarto ersetzen sollte, kündigt an, sie sei „newly corrected and augmented by W. Shakespere“. Die zweite Quarto von Richard II verzeichnet ebenfalls Shakespeares vollständigen Namen. Andererseits erscheint Shakespeares Name nicht auf der zweiten Quarto von Romeo and Juliet, die 1599, zwei Jahre nach der ersten, erschien. Die Quartos von 2Henry IV, The Merchant of Venice, A Midsummer Night’s Dream und Much Ado about Nothing, die alle 1600 veröffentlicht wurden, verzeichnen wieder alle seinen Namen, nicht aber Henry V, welches ebenfalls 1600 veröffentlicht wurde.

Ausgaben

Eine Erklärung mag sein, dass der Name der Schauspieltruppe, die das Drama zur Aufführung brachte, sich besser verkaufte als der Name des Autors. Zu Shakespeares Lebzeiten wurden etwa 35 Ausgaben von 18, und damit der Hälfte, seiner Dramen in Einzelausgaben (Quartos) veröffentlicht, die weiteren 18 in der posthum publizierten Gesamtausgabe der Folio von 1623 (vgl. Kap. III). Etwa zwei Drittel der Einzelausgaben verzeichnen seinen Namen, die anderen enthalten die Namen der Schauspieltruppen, für die er schrieb, d.h., The Lord Chamberlain’s Men und The King’s Men (vgl. Kap. II). Darüber hinaus erwähnen mindestens vierzehn verschiedene Personen Shakespeare zu seiner Lebzeit. Er selbst stellt in seinem Testament (siehe unten) eine Verbindung zwischen seiner Familie in Stratford und seinen Schauspielerkollegen in London her, womit beide ‚Leben‘ belegt sein dürften.

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