Читать книгу Ausgewählte Briefe, Band 1 - Sophronius Eusebius Hieronmyus - Страница 13

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I. Briefe familiären Charakters

2. An Theodosius und die übrigen Mönche seines Klosters

[Vorwort]

* Nachdem Hieronymus an den „halbbarbarischen Ufern des Rheins“ den Entschluß gefaßt hatte, Mönch zu werden, verließ er 373 in Begleitung einer Reihe gleichgesinnter Freunde seine Vaterstadt Stridon. Unter Führung des antiochenischen Presbyters Evagrius durchwanderte die Reisegesellschaft ganz Kleinasien. Der Weg führte wohl über das Kloster Rhossos in Kilikien, dessen von Theodoref 1 in seiner Mönchsgeschichte erwähnter Abt Theodosius allgemein als Empfänger dieses Briefes gilt. Was Hieronymus bei den Mönchen erlebte, bekräftigte ihn in seinem Entschluß. Freilich hatte er noch nicht alle seelischen Hemmungen überwunden, die durch den Tod und die Rückkehr mehrerer Reisegefährten sowie durch schwere Krankheit als Folge der Reisestrapazen ungünstig beeinflußt wurden. Aus dieser Lage heraus ist der Brief geschrieben. Er wurde abgefaßt im Jahre 374 zu Antiochia, wahrscheinlich auf dem seinem gastlichen Wirt und Pfleger Evagrius gehörenden Landgute Maronia, wo Hieronymus zur Herstellung seiner zerrütteten Gesundheit weilte. Er bittet die Mönche, ihn durch ihr Gebet zu unterstützen, damit sein Plan endlich zur Ausführung komme. *

[Brief]

Wie gerne, o wie gerne möchte ich zur Stunde in Eurem Kreise weilen! Mit welchem Jubel möchte ich Eure bewundernswerte Gemeinschaft in meine Arme schließen, mögen auch meine Augen nicht würdig sein, Euch zu schauen! Sehen würde ich da eine Einöde zwar, aber eine Gemeinde, lieblicher als irgendeine; sehen würde ich eine Stätte, zwar von ihren Einwohnern verlassen, aber wie das Paradies von Heiligenchören bevölkert. An meinen Sünden jedoch Hegt es, daß mein schuldbeladenes Haupt sich Eurem seligen Kreise nicht eingliedern darf. Deshalb beschwöre ich Euch: rettet mich durch Euer Gebet aus der Finsternis dieser Welt! Ich bin sicher, daß Ihr es könnt. Als ich bei Euch war, habe ich es Euch schon gesagt, und ich wiederhole es in diesem Briefe: mein Wunsch ist es, daß mein Herz von leidenschaftlichem Verlangen ergriffen wird nach Eurem Streben, Nun liegt es an Euch, daß auf den Wunsch die Tat folge. Das Wollen ist meine Sache, von Eurem Gebete aber hängt es ab, daß ich den Willen ins Werk umsetzen kann. Ich komme mir nämlich vor wie ein sieches Schaf, das von der Herde abgeirrt ist. Wenn der gute Hirte mich nicht auf seinen Schultern in die Hürde zurückträgt, 2 dann geraten meine Schritte ins Wanken, dann breche ich beim ersten Versuche, mich zu erheben, zusammen. Ich bin jener verschwenderische Sohn, der ich den ganzen vom Vater mir anvertrauten Anteil verpraßt habe. 3 Und noch habe ich nicht angefangen, die Lockungen des früheren Wohllebens von mir zu weisen, 4 noch bin ich meinem Vater nicht zu Füßen gefallen. Und da ich von meinen Sünden noch nicht in dem Maße abgelassen habe, wie das mein Vorsatz war, legt mir der Teufel schon wieder neue Fallstricke, stellt mir schon wieder neue Hindernisse vor und umgibt mich gleichsam ringsum mit Wasser, ringsum mit Meer, 5 und schon will ich, von allen Seiten von diesem Element umschlossen, nicht mehr zurück, komme aber auch nicht vorwärts. So bleibt nur noch übrig, daß auf Euer Gebet hin der Hauch des Heiligen Geistes mich voran trägt und hinführt zum Hafen am ersehnten Gestade.

Ausgewählte Briefe, Band 1

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