Читать книгу Ausgewählte Briefe, Band 1 - Sophronius Eusebius Hieronmyus - Страница 16

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5. An Florentinus

[Vorwort]

Ein verlorengegangener Brief des Florentinus gibt Hieronymus Bescheid, daß das Gerächt von Rufins Niederlassung in Jerusalem irrig ist Inzwischen war Hieronymus von Antiochia südöstlich gewandert, um sich in der Wüste Chalkis an der Ostgrenze Syriens niederzulassen. Während er den Wunsch, nach Jerusalem zu reisen, seinem neuen Beruf zum Opfer bringt, nimmt er seine treuen Begleiter, seine Bücher, mit in die Wüste. Seine Bibliothek zu vergrößern, ist seine Hauptsorge. Darum erbittet er sich durch des Florentinus Vermittlung Abschriften aus der Bibliothek Rufins, den er auch ersucht, ihm leihweise überlassene Werke zurückzusenden. Auch aus des Florentinus Bestand wünscht er möglichst zahlreiche Abschriften und erklärt sich zu Gegenleistungen in biblischen Handschritten bereit. Leider ist das dem Briefe beigefügte Verzeichnis der ersehnten Bücher nicht auf uns gekommen. Immerhin gibt der Brief einen interessanten Einblick in den wissenschaftlichen Betrieb der damaligen Zeit. Zum Schluß erklärt sich Hieronymus bereit, durch des Evagrius Vermittlung für die Rückkehr eines dem Florentinus entlaufenen Sklaven zu sorgen. Da wir zwischen Antiochia und Jerusalem einen recht lebhaften Verkehr voraussetzen dürfen, wird dieser Brief in die erste Hälfte des Jahres 375 zu verlegen sein.

1.

In jenem Teile der Wüste, in dem Syrien und das Land der Sarazenen aneinandergrenzen, hat mich Dein lieber Brief erreicht. Als ich ihn las, war der Wunsch, nach Jerusalem zu reisen, in mir so lebendig geworden, daß ich auf Kosten der Nächstenliebe beinahe meinem heiligen Berufe untreu geworden wäre. Nun übersende ich Dir als Ersatz für meine Person, soweit es meine Gesundheit zuläßt, diesen Brief. Bin ich auch dem Leibe nach abwesend, so komme ich von liebe getrieben wenigstens dem Geiste nach. Ich will unter allen Umständen verhindern, daß unsere neue Freundschaft, die Christi Blut geknüpft hat, unter der Länge der Zeit und unter der weiten Entfernung leide. Wir wollen sie vielmehr durch unseren gegenseitigen Briefwechsel recht dauerhaft gestalten. Ständig sollen diese Briefe zwischen uns hin und her gehen, sich kreuzen und uns unterhalten. Die Liebe wird gewiß nicht darunter leiden, wenn die gegenseitige Unterhaltung in diesem Sinne geführt wird.

2.

Wie Du mir mitteilst, hat sich der Bruder Rufin noch nicht eingefunden. Wenn er auch gekommen wäre, so würde dies meiner Sehnsucht nicht viel helfen, da ich ihn doch nicht zu sehen bekäme. Ihn trennt eine solche Entfernung von mir, daß er nicht hierher kommen kann. Mir aber zieht der inzwischen ergriffene Beruf des Einsiedlers Grenzen, so daß ich nicht mehr die Freiheit besitze zu tun, worauf ich verzichtet habe. Deshalb bitte ich, und Du magst meine Bitte mit allem Nachdruck unterstützen, daß er Dir die Kommentare des ehrwürdigen Bischofs Reticius von Augustodunum zum Abschreiben überlasse, in denen dieser das Hohe Lied in gewählter Sprache erklärt hat. 56 Es schrieb mir auch ein Greis aus der Heimat des genannten Bruders Rufin, namens Paulus, 57 daß er noch seine Handschrift Tertullians in Besitz habe. Er läßt dringend um Rücksendung bitten. Ich ersuche Dich weiter, Du mögest die Bücher, die ich noch nicht besitze und die in der kurzen Nachschrift erwähnt sind, durch einen Schreiber für mich kopieren lassen. Sei so freundlich und schicke mir auch die Psalmerklärung des hl. Hilarius und dessen umfangreiches Werk über die Synoden, das ich einst in Trier mit eigener Hand für Rufin abgeschrieben habe. 58 Du weißt ja, daß die Nahrung der christlichen Seele darin besteht, bei Tag und Nacht im Gesetz des Herrn zu betrachten. 59 Du nimmst andere gastfreundlich auf, hast Worte des Trostes für sie und hilfst ihnen mit Geldspenden; erfüllst Du meine Bitte, dann hast Du mir viel geschenkt. Da ich mit Gottes Hilfe einen reichen Schatz biblischer Handschriften besitze, so verfüge Deinerseits, was ich Dir davon schicken soll. Fürchte nicht, mir mit Deiner Bitte lästig zu fallen. Ich habe hier junge Leute, welche in der Schreibkunst erfahren sind. Aber ich verspreche auch keine Vergütung für das, was ich verlange. Der Bruder Heliodor ließ mich wissen, daß Du allerlei über die Heilige Schrift suchst, aber nirgends finden kannst. Wenn Du aber auch alles haben solltest, so ist es doch das Vorrecht der Liebe, noch mehr verlangen zu dürfen.

3.

Deines Knaben, von dem Du mir geschrieben hast, Lehrmeister, der offenbar ein Knabenverführer ist, hat der Priester Evagrius, als ich noch in Antiochien weilte, in meiner Gegenwart wiederholt ordentlich vorgenommen. Er gab zur Antwort: „Ich habe nichts zu fürchten“ und behauptet, er sei von seinem Herrn entlassen worden. Er ist hier. Wenn es Euch beliebt, dann beordert ihn, wohin Ihr wollt Ich glaube richtig zu handeln, wenn ich einen flüchtigen Menschen nicht länger laufen lasse. Weil ich aber in dieser Einöde festgehalten werde, kann ich Deinen Auftrag nicht ausführen. Ich habe aber meinen lieben Evagrius ersucht, er möge um Deinet- und meinetwillen die Angelegenheit nachdrücklich verfolgen.

Ausgewählte Briefe, Band 1

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