Читать книгу Ausgewählte Briefe, Band 1 - Sophronius Eusebius Hieronmyus - Страница 15
Оглавление4. An Florentinus zum Beginn der Freundschaft
[Vorwort]
Heliodor hatte, sei es von Antiochia, sei es direkt von der Heimat aus, eine Wallfahrt nach Jerusalem unternommen 44 Die Anstrengungen der Reise setzten seiner Gesundheit so zu, daß er fremde Hilfe in Anspruch nehmen mußte. Er fand sie bei dem Adressaten dieses Briefes, einem wohlhabenden Priester zu Jerusalem, der wegen seiner wohltätigen Gesinnung allgemein bekannt war. Hieronymus dankt ihm für die Heliodor gewährte Pflege und bittet um seine Freundschaft. Zugleich ersucht er Florentinus 45 um die Aushändigung eines Briefes, offenbar der ep. 3, an Rufin, von dem er irrtümlich gehört hatte, er sei in Jerusalem angekommen. Hierbei hebt er des Rufinus Tugend ganz besonders hervor, während er seine eigene Unwürdigkeit beklagt. Mit Grüßen schließt der Brief. Er muß um dieselbe Zeit verfaßt sein wie ep. 3.
1.
Wie sehr der Ruf Deines gottgefälligen Wandels sich bei den verschiedensten Völkern festgesetzt hat, magst Du daraus ermessen, daß ich Dich liebte, ehe ich Dich persönlich kennengelernt hatte. Der Apostel schreibt: „Die Sünden gewisser Leute liegen am Tage und gehen dem Gerichte voraus.“ 46 Bei Dir ist es umgekehrt. Verbreitet sich doch allenthalben die Kunde von der Art, wie Du Nächstenliebe übst, so daß nicht so sehr der ein Lob verdient, welcher Dich liebt, als jener Tadel, der Dich nicht liebt. Ich will sie nicht nennen die vielen, in denen Du Christus erhalten, ernährt, bekleidet und besucht hast. 47 Aber die Hilfe, welche Du dem Bruder Heliodorus in seiner Notlage angedeihen ließest, muß selbst der Stummen Zunge lösen. Wie dankbar zeigte er sich, wie war er voll des Lobes, als er berichtete, wie Du seinen Beschwerden während seiner Reise abgeholfen hast! Deshalb begrüße auch ich Dich, leider verspätet, weil mich die schwere Krankheit aufzehrt, geflügelten Fußes, wie man zu sagen pflegt, und umarme Dich im Geiste der Liebe und Anhänglichkeit. Ich wünsche Dir Glück und bete zum Herrn, daß er unsere im Werden begriffene Freundschaft festigen möge.
2.
Der Bruder Rufinus, der mir besonders in Liebe verbunden ist, soll mit der heiligen Melania von Ägypten nach Jerusalem gekommen sein. Nimm es mir, bitte, nicht übel, wenn ich Dich ersuche, ihm den beigefügten Brief auszuhändigen. Beurteile mich aber nicht nach seinen Tugenden; denn an ihm kannst Du ausgesprochene Zeichen der Heiligkeit wahrnehmen» Ich bin nur Staub und ein armseliges Häufchen Erde, zu meinen Lebzeiten schon Asche. 48 Ich bin schon zufrieden, wenn meine schwachen Augen den Glanz seiner Tugenden ertragen können. Er hat sich vor kurzem gewaschen und ist rein 49 und weiß wie Schnee. 50 Ich aber bin mit allem Schmutz der Sünde behaftet und halte mich Tag und Nacht vor Angst zitternd bereit, den letzten Heller zu zahlen. 51 Aber weil der Herr die, die in Ketten sind, losbindet 52 und auf dem ruht, der in Demut vor seinen Worten zittert, 53 so wird er vielleicht auch zu mir, der ich im Grabe meiner Sünden liege, sagen: „Hieronymus, komme heraus!“ 54 Der heilige Priester Evagrius läßt Dich recht herzlich grüßen. Auch dem Bruder Martinianus 55 entbieten wir gemeinschaftlich unseren Gruß. Gerne möchte ich ihn besuchen, aber meine Krankheit kettet mich hier fest.