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Der Weg zur Einheit

Dezember 1989

Auf dem außerordentlichen Parteitag der SED wird Gregor Gysi zum Vorsitzenden gewählt (8./9. Dezember). Während Kohl und Modrow in Dresden über eine mögliche »Vertragsgemeinschaft« beider Staaten sprechen, bekunden Demonstranten ihren Willen zur deutschen Einheit (19. Dezember).

Auf den Demonstrationen in der auseinanderbrechenden DDR war inzwischen aus der Parole »Wir sind das Volk« die Parole »Wir sind ein Volk« geworden. So schob sich langsam die Wiedervereinigung auf die politische Agenda.

Schon Walter Ulbricht hatte über die Bildung einer »Konföderation als Weg zur Wiedervereinigung« phantasiert. Jetzt übernahm Helmut Kohl die Rolle als Enkel Ulbrichts: »Wir sind auch bereit, noch einen entscheidenden Schritt weiter zu gehen, nämlich konföderative Strukturen zwischen beiden Staaten zu entwickeln, mit dem Ziel, eine Föderation, das heißt eine bundesstaatliche Ordnung zu schaffen.«

In der Halle des Polizei- und Stasi-Sportclubs Dynamo tagte, umringt von Demonstranten, die SED. Ein Sprecher erklärte vom Rednerpult aus den Genossen: »Diese Partei ist hauptverantwortlich für die Gesellschaftsdeformation in unserem Lande. Genosse Gysi, unser Volk erwartet eine Entschuldigung, und wir müssen uns vor diesem Volk entschuldigen für das, was wir ihm angetan haben.«

Die früher allmächtige SED übte sich in gnadenloser Selbstkritik. Ein Parteigenosse, Delegierter der Neptun-Werft, verlangte nichts weniger als die Auflösung der Partei. Ein anderer schlug einen Minimalkonsens vor: »Für Sozialismus und gegen Wiedervereinigung.« Eine Genossin ging ans Mikrophon und übte sich im Betroffenheitsjargon: »Bei allem Schmerzhaften, was in der letzten Zeit auf uns eingedrungen ist, kann ich besonders eine Tatsache niemals vergessen: dass unsere eigene Parteiführung durch ihr Tun selbst einen äußerst fruchtbaren Nährboden für den Antikommunismus geschaffen hat. Wie viel Kraft, wie viel Mut, wie viele Tränen werden wir brauchen, um diesen Boden abzutragen.«

Deutschland, Deutschland

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