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3.Einstürzende Neubauten: Hermann Wageners Revision des Konservatismus

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In einem noch heute lesenswerten Überblick über Geschichte und Programmatik der konservativen Partei in Deutschland aus dem Jahr 1908 konstatiert der Verfasser, Oscar Stillich: »Das geistige Heldenzeitalter der Konservativen, in der Stahl, Gerlach und Wagener die Parteiforderungen wissenschaftlich vertieften, ist vorüber, und die neue Zeit findet ein kleines Geschlecht.«1 Ersetzt man das sicher zu hoch gegriffene Wort »wissenschaftlich« durch »intellektuell«, wird man dieser Einschätzung beipflichten müssen. Was um 1900 noch unter Konservatismus lief, zeichnet sich gerade durch einen ausgeprägten Antiintellektualismus aus2, mit der Folge, daß es schwer fällt, für diese Periode auch nur einen einzigen Namen zu nennen, der es mit den oben Genannten an geistiger Spannweite und Prägnanz aufnehmen könnte. Gleichzeitig läßt sich aber auch nicht übersehen, daß schon für das »Heldenzeitalter« erhebliche Brüche und Inkompatibilitäten zu verzeichnen sind. Arbeitete Ernst Ludwig von Gerlach auf die Wiederherstellung der societas civilis hin, um damit zunehmend ins Abseits zu geraten, setzte Friedrich Julius Stahl auf einen Reformkonservatismus, der den politischen und sozialen Veränderungen nicht bloß negativ gegenüberstand, jedoch mehr Gepäck über Bord warf, als man im Kreis der Doktrinäre hinzunehmen bereit war. Mit Hermann Wagener ist sogar noch eine dritte Strömung benannt, durch die der Konservatismus vollends zu einem heterogenen Phänomen wurde. Anfangs ein Protégé Gerlachs, trat Wagener zunehmend aus dessen Schatten, um sich bald darauf zum »bedeutendsten Protagonisten einer konservativen Sozialpolitik im 19. Jahrhundert« zu entwickeln.3 Dem Konservatismus ist das zwar nicht zugutegekommen. Wohl aber der Erschließung eines neuen Politikfeldes: der Sozialpolitik.

Ausgänge des Konservatismus

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