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Der Bischof und Theologe

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Nach den Jahren des „Selbstgefühls“, einer ersten Lebensphase, und dem inneren Ringen um die Wahrheit, das sich – nach zwei „Schicksalsmomenten“ – mit der Lektüre bestimmter Bücher verknüpfte, kam für Augustinus nun also eine Phase des Wirkens in die Öffentlichkeit hinein, als Seelsorger, Amtsträger und Schriftsteller.

Seine theologischen Werke entstanden alle nach seiner Bekehrung zum Christentum. Neben frühen Schriften gegen den Skeptizismus, über das Streben nach Glück und zum Problem des Leidens in der Welt, die alle im Jahre 386 erschienen, ging es ihm unter anderem um den freien Willen (388) und einen Kommentar zum ersten Buch der Bibel, der Genesis (begonnen 401). Hier steht wohl einer der weisesten Sätze über das Wesen Gottes: „Gott ist das, was er macht.“56

Nachdem er sich nun so in die Heilige Schrift vertieft hatte, beschäftigte er sich mit grundsätzlichen Fragen der Textauslegung und ging in seinen „Bekenntnissen“ noch einmal seinen ganz persönlichen, inneren Lebenslinien nach, um sich anschließend, unter dem Eindruck der Eroberung Roms durch die Westgoten 410, mit dem Staatswesen auseinanderzusetzen; denn die letzte geistige „Klammer“ der damals relevanten Welt war mit dem Fall Roms zerbrochen. Ganze vierzehn Jahre, von 413 bis 427, schrieb er an seinem umfangreichsten Werk, dem „Gottesstaat“. Es war „eine Absage nicht nur an das frühere römische Gottkaisertum, sondern auch an jeden Versuch, es in christlicher Metamorphose wieder erstehen zu lassen. Die Abgrenzung vom konstantinischen Staatskirchentum war deutlich.“57

Vielleicht glaubte er außerdem, mit diesem Thema, wenige Jahre vor seinem Tod in Hippo Regius (430), mit männlicher Altersweisheit eine Synthese von abstraktem theologischem Denken einerseits und Wirken für die ganz konkrete Gesellschaft, ihre Bedürfnisse, Leiden und Bestrebungen andererseits, gefunden und dadurch wahre Größe erreicht zu haben.

In diesem Buch heißt es: „Wer vermag uns zu trösten in den menschlichen Beziehungen voller Fehler und Mühsal, außer Treue und gegenseitiger Zuneigung unter wirklich guten Freunden?“58

Schicksalsmomente

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