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Er aß und kam wieder zu Kräften

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Apostel Paulus (5/​10 – 63/​64)

„Paulus scheint ein Mensch gewesen zu sein, der Schweres anzog. Sein Wesen war so, dass er die Widerstände und Widersprüche des Daseins zu voller Schärfe hervortrieb; sein ganzer Lebensweg zeigt es. Er war ein geplagter Mensch. Die letzten Kapitel des zweiten Korintherbriefs reden von unendlicher Mühsal.“11

Mit diesen Worten hat der katholische Theologe Romano Guardini (1885 – 1968) den Apostel charakterisiert. In seinem 1. Brief an die Korinther beschreibt Paulus – dem Gefängnisaufenthalte, die Gefährdung durch Räuber oder selbst Schiffbrüche nicht erspart geblieben sind (2 Kor 11,23 – 28) – seine Missionstätigkeit sogar noch drastischer, indem er glaubt, dass Gott die Apostel wie Todgeweihte auf den letzten Platz gestellt hat (1 Kor 4,9). „Bis zur Stunde hungern und dürsten wir, gehen in Lumpen, werden mit Fäusten geschlagen und sind heimatlos. Wir plagen uns ab und arbeiten mit eigenen Händen; wir werden beschimpft und segnen; wir werden verfolgt und halten stand; wir werden geschmäht und trösten. Wir sind sozusagen der Abschaum der Welt geworden, verstoßen von allen bis heute“ (1 Kor 4,11 – 13).

Obwohl der Apostel Paulus zu den am häufigsten genannten Personen des Neuen Testaments zählt, ist über sein Leben historisch gesichert nur wenig bekannt. Am aussagekräftigsten sind seine an junge christliche Gemeinden gerichteten autobiographischen Briefe, sieben an der Zahl, in denen er ganz individuell als Mensch in Erscheinung tritt. Diese besitzen als situations- sowie adressatenbezogene Schreiben einen persönlichen, einen theologischen oder einen offiziellen Tonfall.12 Sie gelten als die ältesten literarischen Zeugnisse des Neuen Testaments und wurden zwischen den Jahren 50/​51 (1. Brief an die Thessalonicher) und den Jahren 55/​56 christlicher Zeitrechnung (Brief an die Römer) verfasst. Somit liegen sie zeitlich vor der Entstehung des frühesten Evangeliums, nämlich des Markus-Evangeliums (vor 70 n. Chr.). Zu den authentischen, also den von Paulus geschriebenen oder diktierten Briefen (Protopaulinen), die in den Gemeinden vorgetragen und besprochen wurden, gehören außerdem die beiden Korintherbriefe sowie der Galaterbrief, der Philipperbrief und der Philemonbrief.

Die anderen unter seinem Namen weitergegebenen Briefe, die zwischen den Jahren 70 und 100 nach Christus entstanden sind, werden als Deutero- oder Tritopaulinen bezeichnet, weil sie von seinen Schülern resp. Nachfolgern oder von Gemeindeleitern stammen, die bereits über die Theologie des Apostels reflektieren und sich sein hohes Ansehen bei der Angabe des Absenders zunutze machen (Kolosserbrief, Epheserbrief, 2. Thessalonicherbrief, 1. und 2. Timotheusbrief, Titusbrief). Briefe wurden in damaliger Zeit meist einem Schreiber oder Sekretär diktiert und von diesem auf Wachstäfelchen notiert, um sie später auf Papier aus Papyrusblättern oder Pergament aus Tierhäuten zu übertragen. Anschließend wurden sie durch Boten zugestellt.

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