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2.4 Die Hilfe von oben : Vergil und Beatrice 2.4.1 Die natürliche Gotteserkenntnis als Beginn der Bewegung zum Zielgrund des eigenen Lebens (Vergil) 155

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Von Kleinmut übermannt, von den Tieren zurückgedrängt in die dunkle Wirrnis des Sündenwaldes, erblickt Dante einen Mann – nicht wissend, ob er Mensch (uomo) oder Schatten (ombra) ist – und ruft ihm in seiner Bedrängnis zu : Miserere di me156. Nachdem Vergil sich zu erkennen gibt und den Verirrten nach seinem Säumen befragt, preist ihn Dante als seinen Meister und sein dichterisches Vorbild157, worauf der Dichter der Aeneis ihm kundtut, er müsse – um dem alles vernichtenden Tier (der niemals gesättigten und alles verschlingenden Habgier) zu entgehen – einen anderen Weg einschlagen. In die Ewigkeit eingegangen vermag er den Verirrten (durch die Hölle und den Läuterungsberg hinauf) bis auf die Höhe des irdischen Paradieses zu geleiten (Purg. XXVIII), wo Beatrice sich seiner als Geleit und Fürsprecherin annehmen wird :

»Dort wirst du die Verzweiflungsschreie hören

Und sehn die alten schmerzenvollen Geister,

Die alle ihren zweiten Tod beklagen.

Und sehen wirst du, die zufrieden wandeln

Im Feuer, weil sie noch die Hoffnung haben,

Wann immer, zu den Seligen zu kommen.

Wenn du zu diesen dann empor willst steigen,

Kommt eine Seele, die dich würdiger führet,

Sie laß ich zum Geleit dir, wenn ich scheide«.158

Vergil führt Dante nur bis zur Spitze des Läuterungsberges, wo dieser nach erfolgter Reinigung (Absolution) Beatrice wiedersieht, deren Anblick er so lange vermisste und die ihm nun zur Führerin in die Seligkeit der Himmel wird. Der antike Dichter steht hierbei für die auf die Offenbarung hinführende natürliche Gotteserkenntnis.159 Obgleich Vergil nicht einfach als Personifikation der Philosophie angesehen werden kann, übernimmt er dennoch deren Rolle als Zuarbeiterin theologischer Wahrheitskunde, da nach Dante die Dichtung der vornehmste Ausdruck der Gottsuche des Menschen ist (und Vergil ihm darin Vorbild und Meister ist). Die philosophischen, offenbarungsunabhängigen Betrachtungen Vergils in Infernum (in welchem theologische Fragen kaum eine Rolle spielen und auch nicht durch den Führer beantwortet werden können, vielmehr stehen die drastisch-plastische Darstellungskraft der ewigen Verdammungsstrafen und die entsprechenden Einzelschicksale im Vordergrund) und Purgatorium (wo Vergil immer mehr in den Hintergrund tritt und gerade in den zentralen Gesängen XVII und XVIII auf Beatrice verweist, die Dante vollends in das Wesensgeheimnis der Liebe einführen wird) sind vorläufig, insofern sie die Begegnung mit der theologisch-mystischen Gnadenerhellung, Beatrice, vorbereiten.160

Dantes Theologie: Beatrice

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