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3.3 Die jeweiligen Himmel als Ausdruck der personalen Bestimmtheit des Einzelnen

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Die von Dante durchquerten neun Himmel274 (Mond-, Merkur-, Venus-, Sonnen-, Mars-, Jupiter-, Saturn-, Fixstern- und Kristallhimmel) geben die Gradualität der Schau der (dadurch) Beseligten wieder, ein Gedanke, der dem katholischen Eschatologieverständnis durchaus entspricht.275 Die Heiligen, welche im Empyreum (dem höchsten und alle anderen umfassenden Himmel) im Bild einer Rose als Gemeinschaft erscheinen (vgl. Par. XXX, 1 ff.), werden den einzelnen Planetenhimmeln zugeteilt gemäß ihrer individuellen Begnadung und dem damit verbundenen Verdienst.276 In ihnen begegnet auch Dante den jeweiligen Seligen, die damit einer bestimmten Gruppe zugeordnet werden (im Mondhimmel sind diejenigen versammelt, die Gelübde brachen, im Merkurhimmel jene, die nach irdischen Gütern strebten, im Venushimmel die Liebenden (diese drei Himmelssphären bilden wiederum eine Einheit, da in ihnen noch das weltliche Streben zum Ausdruck kommt277), im Sonnenhimmel die Kirchenlehrer, im Marshimmel die Märtyrer, im Jupiterhimmel gerechte Fürsten (diese drei Gruppen gelten als zweite Einheit der von allen irdischen Überschattungen freien und dennoch nicht kontemplativen Seelen – für die vita activa stehend), im Saturnhimmel Kontemplative (für die vita contemplativa stehend). Die Himmel bzw. Sterne nehmen hierbei eine Mittlerfunktion ein ; das göttliche Wirken am Einzelnen ist vermittels des Einflusses der Gestirne spezifiziert bzw. individualisiert, jeder Mensch ist zeitlebens (und damit auch ewig) einem Stern zugeordnet.278 Die Perspektive einer sittlichen Stufenfolge, wie sie in Hölle und Purgatorium augenscheinlich als Einteilungsprinzip grundgelegt ist, findet somit auch in den Gesängen des Paradieses Anwendung. Alle Differenzierung und Stufung umfassend und bedingend ist Gott als der universale Schöpfer auch Lenker und Ziel aller Bewegung zur Vervollkommnung (auf ihn hin als den Erstbewegenden), womit die Weltordnung als in ihm gegründet und auf ihn hinführend gekennzeichnet ist :

»[…] . Es stehen allesamt die Dinge

In einer Ordnung unter sich, und diese

Ist es, durch die das All Gott zu vergleichen.

Hier sehn die hohen Wesen alle Spuren

Der ewigen Kraft, die selber dient zum Ziele,

Zu dem die obige Ordnung ward geschaffen.

Zu dieser Ordnung, wie ich sage, neigen

Nun alle Wesen nach verschiednen Losen,

Und ihrem Ursprung näher oder ferner.

Darum ziehn sie auch nach verschiednen Häfen

Im großen Meer des Seins, und jedes Wesen

Von einem angebornen Trieb getragen. […]

Gewiß, wie oftmals nach dem innern Willen

Der Kunst die Formen sich nicht fügen mögen,

Dieweil die Stoffe keine Antwort geben,

So können auch von diesem Lauf die Wesen

Bisweilen weichen, denn mit solchem Triebe

Sind sie noch fähig, seitwärts abzubiegen.«279

Im Folgenden sollen die einzelnen Himmelssphären in den Blick genommen werden. Beatrice begleitet Dante dabei, um ihn in die Geheimnisse der Himmel und der Vollendung des Menschen einzuweisen.

Dantes Theologie: Beatrice

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