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3.4 Gespräche verständlich machen
ОглавлениеZur kommunikativen KompetenzKompetenz gehören zahlreiche Fähigkeiten, die wie andere Schlüsselqualifikationen durch Üben zumindest in bestimmten Grenzen gelernt werden können. Werfen wir einen kurzen und oberflächlichen Blick auf die Angebote zur Verbesserung der sprachlichen Kommunikation. Dabei muss man zwischen außerwissenschaftlicher Ratgeberliteratur und wissenschaftlich fundierten Ansätzen unterscheiden, obwohl die Übergänge durchaus fließend sind (vgl. Antos, 1996).
Ratgeberliteratur. In jeder Fachbuchhandlung findet man ein Regal mit Kommunikationsratgebern. Sie sind meist nicht völlig wissenschaftsfern, denn die Ansätze von Paul Watzlawick et al. (1982) und Schulz von Thun (1981) werden fast immer berücksichtigt. Aber die Kommunikationstrainer und -trainerinnen verfügen oft über keine sprach- oder kommunikationswissenschaftliche Ausbildung. Der theoretische Hintergrund bleibt handgestrickt (Antos, 1996). Die praktischen Ratschläge und Übungen – oft Rollenspiele – sind aber durchaus nützlich und haben sich auch bewährt. Im Fokus stehen dabei folgende Fähigkeiten:
das aufmerksame, aktive Zuhören
das Beachten der nonverbalen Kommunikation
das paraphrasierende Rückmelden, überhaupt das Feedback
das Nutzen der Metakommunikation bei Konflikten
Meist steht die Optimierung der eigenen strategischen Fähigkeiten im Zentrum, wie schon die reißerischen Titel anzeigen, ein Beispiel: „Kommunikationstraining: Mit Kommunikation überzeugen – Wie Sie mit Selbstbewusstsein, Schlagfertigkeit, Smalltalk und Körpersprache zwischenmenschliche Beziehungen erfolgreich gestalten“ (Magnus, 2017). Oft wird eine Schrumpf-Rhetorik angeboten, die einzig das Überreden zum Ziel hat und weit vom Leitbild einer rationalen und verständlichen Kommunikation entfernt ist (z.B. Rommer, 2018).
Wissenschaftliche Ansätze. Die Linguistik hat die VerständnissicherungVerständnissicherung in der mündlichen Kommunikation bisher vernachlässigt und das Praxisfeld den Psychologen überlassen. Hier ist als Erstes der vierbändige Bestseller „Miteinander Reden“ von Schulz von Thun (1981) zu nennen, der sich trotz Kritik im Detail durchgesetzt hat. Die Verständlichkeit spielt in dem Ansatz eine zentrale Rolle (dazu die Hamburger Verständlichkeitskonzeption Kap. 11.5). Auch in der Kommunikationsoptimierung bei Hans Strohner (2006) ist neben Instruktion und Persuasion die Verständlichkeit „eine der wichtigsten Voraussetzungen für das Gelingen einer Kommunikation und wird deshalb besonders intensiv erforscht“ (S. 84). In anderen Ansätzen zum Gesprächstraining spielt die Verständlichkeit eine marginale Rolle (z.B. bei Flammer, 1997; Fiehler & Schmitt, 2004; Franck, 2017).
Nachgefragt werden kommunikationsbezogene Dienstleistungen vor allem aus dem Bereich der Unternehmens- und Verwaltungskommunikation, wenn Probleme mit Kunden oder innerhalb der Institution auftreten. Aber auch in der didaktischen Kommunikation zwischen Lehrer und Schüler (Vogt, 2011) oder der medizinischen Kommunikation zwischen Arzt und Patient (Sator & Spranz-Fogasy, 2011) gibt es Bemühungen um Verständigung und Verständlichkeit.
In der klientenzentrierten Gesprächstherapie ist das einfühlende Verstehen der verbalen Äußerungen des Klienten eine wichtige Voraussetzung für die Psychotherapie. In der Gesprächsführung paraphrasiert der Therapeut Äußerungen des Klienten. Dieses Gesprächsverhalten dient zwei Zielen: 1. Der Therapeut soll seinen Klienten tatsächlich verstehen und sich in seine Welt hineindenken, die Rückmeldung ist eine kommunikative Validierung. 2. Indem der Therapeut dem Klienten sein Erleben zurückspiegelt, verhilft er ihm zu einer vertiefenden Auseinandersetzung mit sich selbst. Diese Variable des Therapeutenverhaltens hat eine nachweisbare Wirkung auf das Ausmaß der Selbstexploration beim Klienten (Tausch, 1968).
Bei journalistischen Interviews werden in der Gesprächsführung Fragetechniken eingesetzt, um unklare und schwer verständliche Antworten zu präzisieren (Friedrichs & Schwinges, 2015): 1. Bestätigungsfragen, um eine vorangegangene Antwort zu präzisieren, wenn sich der Interviewpartner unklar ausgedrückt hat. 2. Insistierendes Nachfragen, um eine unklare oder ausweichende Antwort zu ergänzen. 3. Fragen nach einem konkreten Beispiel, um abstrakte Äußerungen für die Adressaten anschaulicher und damit verständlicher zu machen.