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Zusammenfassung

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1. Schriftliche Kommunikation weicht in etlichen Merkmalen von der mündlichen Kommunikation ab: Die Kommunikationspartner sind räumlich und zeitlich getrennt, Schreiben ist reflektierter und führt zu komplexen Formulierungen, das fortlaufende Monitoring fällt aus und damit jede Technik der Verständnissicherung. Damit wird Verständlichkeit zum Problem, das vor allem in der Verantwortung des Absenders liegt, der adressatenorientiert formulieren muss.

2. Nach dem kommunikativen Ansatz kann es eine Allgemeinverständlichkeit für alle Adressaten nicht geben. Für abgrenzbare Zielgruppen sind Texte gut adressierbar, ein Problem stellt die Mehrfachadressierung bei heterogenen Adressatengruppen dar.

3. Professionelle Kommunikation muss von einer Adressatenanalyse ausgehen. Diese besteht aus zwei Stufen: Bei der Segmentierung werden die Adressatengruppen bestimmt, bei der Profilierung werden diese in verstehensrelevanten Merkmalen beschrieben.

4. Zur Profilierung können etliche Merkmale der Adressaten herangezogen werden: sozio-ökonomischer Status, Lesemotivation, Vorwissen, Lesekompetenz, Sprachgebrauch, Mentalität, prozedurales Vorwissen. Für verständliches Schreiben sind vor allem das Vorwissen und die Sprachkompetenzen der Adressaten wichtig.

5. Einige Adressatengruppen sind in den letzten Jahren besonders in den Fokus der professionellen Kommunikation gerückt: Senioren, Menschen mit Behinderungen, Menschen anderer Kulturen. Frauen als Adressatengruppe haben zu Bemühungen um geschlechtsneutrale Formulierungen geführt, für die derzeit Richtlinien entwickelt werden.

6. Von den Adressaten schwieriger Texte wird in der hermeneutischen Tradition erwartet, dass sie einen Text wohlwollend zu verstehen suchen (hermeneutische Präsumptionen und principle of charity). Die Textproduzenten werden dadurch weitgehend von der Mühe um Verständlichkeit entlastet.

7. Die hermeneutische Spirale beschreibt den Prozess des fortlaufenden Verstehens. Es startet mit einem Vorverständnis, das durch das Lesen bestätigt oder verändert wird. Psycholinguistik und Kognitionspsychologie haben diese text- und wissensbasierten Prozesse detailliert beschrieben.

8. Ein völliges Unverständnis ist selten, da selbst in einer fremden Sprache noch paraverbale Zeichen für ein rudimentäres Verstehen sorgen. Missverständnisse, bei denen der Adressat etwas versteht, was der Absender aber nicht gemeint hat, sind hingegen oft zu finden. Ein erschwertes Verstehen erfordert viel Verarbeitungsaufwand, den nicht jeder Hörende bzw. jede Lesende aufbringen kann oder will.

9. Schwerverständlichkeit wird mit drei Argumenten verteidigt: dem inhaltlichen Argument (Komplexität des Themas), dem didaktischen Argument (Anregung zum Denken) und dem ästhetischen Argument (Lust am Schreibstil). Schwerverständlichkeit kann intendiert sein, um Kommunikation auf bestimmte Gruppen zu beschränken oder von der dürftigen Argumentation abzulenken. Schwerverständlichkeit dient hier der Abschottung und Verschleierung.

10. Die Verständlichkeit schriftlicher Kommunikation lässt sich durch drei Ansätze verbessern: Schreibtraining auf Seiten der Textproduzenten, Verstehenstraining auf Seiten der Adressaten und Textoptimierung durch Experten.

Sprachliche Kommunikation: Verstehen und Verständlichkeit

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