Читать книгу Seelenkater - Tamara Schenk - Страница 11
ОглавлениеSonne zum Frühstück
Vor allem Max entwickelte sich zu einem Sommersonne-Genießer-Kater. Schon im ersten, aber noch mehr im zweiten gemeinsamen Sommer, begannen seine Tage mit dem Frühstück auf der Loggia im Sonnenschein. Ein Sonnenbad am Morgen kann ja nicht schaden. Er entwickelte sein Vorgehen Stück für Stück so weit, dass er auf dem Gartentisch Platz nahm, um in der bestmöglichen Sonnenposition zu verweilen.
Während ich mit meinem Smoothie und Cappuccino rauskam, hatte sich Max schon längst lang gestreckt, die Sonne genießend. Ach, wie sehr ich diese Momente mit ihm genossen habe. Wir haben gekuschelt und uns unterhalten und den Tag zusammen begonnen. In Ruhe. In Liebe. In Frieden. Es waren innige, vertraute Momente. Und Max hatte so viel Sonneneinstrahlung genossen, wie sein Körper anscheinend für die Vitamin-D-Aktivierung brauchte. Nicht zu viel und nicht zu wenig.
Zu Anfang hatte er meine Frühstücksgewohnheiten doch sehr bestaunt. Grüne Sachen im Glas? „Und das willst Du trinken?“ Er hat das auch vorsichtig für mich beschnuppert. Es wäre ja keinem gedient, wenn das Servicepersonal sich selbst vergiften würde. Er befand es dann aber meist für in Ordnung. „Nun ja, was die Menschen so zu sich nehmen“, schien er zu denken.
Wenn Michael da war und sein Müsli mit frischem Obst mit auf den Tisch kam, war er daran oft noch interessierter als am Smoothie. Auch das Essen des Herrchens musste mal begutachtet werden. Wieder was anderes.
Die unendliche innere Ruhe, diesen inneren Frieden, den Max besonders in diesen Morgenmomenten ausstrahlte, waren wunderbar. Ich habe auch darin sehr viel von ihm gelernt. Dieses Annehmen des Moments, dieses glücklich sein in diesen Augenblicken, das war eine wunderbare Lektion, die mir Sir Max regelmäßig zu Teil werden ließ.
So saßen wir für einige Momente in der Sonne. Still. Selig. In uns gekehrt. Verbunden. Glücklich. Dann haben wir geknuddelt, Max wollte gerne gestreichelt werden, Stirn, Ohren, Rücken kraulen, das fand er toll. Sobald er genug hatte, ging er einfach in den Schatten. Und ich an meinen Schreibtisch.
Im ersten Sommer waren wir nach langen Iterationen, um seine Nierenineffizienz in den Griff zu bekommen, in der nahegelegenen Tierklinik zu einer umfangreichen Diagnose. Das erzähle ich später noch mal im Detail, im Kapitel „Max‘ Chronische Niereninsuffizienz.“ Jedenfalls hatte Max wegen der Ultraschalluntersuchung ein rasiertes Unterbäuchlein. Da es mitten im Sommer war, sagte die Tierärztin, dass er nicht länger als zwanzig Minuten in der prallen Sonne liegen solle, bis das Fell wieder nachgewachsen sei.
Und siehe da, Max hatte dieses Wissen bereits in sich. Unglaublich, aber wenn er mal tiefenentspannt auf der Seite lag und sein Bäuchlein von den morgendlichen Sonnenstrahlen erwärmen ließ, konnte man wirklich die Uhr danach stellen. Nach spätestens zwanzig Minuten wechselte er in den Schatten.
Das war Max. Intelligent. Weise. Reflektierend. Meist dominierend. Und unwiderstehlich. Sir Max eben.