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Max‘ Chronische Niereninsuffizienz

Max kam schon als sogenannter CNI1-Kater zu uns. Uns wurde gesagt, alles kein Problem, kann man gut mit dem richtigen Futter einstellen.

Im Tierheim war er bereits auf Nierendiätfutter eingestellt. Wir sollten ihn erst mal zu Hause ankommen lassen und dann in zwei bis drei Monaten die Nierenwerte testen lassen. So sagte es uns die Tierärztin des Tierheims.

Und so haben wir das auch gemacht. Der erste Tierarzt, den wir mit Max aufgesucht hatten, testete auch genau das: Kreatinin, Harnstoff und Phosphat. Der Kreatininwert war gestiegen. Nicht gut. Ok, was können wir dagegen unternehmen? Uns wurde eine homöopathische Therapie empfohlen, SUC2 genannt. Davon solle er drei Mal pro Woche bekommen. Wie geben wir das? Übers Futter, kein Problem. Erst später haben wir gelernt, dass der Inhalt dieser Ampullen am besten über die Schleimhäute aufgenommen werden sollte, mit mindestens zehn Minuten Abstand zum Futter. Ach ja, die Zähne würden schlecht aussehen, viel Zahnstein. Aber da könne man nicht ran, wegen der Nieren.

Leider scheinen manche Tierärzte eine solche Krankheit eher zu „verwalten“ als zu behandeln und das Nierendiätfutter als alleiniges Allheilmittel zu verkaufen. Beim nächsten Check waren Max‘ Nierenwerte leider weiter angestiegen. Der Tierarzt meinte, man könne ein neues Medikament probieren, Semintra. Also gut, dann machen wir das.

Ich gab Max das neue Medikament, jeweils abends, wie verordnet. Aber mein so agiler Max wurde zusehends müder und schlapper. Irgendwas stimmte da nicht. Max war ein sechs Kilo Kater, der weder Gewicht verloren hatte noch an mangelndem Lebenswillen litt. Ich hatte dieses neue Medikament im Verdacht, war mir aber nicht darüber im Klaren, wie das alles zusammenspielte.

Und, was soll ich sagen, Du ahnst es schon, seine Nierenwerte waren beim nächsten Mal noch weiter angestiegen. Dieser Besuch war der letzte bei diesem Tierarzt, weil er mir lapidar erklärte, dass er nichts mehr für Max tun könne, ich wisse ja, dass die Krankheit tödlich verlaufen würde.

Max musterte derweil den Tierarzt mit wachem, scharfem Blick. Er schaute mich an und ich ihn: Wir gehen, und zwar sofort!

Also, nichts wie raus aus dieser Praxis. Ich habe mir das folgende Wochenende reserviert, um alles zu lesen, was ich zu CNI bei Katzen finden konnte. Mit Hilfe von Facebook kam ich in eine entsprechende CNI-Selbsthilfegruppe. Mir wurde mehrfach eine Internistin in der nahegelegenen Tierklinik Hofheim empfohlen. Wenige Tage später waren wir gegen Abend dort. Mit einem müden, aber tapferen Max.

Unsere neue Tierärztin war sehr engagiert und sichtlich bemüht, alles was möglich war für Max zu tun. Sie schlug die Hände über dem Kopf zusammen, ob so viel Unfähigkeit, Fehlbehandlung, und Desinteresse seitens des vorigen Tierarztes. Ob er denn jemals Max‘ Blutdruck gemessen hätte? Seinen Urin untersucht? Nein, hatte er nicht. Aber dann Semintra verschrieben? Das ginge schon mal gar nicht. Wie recht sie hatte.

Max‘ Blutdruck lag bei 110 und das in der Tierklinik, wo permanent irgendwo einer oder mehrere Hunde bellten. Sie war offen, direkt und sehr gründlich. Sie merkte, dass ich mich inzwischen eingelesen hatte und ging darauf ein, indem sie mir alle Zusammenhänge genau erklärte. Ein komplettes geriatrisches Blutprofil, Urinstatus mit Sedimentuntersuchung, Ultraschall und Blutdruck messen standen an. Sie hat sich neunzig Minuten Zeit genommen, um eine eindeutige Diagnose zu stellen.

Es war sehr schnell klar, dass ich hier eine sehr kompetente Tierärztin gefunden hatte, die nun mit uns alles in die richtigen Bahnen lenken würde. Das sogenannte Wundermedikament hätte er nie bekommen dürfen, denn es ließ seinen Blutdruck in den Keller rauschen, was alles leider noch schlimmer machte. Zudem wirkte das Medikament vor allem gegen eine Proteinurie, also wenn Katzen zu viel Eiweiß mit dem Urin ausscheiden. Und wie sich herausstellte, hatte Max zumindest damit gar keine Probleme. Nur hätte der Urin auf jeden Fall vor der Verordnung des Medikaments untersucht werden sollen. Allein schon, um eine akute Entzündung ausschließen zu können. Und der Blutdruck hätte auch gemessen werden müssen, da das Medikament ihn beeinflusst.

Dann wurden seine Nieren per Ultraschall untersucht und ja, eine war bereits deutlich kleiner als die andere. Und auch an der Oberfläche zeigten sich bereits die CNI-typischen Veränderungen der Nieren. Während des Ultraschalls wurde ihm auch gleich die Blase punktiert, um an sterilen Urin zu kommen. Zu meinem Erstaunen war das gar kein Problem für Max. Ich war die ganze Zeit bei ihm, habe ihn am Köpfchen gestreichelt und mit ihm gesprochen. Er war so lieb. Er spürte genau, dass hier Menschen am Werk waren, die ihm wirklich helfen wollten.

Die Empfehlung war einfach: Medikament absetzen, weiter so füttern wie bisher – er war immer noch auf der Nierendiät –, in vier Wochen Kontrolle der Blutwerte. Sollte er dann stabil sein, müssten wir an die Zähne ran. Gerade bei einer CNI müssten die Zähne saniert werden, da diese Entzündungen des Zahnfleisches immer schlecht für die Nierenfunktion wären. Leuchtet ein.

Die Tierärztin erklärte mir auch den genauen CNI-Prozess der Klinik mit Infusionen vor, während und nach der Zahnsanierung, um die Nieren bestmöglich zu entlasten und gleich wieder durchzuspülen. „Vieles geht mit einer CNI. Aber es geht halt nichts mehr auf die Schnelle,“ sagte sie. Und sie sollte recht behalten.

Max wurde in den kommenden vier Wochen zunehmend fitter. Die Homöopathie bekam er weiter, dagegen hatte die Tierklinik nichts einzuwenden. Es konnte also nur gut sein.

Als er beim nächsten Check deutlich munterer war, der Blutdruck wieder im Normalbereich und auch seine Blutwerte stabil waren, wurde die Zahnsanierung terminiert. Die Tierärztin zeigte mir die Stellen mit Zahnstein und die bestehenden Entzündungen des Zahnfleisches. Sie vermutete darunter nichts Gutes. FORL heißt das Katzenzahnschicksal, welches sich von innen nach außen entwickelt und somit sehr oft unentdeckt bleibt, den Tieren aber immense Schmerzen verursacht. Max‘ Zahnsanierung wurde für September angesetzt. Er sollte sich noch ein paar Wochen stabilisieren. Das hieß Vollnarkose, Zahnreinigung, Dentalröntgen und dann sollte eben alles raus, was raus musste. Dazu Infusionen vorher, währenddessen und danach.

1 CNI= Chronische Niereninsuffizienz. Auch Chronische Nierenerkrankung (CNE) genannt. Laut Wikipedia ist die CNI „eine unheilbare, fortschreitende Krankheit, die durch eine allmähliche Abnahme der Nephrone und damit zu einer abnehmenden Funktion (Insuffizienz) der Nieren gekennzeichnet ist. Sie ist eine der häufigsten Todesursachen bei älteren Hauskatzen. In der gegenwärtigen Literatur wird der Begriff „Nierenerkrankung“ gegenüber dem Begriff „Niereninsuffizienz“ bevorzugt, weil die Erkrankung zunächst ohne messbares Nachlassen der Nierenfunktion abläuft.“

2 SUC= homöopathisches Komplexmittel, bestehend aus Solidago compositum ad us. vet., Ubichinon compositum, Coenzyme compositum ad us. vet.

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