Читать книгу Eternity - Stadt der Toten - Tamara Thorne - Страница 14

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Kaffee?«, fragte Kate.

»Ja, gern«, erwiderte Tully.

»Ist nur Pulverkaffee.«

»Gibt’s noch eine andere Art?«

Kate lächelte und setzte Wasser auf, dann deutete sie auf den kleinen Tisch und die Stühle am Rand des Raumes.

Tully setzte sich hin und wartete, bis sie mit zwei großen Tassen kam. »Milch und Zucker?«

»Schwarz ist in Ordnung. Hören Sie, sorgen Sie dafür, dass Sie und Ihr Sohn die Außenseite der Hintertür nicht anfassen. Ich schicke morgen früh jemanden wegen der Fingerabdrücke vorbei.« Er nippte an seiner Tasse. »Ich bin ein bisschen besorgt, Miss McPherson.«

»Ich auch.«

»Ich weiß, dass Sie Sheriff Lawsons Leiche gefunden haben.«

»Und?« Kate hob die Brauen.

»Es ist möglich, dass dieser Mann sein Mörder ist.«

Es erstaunte ihn, dass seine Worte ihr ein Lächeln entlockten. »Danke.«

»Was?«

»Deputy Settles hat gesagt, ich wäre hysterisch, als ich den Verdacht äußerte, der Killer könnte mich damals gesehen haben. Er hat gesagt, ich bilde mir was ein.«

Tully lehnte sich zurück. »Ich habe Mr. Settles zwar noch nicht kennen gelernt, aber ich bin nicht seiner Meinung. Glauben Sie, dass der Killer Ihre Identität kennt?«

Kate nickte. »Er war noch da. Auf der Wiese.«

»In Deputy Settles’ Bericht steht, er sei längst weg gewesen.«

»Das war eine Stunde später«, erwiderte Kate ungeduldig. »Natürlich war er da längst weg.« Sie stellte ihre Tasse ab, beugte sich vor und sah Tully eindringlich an. »Ich weiß, dass er noch da war, denn er war mit der Leiche noch nicht fertig.« Ihre Stimme klang schroff. »Lawsons Hals war abgetrennt. Auch seine Arme – an den Schultern, Ellbogen und Handgelenken; die Beine an den Oberschenkeln und Knien. Und ein Unterschenkel. Der andere war noch dran, als ich da war. Er war noch nicht fertig.«

Settles’ Bericht hatte den Unterschenkel nicht erwähnt. Lieber Gott, was sind das für Leute, die hier für mich arbeiten? Tully konnte es nicht fassen, dass ein Polizist ein solches Detail außer Acht ließ. Kate McPherson zu sagen, sie bilde sich etwas ein, war unverzeihlich. »Haben Sie Deputy Settles sofort von Ihrem Verdacht erzählt?«

Kate ging auf der Stelle in die Defensive. »Sofort. Sie können Dr. Katz fragen. Er war dabei.«

»Ich glaube Ihnen«, sagte Tully sanft. Ihre grünen Augen nahmen ihn völlig gefangen.

»Settles hat mir nicht geglaubt. Er hat mir zu verstehen gegeben, ich solle mir in dieser Sache nicht ›mein hübsches Köpfchen zerbrechen‹.«

»Ich werde morgen mit ihm über sein Benehmen sprechen – gleich nachdem ich ihn gefragt habe, wieso Teile Ihrer Aussage nicht in seinem Bericht auftauchen.«

Kate setzte sich gerade hin. »Sie sind ... wirklich anders als Deputy Settles.« Sie hielt inne, dann schaute sie ihren Kaffee an. »Wo kommen Sie eigentlich her?«

Tully freute sich, dass sie das Thema wechselte. Es war ihm irgendwie unangenehm, über einen Deputy zu reden, den er erst noch kennen lernen musste. »Aus Los Angeles. Ich war bei der Mordkommission, bevor ich den Job hier annahm.«

»Ist Ihre Familie mitgekommen?«

Tully versuchte seine Gefühle zu verbergen. »Ich bin allein.« Er schwieg kurz. »Sind Sie eine Einheimische?«

Kate lachte leise. »Gütiger Himmel, nein! Ich wohne erst seit einem Jahr hier. Ich komme auch aus Los Angeles.«

»Was hat Sie hierher verschlagen?«

»Ein Ex-Ehemann, der mir auf die Nerven ging.« Sie bedachte Tully mit einem ironischen Blick. »Es hat funktioniert. Möglicherweise.«

»Was meinen Sie damit?«

»Tja, der Unbekannte war heute nicht die einzige Aufregung.« Kate berichtete von dem Zettel, den Ambrose Abbott mitgenommen und von den Anrufen, die sie heute Abend erhalten hatte. Als sie fertig war, fügte sie hinzu: »Ich freue mich, dass Sie hier sind. Deputy Settles hätte ich das nie, erzählen können. Es kommt mir so albern vor. Vielleicht ist es ja wirklich nur ein Zufall. Mein Mann hat früher immer angerufen und aufgelegt, wenn ich abnahm. Möglicherweise war er es. Ich hoffe, dass er es war; das würde jedenfalls bedeuten, dass es nicht der Killer war.«

»Wahrscheinlich waren es nur irgendwelche Jugendlichen, Miss Mc–«

»Kate. Ich mag Nachnamen nicht besonders.«

»Hören Sie, Kate, die Anrufe, die Sie erhalten haben, könnten von dem Unbekannten gewesen sein, der wissen wollte, wer zu Hause ist. Sie könnten auch von Ihrem Ex, von einem Jugendlichen oder einem Kerl gewesen sein ...« Er hatte sagen wollen: »... einem Kerl, der sich einen runtergeholt hat«, aber er riss sich zusammen. »Der sich auf Ihre Kosten amüsieren will. Sie haben Recht. Vielleicht haben die Anrufe nichts zu bedeuten. Vielleicht aber doch. Ich möchte Ihnen keine Angst machen.«

»Sie machen mir keine Angst. Sie reden freiheraus, und das gefällt mir.«

»Sie sollten heute Nacht nicht hier bleiben«, sagte Tully. »Die Hintertür ist nicht sicher. Auch wenn der Täter sehr wahrscheinlich nicht zurückkehrt –«

»Ich kann es mir nicht leisten wegzugehen. Ich hab ein knappes Budget. Ich werde gleich morgen früh einen Schlosser anrufen. Bis dahin schaffen wir es schon.«

»Ich hätte nichts dagegen, wenn Sie und Ihr Sohn heute bei mir in der Polizeistation übernachten.«

»Danke, aber das würde Josh nur verängstigen. Er hat eine Menge durchgemacht, deswegen kann ich es nicht riskieren, ihn aufzuregen.«

Tully warf einen leicht säuerlichen Blick auf seine Armbanduhr. Es war fast zwei Uhr morgens. »Ich kann Sie zwar nicht dazu zwingen – aber ich würde gern ...«

Kate schüttelte den Kopf.

»Überlegen Sie es sich doch noch mal.«

»Wir schaffen das schon.«

Tully stand zögernd auf. »Ich muss zum Revier zurück, um nach dem Rechten zu sehen, aber ich versuche, ungefähr jede Stunde hier vorbeizukommen.« Er trug einen Holzstuhl zur Hintertür und klemmte ihn unter den Knauf. »Lassen Sie alle Lampen brennen und schließen Sie alle Türen und Fenster.«

»Das brauchen Sie mir nicht zu sagen«, erwiderte Kate, als sie zur Haustür gingen.

»Ich weiß, aber ich habe dann ein besseres Gefühl.«

»Ich auch. Gute Nacht, Sheriff.«

Tully blieb draußen stehen und lauschte, bis sie abschloss, dann ging er zum Wagen zurück.

Eine Viertelstunde später erkannte er, dass er irgendwo falsch abgebogen war. Er hätte auf den Stadtplan schauen sollen, aber natürlich hatte er es nicht getan. Nun führte die schmale Straße, die er mehrere Kilometer weit leicht bergauf gefahren war, tiefer in den Wald hinein statt in den Ort. Tully fuhr weiter, schaltete das Fernlicht ein und suchte nach einem Platz, der zum Wenden breit genug war.

Manchmal war er mit seiner Familie aus der Stadt rausgefahren, nach Moonfall oder zum Big Bear Lake. Linda hatte ihn immer aufgezogen, weil er sich geweigert hatte, auf die Landkarte zu schauen. Er hatte stets geantwortet, er liebe Überraschungen, doch in Wahrheit war er stolz darauf, wie gut er sich in Los Angeles auskannte. Die Vorstellung, eine Landkarte zu konsultieren, wenn man längst aus der Stadt heraus war, ging ihm gegen den Strich und hatte zu vielen ungeplanten »Ausflügen« geführt. Wenn er sich verfahren hatte, hatte Linda immer gelacht und ihn einen Macho genannt.

Und jetzt hatte er sich schon wieder verfahren! Bloß hatte er jetzt keine Zeit für Abenteuer.

Tully nahm eine Kurve. Seine Scheinwerfer blitzten über eine breite Ausweichstelle auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Er verlangsamte und wendete. Dann sah er einen großen alten Dodge, der am anderen Ende der Ausweichstelle abgestellt war. Neugierig fuhr er hin und sah, dass dort eine Lichtung die Beleuchtung der tiefer liegenden Ortschaft enthüllte. Eine tolle Aussicht. Tully nahm an, dass sich in dem Wagen zwei liebestrunkene Halbwüchsige aufhielten.

Aber es war verdammt spät. Und die Temperatur draußen näherte sich dem Nullpunkt.

Tully hielt den Explorer an, nahm Waffe und Taschenlampe und stieg aus. Langsam näherte er sich dem Wagen. Nichts rührte sich.

Tully trat ans Fenster der Fahrerseite und bemerkte, dass es offen war. Er hob seine Waffe und leuchtete mit der Taschenlampe in den Wagen hinein.

»Polizei«, sagte er. Und dann: »Oh, Gott!«

Die Gestalt auf dem Fahrersitz war in Blut gebadet, und Tully brauchte einen Augenblick, um das große Loch in der Brust des Mannes zu erkennen. Es sah so aus, als hätte etwas den Kerl aufgerissen. Gebrochene Rippen leuchteten, Innereien glänzten. Das Gesicht war voller Blut, der Mund stand offen. Tully schaute sich wachsam um, dann schob er den Kopf weiter in den Wagen hinein. Er leuchtete ins Gesicht des Mannes und hielt die Luft an, als er den scharfen, metallischen Geruch roch. In der Stirn des Toten war ein Einschussloch. Der Mund war blutverschmiert, und hinter den Zähnen wölbte sich eine glänzende Membran.

Eine Woge der Übelkeit erfasste Tully, dann richtete er das Licht auf das Wageninnere. Außer dem Mann am Steuer war niemand da, doch auf dem blutbefleckten Beifahrersitz lag ein schwarzer Damenschuh mit hohem Absatz.

Tully schüttelte den Kopf und kehrte zum Explorer zurück. Es würde eine sehr, sehr lange Nacht werden.

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