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Cando – Ein treuer Weggefährte

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Als wir Cando vom Züchter abholten war er ein acht Wochen alter brauner Labradorrüde. Er war unser erster brauner Labrador.

Wir gaben Cando in eine Patenfamilie, in der er sein erstes Lebensjahr verbrachte. Cando wuchs zu einem selbstbewussten, jungen Rüden heran. Nachdem wir ihn wieder bei der Patenfamilie abgeholt hatten wurde er erst einmal gesundheitlich untersucht. Unsere Tierklinik bestätigte die Tauglichkeit zum Blindenführhund und endlich konnte seine Ausbildung beginnen. Da Cando sehr schnell lernte, konnte er diese nach sechs Monaten mit der Abschlussprüfung beenden.

Zu diesem Zeitpunkt stand auch schon sein zukünftiger Besitzer fest.

Michael war sehbehindert und brauchte einen Blindenführhund.

Nach dem Kennenlernen von Cando, stand dieser als Führhund für ihn fest. Die Chemie zwischen den beiden stimmte von Anfang an.

Bei der anschließenden Einarbeitung, die Zusammenführung von Hund und zukünftigem Halter, zeigte sich schnell, dass hier ein gutes Team entstehen wird. Nach einer Eingewöhnungsphase von vier Wochen waren Michael und Cando ein gutes Gespann. Gemeinsam bewältigten sie täglich die Wege zum Einkaufen, zum Bäcker, in die Stadt und viele andere.

Nach einem Jahr wurde Michael krank und die Diagnose war niederschmetternd – Krebs! Michael glaubte an seine Genesung und lief weiter mit Cando. Dieser hatte sofort gemerkt, dass Michael krank war. Er lief von sich aus langsamer und spielte auch nicht mehr so stürmisch wie zu Beginn. Als die Krankheit immer schlimmer wurde, verbrachte Cando die ganze Zeit an Michael‘s Bett. Dieser raffte sich nur Cando zuliebe auf und ging täglich weiter spazieren und wenn sein Zustand das nicht zuließ, ging seine Frau mit Cando. Dann erledigte Cando ganz schnell sein Geschäft und drehte sofort wieder nach Hause um, um sich wieder an Michael‘s Bett zu legen. Leider verschlimmerte sich der Zustand täglich und Michael konnte sein Bett nicht mehr verlassen. Cando musste zu seinen Spaziergängen fast gezwungen werden. Michael baute immer mehr ab und sein junger temperamentvoller Cando lag nur noch ganz still und leise neben seinem Bett und wollte gar nicht mehr weg von ihm. Besonders die letzten Tage vor Michael‘s Tod war Cando nur noch mit Zwang zum Spaziergang zu überreden.

Als er dann starb lag Cando neben seinem Bett.

Die Familie war nicht auf Michael‘s Tod vorbereitet und völlig hilflos. Seine Frau war nach seinem Tod emotional nicht in der Lage, sich um Cando zu kümmern und statt uns zu informieren, wurde die Krankenkasse benachrichtigt. Diese entschied, den Hund von einer ortsansässigen Blindenführhundschule abholen zu lassen, die ihn dann überprüfen und nachschulen sollte, damit er nochmals als Blindenführhund eingesetzt werden konnte. Diese Entscheidung traf die Krankenkasse natürlich aus Kostengründen, denn Cando war zu diesem Zeitpunkt erst zweieinhalb Jahre alt. Dass Cando, der gerade seinen Besitzer verloren hatte, aus dem Haushalt herausgerissen wurde und zu für ihn fremden Leuten kam, die weder ihn, noch seine Vorgeschichte kannten, war für diesen Hund nicht einfach zu verkraften.

Aber dank seines Labrador-Gemüts überstand er es und wurde an einen siebzigjährigen sehbehinderten Mann abgegeben. Die dortige Eingewöhnung fiel Cando auch sehr schwer und wenn sich das neue Herrchen nicht an uns gewandt hätte, wüssten wir gar nicht wie es ihm geht. Cando`s neuer Besitzer war sehr froh, dass er diesen Führhund bekommen hatte und meinte, dass er sich mittlerweile auch gut eingelebt habe.

Leider ist auch sein zweites Herrchen nach fünf Jahren verstorben, aber die Familie des sehbehinderten Mannes hat dafür gekämpft, dass Cando mit nunmehr acht Jahren nicht noch einmal sein zu Hause wechseln musste, sondern bei seiner Familie bis zum Lebensende bleiben konnte. Ein verdienter Ruhestand für einen treuen Weggefährten!

Nicht streicheln, ich arbeite

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