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Coco – Klein aber oho

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Eines Tages rief uns unsere Grosspudelzüchterin an und bot uns eine für die Zucht zu klein geratene schwarze Hündin an. Wir fuhren hin und schauten uns die Hündin an. Coco war eine ziemlich kleine Hündin, die aber ein sehr gutes Wesen und einen starken Charakter hatte.

Wir nahmen sie mit in unsere Blindenführhundschule und testeten Coco in allen möglichen Umweltsituationen, wie zum Beispiel, wie sie auf vorbeidonnernde LKWs reagierte, welches Verhalten sie gegenüber anderen Menschen, Artgenossen und anderen Tieren zeigte und ob sie im Testverlauf ängstlich oder aggressiv reagierte. Coco ließ sich von nichts und niemandem beeindrucken und glänzte durch ihre Ruhe und Überlegenheit. Nach der Gesundheitsuntersuchung stand fest, dass sie für die Blindenführhundausbildung geeignet war. Coco lernte mit viel Begeisterung. Während der Ausbildung lernte Coco dann auch ihren zukünftigen blinden Besitzer Robert kennen. Wir besuchten Robert zu Hause in seiner Wohnung. Als wir die Wohnung betraten, waren er und sein Freund da und Coco konnte eigentlich nicht wissen, wen von den Beiden sie später führen sollte. Aber genau das wusste Coco sofort:

Sie lief zielstrebig zu Robert und legte ihren Kopf auf seinen Schoß. Robert freute sich sehr über diese direkte und liebevolle Kontaktaufnahme von Coco und schloss sie sofort in sein Herz.

Wir waren alle total überrascht von Coco‘s Verhalten und mussten eingestehen, dass die Beiden wohl einen sehr guten Draht zueinander hatten. Coco bestand ihre Abschlussprüfung nach sechs monatiger Ausbildungszeit. Nun war sie bereit für ihre Aufgabe als Blindenführhund.

Bei der Einarbeitung bestätigte sich der erste Eindruck und es entwickelte sich sehr schnell eine innige Beziehung zwischen Coco und Robert. Das gegenseitige Vertrauen wuchs durch die tägliche Führarbeit. Bei der Gespannprüfung, die von einem externen Prüfer durchgeführt wurde, ließen sich Coco und Robert von den chaotischen Verkehrsverhältnissen in Frankfurt und einer schwierigen Baustelle, die sie zu meistern hatten, nicht beirren und bestanden die Prüfung.

Coco‘s Herrchen musste morgens immer sehr früh aufstehen und zur Arbeitsstelle gehen, die jedoch nur einige Minuten von zu Hause entfernt war. Jeden Morgen hatte Robert Probleme seinen Hund zu wecken, denn Coco stellte sich als eine ausgesprochene Langschläferin heraus. Nachdem Robert einige Wochen große Mühe hatte Coco morgens aus ihrem Körbchen zu bekommen, hatte er einen Einfall, den er auch gleich in die Tat umsetzte. Er ließ Coco morgens weiter schlafen und dachte, wenn er die Wohnung ohne sie verlassen würde, würde sie am nächsten Morgen sofort parat stehen. Aber Coco dachte gar nicht daran: Sie blieb ruhig in ihrem Körbchen liegen und machte keine Anstalten mitgehen zu wollen. Also ging Robert zur Arbeit und holte Coco während der Frühstückspause um 9.30 Uhr zu Hause ab. Das gefiel Coco anscheinend, denn als Robert zurückkehrte, um sie zu holen, stand sie schwanzwedelnd an der Tür. Am nächsten Morgen in der Früh machte Coco wieder keine Anstalten mit kommen zu wollen und daher holte Robert sie erst wieder in der Frühstückspause ab. So verrückt das auch klingt, aber Robert fand es in Ordnung, dass sein Hund noch länger schlafen wollte und handhabte es ab diesem Tag so. Darüber mussten wir natürlich schmunzeln, denn einen Langschläferhund hatten wir vorher auch noch nicht. In der Ausbildung hatte Coco schließlich auch immer früh aufstehen müssen und da hatte es auch funktioniert.

Daran erkennt man die hohe Intelligenz der Königspudel! Da wir immer wieder zum Training mit unseren Blindenführhunden in Frankfurt sind, schauten wir eines Tages bei den Beiden vorbei. Als die Haustür aufging hob Coco wie in Zeitlupe ihren Kopf, um zu sehen wer da kommt. Erst dachte ich sie hätte Probleme mit dem Rücken, weil sie ihren Kopf so langsam hob, dann sah ich aber den Grund dafür. Coco trug eine große Kuhglocke um den Hals. Ich musste erst einmal laut loslachen, denn der Anblick der kleinen schwarzen Großpudelhündin mit einer originalgetreuen Kuhglocke um den Hals, war wirklich zum Schreien komisch! Nachdem ich mich wieder gefasst hatte, fragte ich Robert, wo denn Coco‘s Glöckchen sei, welches sie vorher getragen hatte. Er sagte, dass er das Glöckchen auf einem Spaziergang verloren und sofort Ersatz benötigt hatte, da er Coco sonst im Freilauf nicht hätte hören können. Da er keine kleine Glocke mehr gehabt hatte, behalf er sich mit einer Kuhglocke. Zum Glück hatte ich noch ein Ersatzglöckchen dabei, das ich ihm für Coco geben konnte. Coco freute sich über die nun wieder gewonnene Halsfreiheit und sprang um mich herum. Auch ich war froh, dass Coco wieder ein für sie passendes Glöckchen anhatte und machte mich auf den Heimweg.

Nicht streicheln, ich arbeite

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