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Vorwort
ОглавлениеBei meiner Arbeit als Blindenführhundausbilderin sind mir in den vergangenen zehn Jahren so viele besondere Momente zuteil geworden, dass ich irgendwann den Wunsch hatte, diese Erlebnisse mit anderen Menschen zu teilen.
Doch zu allererst möchte ich kurz davon erzählen, wie ich zu meinem heutigen Beruf gekommen bin. Nach meiner abgeschlossenen Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten und einer anschließenden Weiterbildung zur Verwaltungsfachwirtin, arbeitete ich viele Jahre bei der Stadtverwaltung. Da mich diese Arbeit nicht erfüllte, schloss ich einen berufsbegleitenden Studiengang zur Betriebswirtin an. Nach erfolgreichem Studienabschluss wechselte ich in ein Forschungsunternehmen und kümmerte mich dort um die Verteilung von Fördermitteln. Mittlerweile hatte ich meinen jetzigen Mann kennen gelernt und wir lebten gemeinsam in Darmstadt. Irgendwie stellte sich die von mir erwartete Zufriedenheit immer noch nicht ein. Ich quälte mich jeden Tag aus dem Bett und die Arbeit machte mir keinen rechten Spaß.
Ein Fernsehbericht veränderte dann eines schönen Tages mein weiteres Leben. Der Bericht handelte über die Arbeit mit Blindenführhunden und da ich seit meinem 18. Lebensjahr immer Hunde hatte, faszinierte mich dieser Bericht von der ersten bis zur letzten Sekunde. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich wohl meinen Entschluss bereits gefasst:
‚Ich wollte Blindenführhundausbilderin werden!'
Am selben Abend sprach ich mit meinem Mann Andreas über mein Vorhaben und er fand die Idee großartig und unterstütze mich von Anfang an. Am nächsten Tag besorgte ich mir alle Fachbücher, die es über die Blindenführhundausbildung gab. Ich verschlang die Bücher und wurde in meinem Entschluss noch mehr bekräftigt. Nachdem ich einen Praktikumsplatz in einer Blindenführhundschule bekommen hatte, startete mein neues Abenteuer. Nach Beendigung des Praktikums war ich vollends davon überzeugt, dass ich endlich meinen Traum-Beruf gefunden hatte. Mein Mann und ich verließen unsere bisherigen Arbeitsstellen und lernten in einer Blindenführhundschule die Ausbildung von Blindenführhunden.
Ich hatte vom ersten Trainingstag an das Gefühl, dass ich endlich eine Arbeit gefunden hatte, die mir sinnvoll erschien.
Hatte ich zuvor immer Probleme gehabt, früh aus dem Bett zu kommen, so gelang es mir nun mühelos.
Nachdem ich meine ersten zwei Blindenführhunde ausgebildet und an ihre blinden Besitzer übergeben hatte, war ich sehr glücklich und unglaublich zufrieden!
Einem harmonischen Führhundgespann bei der gemeinsamen Arbeit zuzusehen ist etwas ganz besonderes. Das gegenseitige Vertrauen zwischen dem sehbehinderten oder blinden Menschen und seinem Blindenführhund ist fast grenzenlos und das Zusammenspiel einzigartig! Dadurch, dass sich die Beiden täglich aufeinander verlassen müssen, wächst eine so starke Verbindung, wie ich es nie für möglich gehalten hätte. Es verursacht mir heute noch eine Gänsehaut, wenn ich ein gutes Führgespann arbeiten sehe. Darüber hinaus bin ich immer wieder von der Begeisterungsfähigkeit und dem Tatendrang meiner Ausbildungshunde fasziniert. Wenn es dann noch gelingt für jeden einzelnen Blindenführhund den passenden sehbehinderten oder blinden Kunden auszuwählen und diese Beiden zu einem guten Gespann zusammen zu führen, hat sich die Arbeit gelohnt. Es erfüllt mich immer wieder aufs Neue mit innerer Zufriedenheit und Stolz, wenn das Führgespann sich gegenseitig „blind vertraut“.
Ich hoffe, dass ich einen Teil meiner Begeisterung an die Leser weitergeben kann und dass mein Buch dazu beiträgt, dass der Arbeit von Blindenführhunden mehr Beachtung geschenkt wird, denn sie leisten einen sehr wichtigen Beitrag zur Selbständigkeit von sehbehinderten und blinden Menschen!
Für die Unterstützung bei der Verwirklichung meiner Buch-Idee, möchte ich mich insbesondere bei Maria Mai für die einfühlsamen Illustrationen und für ihr hervorragendes Sprachgefühl bedanken.
Eine weitere unentbehrliche Hilfe waren mir mein Mann Andreas Kohl, sowie Anna-Lea Hiller und Brigitte Schäfer, die einen wichtigen Anteil bei der Fertigstellung des Buches leisteten.
Tanja Kohl
Bad König, Dezember 2010