Читать книгу EXIT NOW! - Teri Terry - Страница 12

AVA

Оглавление

Ich dachte schon, sie kommt nicht mehr, und will gerade gehen – wahrscheinlich auch etwas zu früh, aber ich bin irgendwie nervös. Und das mag ich gar nicht.

Doch da sehe ich sie durch die Glastür hindurch. Die stellvertretende Direktorin läuft neben ihr her. Muss sie begleitet werden, damit sie nicht abhaut? Die Konrektorin öffnet die Tür und gibt ihr einen sanften Schubs.

»Hallo, Ava. Kennt ihr zwei euch?« Samantha schüttelt den Kopf, aber ich kenne sie. Jeder kennt sie hier.

»Samantha, das ist Ava Nicholls. Eine unserer besten Schülerinnen aus der Oberstufe!« In ihrer Stimme schwingt Staunen mit, fehlt nur noch, dass sie sagt: Sehr verwunderlich für eine Stipendiatin, besonders bei dem familiären Hintergrund. Das musste ich mir schon etliche Male anhören, wenn neue Schüler rumgeführt wurden. So nach dem Motto: Wenn sie es schon schafft, stellt euch vor, was ihr erst erreichen könnt! Aber heute schenkt sie sich das. »Und das ist Samantha Gregory.« Es klingt, als würde sie ein Kunstwerk von unschätzbarem Wert präsentieren.

»Einfach Sam«, sagt sie und tritt von einem Fuß auf den anderen.

Ich lächle vorsichtig. »Hi, Sam.«

»Na, dann lass ich euch beiden mal allein. Sieh zu, dass du die Zeit gut nutzt, Samantha«, sagt die Konrektorin. Als sie uns den Rücken zugewandt hat, verdreht Sam die Augen.

Kaum ist die Tür ins Schloss gefallen, läuft sie im Nachhilfezimmer umher. Sie schaut sich die Regale mit den Büchern an, streift das Schreibpapier auf dem Tisch mit den Fingern. Mich lässt sie links liegen. Sie bewegt sich wie eine Katze, groß ist sie nicht, aber ihre Bewegungen sind präzise und geschmeidig.

»Willst du dich nicht setzen?«, frage ich schließlich.

Seufzend nimmt sie mir gegenüber Platz, Ellenbogen auf den Tisch, den Kopf in die Hände gestützt.

»Was erhoffst du dir von den Stunden hier?«, frage ich.

»Dass wir früh Schluss machen?«

Als ich eine Braue hochziehe, schaut sie verlegen weg. Dann richtet sie sich auf und verschränkt die Arme vor der Brust. »Tut mir leid. Das hat nichts mit dir zu tun. Die Nachhilfe ist nicht auf meinem Mist gewachsen und ich hatte schon was vor. Bestimmt würdest du auch lieber was anderes machen.«

»Kann sein, aber ich brauche das Geld.«

Interessiert sieht sie mich an. Offenbar ist ihr das Konzept, dass jemand Geld braucht, fremd. »Was bezahlen sie dir?«

»Den üblichen Mindestlohn für eine Siebzehnjährige: 20 Pfund die Stunde.«

»Wie wär’s damit? Ich zahle dir 25 Pfund die Stunde und du gibst mir zum Schein Nachhilfe. Berichtest von meinen phänomenalen Fortschritten. Das wäre doch ein super Geschäft! Dann würdest du 45 Pfund die Stunde bekommen, ohne einen Finger krummzumachen. Und ich hätte ein wenig Freizeit.«

Ich tue so, als würde ich überlegen, dabei habe ich Mühe, mir den Schock nicht anmerken zu lassen. Sie hat so viel Geld, dass sie mir die 25 Pfund einfach so überlassen könnte? Und vielleicht bin ich ja tatsächlich ein wenig versucht. Aber mehr, um aus der Nummer rauszukommen, als wegen des extra Geldes, wobei mir das auch gelegen käme.

Ich schüttle den Kopf. »Dafür müsste ich ja lügen. Das kann ich nicht. Außerdem würde ich von der Schule fliegen, wenn das rauskommt.«

»Mist. So was in der Art habe ich schon befürchtet.«

»Die wollen doch nur, dass du bei den Prüfungen besser abschneidest. Sind dir deine Noten denn egal?«

Sam zuckt die Achseln. Als sie nach unten blickt, fällt ihr das Haar ins Gesicht. Ob die Haarfarbe echt ist? So hellblond? Schwer zu glauben, aber ein dunkler Ansatz ist auch nicht zu erkennen. Sie streicht sich ein paar Strähnen zurück und schaut mich an.

»Es ist mir nicht egal. Aber es ist mir auch nicht wichtig.«

»Was denn dann?« Und nun bin ich wirklich gespannt, was für jemanden wie sie wichtig ist.

So wie sich mich ansieht, scheint sie erst ehrlich antworten zu wollen. Doch dann wendet sie sich kopfschüttelnd ab. »Lass es uns so schnell wie möglich hinter uns bringen. Okay?«

»Klar.« Ich schlage die Mappe mit den Unterrichtsmaterialien auf. »Deine Lehrer haben mir in allen Fächern Aufgaben gegeben. Außer in Kunst.«

»Und ich hatte gehofft, wir könnten zusammen eine Obstschale malen.«

»Dabei könnte ich dir nicht helfen. Willst du aussuchen, womit wir anfangen?«

Sie blättert durch die Unterlagen und sucht schließlich das Fach mit den wenigsten Aufgaben heraus. »Mathe.«

Schon bald zeigt sich, dass es so ist, wie ihr Lehrer gesagt hat: Sie ist sehr wohl imstande, die Aufgaben zu lösen, wenn sie sich denn die Mühe macht. Vielleicht wird sie nie eine Einser-Schülerin werden, aber verbessern kann sie sich allemal.

Aber warum sollte sie sich anstrengen? Sie hat doch alles. Sie muss keine Angst haben, zwischen Kartons schlafen zu müssen, falls sie keinen Job bekommt.

EXIT NOW!

Подняться наверх