Читать книгу connect - Thea Mengeler - Страница 11

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Die nächste Woche lässt Ava wenig Zeit darüber nachzudenken, ob sie nicht doch lieber Konditorin oder Schuhmacherin geworden wäre. Kaum hat sie den ersten Kaffee in der Hand, will Dave schon mit ihr und Mel sprechen. Sie sollen kurzfristig auf einem Pitch aushelfen. Ein Freelancer-Team hat schon zwei Wochen darauf gearbeitet, aber die Konzepte sind nicht zu gebrauchen. Also braucht man das Team, das schon so viele andere Pitches gewonnen hat, braucht Ava und Mel, braucht sie sofort. Die Kundenpräsentation ist am Montag. Erste Abstimmung mit Dave morgen. Danke und tschüss. Dem Kreativgeschäftsführer schlägt man nichts ab.

Ava und Mel schauen sich die bisherigen Konzepte an, sind sich einig, dass nichts davon zu gebrauchen ist, sind sich ebenso einig, dass es weniger an der Unfähigkeit der Freelancer liegt, als an dem nachträglich geänderten Briefing, müssen trotzdem bei null anfangen. Ihre anderen Jobs versuchen sie, in der Hälfte der eigentlich notwendigen Zeit zu erledigen, der Pitch kommt nach Feierabend. Und jeden Morgen Abstimmung mit Dave. »Wir sind noch nicht ganz da.« »Da können wir noch ein bisschen mehr rausholen.« »Wir sollten die Extrameile noch gehen.« »Habt ihr am Wochenende ein bisschen Zeit?«

Als die Präsentation am Montagmorgen um 11.00 steht, würde Ava am liebsten gleich wieder nach Hause gehen. Aber auch das Tagesgeschäft will erledigt werden, und die ersten Berater werde schon panisch wegen nicht eingehaltener Deadlines. Kann Ava nicht kurz eine kleine Änderung machen? Dauert auch nur fünf Minuten, nur zehn Minuten, nur eine winzige Anpassung.

»Na, bist du schon durchgebrannt, um Milchbäuerin zu werden, oder hättest du heute Abend Lust auf Vietnamesisch?«, schreibt Lina am Donnerstag.

»Lust ja, aber der Sklaventreiber steht mit der Peitsche hinter mir. Aber unbedingt bald!«, antwortet Ava. Sie weiß, dass sie auch heute das Büro nicht pünktlich verlassen wird.

Das Wochenende verbringt Ava im Bett, steht nur auf, um dem Pizzaboten die Tür zu öffnen und schließlich am Sonntagabend, um endlich mal Wäsche zu waschen. Als sie aus dem Waschkeller zurückkommt, blinken zwei verpasste Anrufe auf ihrem Display. Einer von Jan, einer von Mel. Ava lässt sich zurück aufs Bett fallen, schließt die Augen. Unter ihrem Brustbein pocht es fast schmerzhaft. Sie bemüht sich, langsam zu atmen, ruhig zu atmen. Als der Druck in ihrem Brustkorb nachlässt, drückt sie auf Rückruf.

Am Freitagnachmittag, nach einer weiteren übervollen Woche, will Ava bloß noch weg. Weg vom Büro, weg selbst von Mel und Liz. Aber auch allein sein will sie nicht, will nicht zurück in ihre Wohnung. Einen Abend wie den mit Lina will sie. Wein trinken, Blödsinn reden. Vielleicht könnte das diesen Tag noch retten.

»Ich brauche Wein. Zeit?«

Die Antwort folgt wenige Sekunden später.

»Tut mir leid, hab heute schon was vor.«

Natürlich. Avas Stimmung fällt gleich noch ein paar Etagen tiefer. Aber Lina tippt noch weiter.

»Aber komm doch mit! 19.00 Jägerstr. 14. Zieh was Bequemes an.«

»Was Bequemes?«

»Ja, wir machen ein bisschen Sport.«

Ava zögert. Eigentlich hat sie keine Lust, heute Abend noch was zu machen, bei dem sie sich anstrengen muss.

»Danach gibt’s auch Wein. Versprochen!«

Ava muss lachen.

»Na wenn das so ist. Dann bis 19.00.«

Und vielleicht wird ein bisschen Bewegung ja sogar ganz gut tun. Ist immerhin lang genug her, dass sie das letzte Mal Sport gemacht hat.

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