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C. Dogmatische Schriften
ОглавлениеZu den dogmatischen, genauer dogmatisch-polemischen Schriften gehören:
1. Die Widerlegung der zwölf Anathematismen des Patriarchen Cyrill von Alexandrien, Reprehensio duodecim capitum seu anathematismorum Cyrilli (ἀνατροπὴ τῶν δώδεκα κεφαλαίων) [anatropē tōn dōdeka kephalaiōn]. Sie enthält eine scharfe und vielfach zu weitgehende Kritik der genannten Anathematismen. Sie wurde auf Anregung des Patriarchen Johannes von Antiochien zu Anfang des Jahres 430 verfaßt. Der Bischof Euoptius von Ptolemais (in Libyen) übermittelte sie dem Cyrill, der sofort in Form eines Briefes an Euoptius darauf erwiderte. Die Schrift des Theodoret selbst ist verloren gegangen, sie ist uns aber erhalten in der Form, wie sie Cyrill in seine Erwiderung aufgenommen hat. Allem Anschein nach hat sie Cyrill unverkürzt wiedergegeben58. Die Schrift findet sich daher auch in den Werken des Cyrill mit den Anathematismen zusammengestellt59.
2. Das Pentalogium, richtiger Pentalogos (πεντάλογος) [pentalogos], ein größeres Werk in fünf Büchern gegen Cyrill und das Ephesinum, hat sich nur in einigen Bruchstücken erhalten60.
3. Die beiden zusammengehörigen Traktate „De sancta et vivifica Trinitate” (περὶ τῆς ἁγίας καὶ ζωοποιοῦ τριάδος) [peri tēs hagias kai zōopoiou triados] und „De incarnatione Domini” (περὶ τῆς τοῦ κυρίου ἐνανθρωπήσεωσ) [peri tēs tou kyriou enanthrōpēseōs] wurden erst von Kardinal Angelo Mai aus einem vatikanischen Kodex ans Licht gezogen und in seiner Nova Bibliotheca Patrum61 herausgegeben und dem Patriarchen Cyrill von Alexandrien zugeschrieben; und nach dem Vorgang Mais hat auch Migne die beiden Abhandlungen unter die Werke des Cyrill aufgenommen62; 1888 hat jedoch Ehrhard mit guten Gründen nachgewiesen, daß sie nicht Cyrill zum Verfasser haben, sondern geistiges Eigentum des Theodoret sind63. Beide Schriften, namentlich die zweite, greifen Cyrill nicht direkt an, wollen überhaupt nicht polemisieren64, bekämpfen aber gleichwohl leidenschaftlich die Erben des Apollinarismus, unter denen zweifelsohne Cyrill und seine Freunde gemeint sind. Verfaßt sind beide Abhandlungen wohl kurze Zeit nach dem Ephesinum65, vielleicht alsbald nach dem Frieden vom Jahre 433.
4. Das dogmatische, näherhin christologische Hauptwerk Theodorets ist sein Eranistes seu Polymorphus (ἐρανιστὴς ἤτοι πολύμορφοσ) [eranistēs ētoi polymorphos], der Bettler oder Vielgestaltige66, in vier Büchern, 447 geschrieben67. Die ersten drei Bücher verlaufen in Form eines Dialoges zwischen einem Orthodoxen und einem Bettler (= Monophysiten). Sie führen die Titel: Ἄτρεπτοσ [Atreptos] (immutabilis), ἀσύγχυτος [asynchytos] (inconfusus) und ἀπαθὴς [apathēs] (impassibilis). Sie wollen nämlich die drei Hauptsätze beweisen: 1. daß die göttliche Natur in Christus unveränderlich ist, 2. daß die göttliche und menschliche Natur in Christus unvermischt und unversehrt nebeneinander bestehen, und 3. daß die göttliche Natur in Christus leidensunfähig ist. Das vierte Buch faßt den Inhalt der drei Dialoge nochmals in Form von (40) Syllogismen zusammen. Die Schrift ist nicht gegen Cyrill und die Katholiken gerichtet, da Cyrill im zweiten Dialog als Zeuge für die katholische Wahrheit angeführt und unter „die großen Lichter des Erdkreises” gezählt wird68, sondern wendet sich gegen den Monophysitismus, der ein von verschiedenen früheren Häretikern (Simon Magus, Cerdo, Marcion, Valentin, Bardesanes, Apollinaris, Arius und Eunomius) zusammengebettelter, vielgestaltiger Irrtum sei69. Dem Zweck der Schrift entsprechend, die Monophysiten nicht nur zu bekämpfen, sondern auch zu gewinnen, sind unter den Väterzeugnissen nestorianische Autoritäten (Diodor von Tarsus und Theodor von Mopsuestia) nicht aufgeführt worden, da deren Aussprüche für die Monophysiten von vornherein keinen Wert hatten70. Sehr schön ist gleich im Anfang des ersten Dialogs der Unterschied zwischen οὐσία [ousia] und ὑπόστασις [hypostasis] auseinandergesetzt, freilich nur in seiner Anwendung auf die Trinitätslehre71. Erhalten ist das Werk in einer zweiten, vermehrten Ausgabe. Es sind nämlich zwanzig Väterstellen, die Papst Leo seiner dogmatischen Epistel an den Patriarchen Flavian folgen ließ, später, nach dem Konzil von Chalcedon, den Väterzitaten am Schluß des zweiten Dialoges angefügt worden72.
5. Eine Reihe von dogmatischen Werken Theodorets ist verloren gegangen: so eine Verteidigungsschrift für Diodor von Tarsus und Theodor von Mopsuestia, wahrscheinlich gegen die Angriffe des Cyrill (um 438)73, eine Schrift gegen die Arianer und Eunomianer in zwölf Büchern74, eine Schrift gegen die Macedonianer in drei Büchern75, eine weitere Schrift gegen die Apollinaristen76, eine andere gegen die Marcioniten77 und endlich der Liber mysticus78, der in zwölf Büchern die Mysterien des Glaubens gegen häretische Angriffe in Schutz nahm79.