Читать книгу Das Blut der Auserwählten - Thomas Binder - Страница 67
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ОглавлениеDas oben genannte Superhirn, der Verursacher der Explosion, war ironischerweise Niccys Freund - oder somit Ex-Freund Mark selbst - und diese Gedankenlosigkeit kostete ihm das Leben.
Manche sagten, er habe es verdient, andere, sie hätten ihn nie wirklich gekannt. All das war Niccy vollkommen egal.
Sie konnte Marks Tod nie endgültig verarbeiten. Beinahe, aber nie endgültig.
Die Beerdigung bestand aus fünf Leuten inklusive des Pfarrers, dessen Grabrede nur sehr kurz war, da Mark den größten Teil seines Lebens besoffen in Bars oder bei der Arbeit in der Werkstatt verbracht hatte ...
Niccy war am Boden zerstört und hatte praktisch schon mit ihrem Leben und dem ihres ungeborenen Sohnes abgeschlossen. Kurt empfand dieses eigenartige und fremde Gefühl des Mitleids noch stärker, nachdem sie mit der Geschichte fertig war. Er hatte sich noch nie vorher so gefühlt... Aber, sie war so ... allein. Das fand Kurt nicht richtig. Außerdem fühlte er, wie Niccy immer weiter in Depressionen ab glitt.
Man könnte fast sagen, dass er zum ersten Mal in seinem bisherigem Leben, so etwas wie Liebe empfand, so etwas wie ein positives Gefühl, wie Geborgenheit, Sicherheit, oder Sympathie. Wie etwas, weswegen es sich lohnte, zu leben.
Er und Niccy verbrachten fast einen Monat damit, stundenlange Gespräche zu führen und unzählige kurze Augenblicke der Hoffnung zu erleben. Er wollte sie wieder aus dem psychischem Loch heraus ziehen, in dem sie steckte. Zwischendurch schaffte Kurt es sogar, sie ganz kurz zum Lachen zu bringen mit irgendeiner Geschichte, in der er immer der tollpatschige und unfähige, aber liebenswerte Protagonist war.
Er fühlte sich irgendwie verantwortlich für sie und sie kamen sich körperlich wie seelisch näher und näher. Kurt begann, die Lebenslust wieder zu finden und konnte Niccy, so gut es ging, immer weiter aufbauen. Zum ersten Mal spürte Kurt, wie Gefühle eine positive Auswirkung auf ihn selbst hatten.
Gefühle, die Menschen halfen; die Menschen am Leben erhielten; die Niccy am Leben erhielten und wahrscheinlich auch Kurt selbst.
Die Zeit verging rasend schnell. Kurt hatte mittlerweile wieder angefangen, als Mechaniker in derselben Werkstatt weiter zu arbeiten. Niccy hatte sich inzwischen die blonden Haare kurz schneiden und schwarz färben lassen. Ein Zeichen für einen neuen Lebensabschnitt.
Sie hatte sich verändert. Früher war sie ... anders, hilfloser. Aber jetzt ...
Dann, einen Monat später, bekam Niccy ihren Sohn, Brandon. Das Kind war eine Frühgeburt, da sie damals erst im 7. Monat war. Anfangs war es nicht sicher, ob der Kleine überleben würde, aber Brandon war ein Kämpfer.
Kurts Bestimmung sollte jedoch – trotz der Gefühle für Niccy - nicht die eines guten Vaters sein.